Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Fang seines Lebens: 2,08 Meter großen Wels an der Angel

Der 24-jährige Lukas Bek holt 58 Kilogramm schweren Fisch aus dem Olzreuter See bei Bad Schussenri­ed

- Von Daniel Häfele

BAD SCHUSSENRI­ED - Diese Nacht wird der 24-jährige Lukas Bek wohl nie mehr in seinem Leben vergessen – und wohl noch seinen Enkeln davon erzählen: Aus dem Olzreuter See bei Bad Schussenri­ed hat er einen 2,08 Meter großen und 58 Kilogramm schweren Wels herausgezo­gen. „So einen Fisch fängt man nur einmal im Leben. Das ist einmalig“, schildert der leidenscha­ftliche

Angler der „Schwäbisch­en

Zeitung“. Seine Geschichte liest sich wie ein Krimi.

Es ist Samstagabe­nd. Lukas Bek, der in dem Weiler Schienenho­f zu Hause ist, macht sich mit seiner Freundin auf zum Olzreuter See. „Ich bin so gut wie jede freie Minute am Gewässer“, sagt er. Seit drei Jahren hat er den Angelschei­n, schon in seiner Kindheit verbrachte er viele Stunden mit seinem Vater beim Fischen. Der Olzreuter See liegt knapp zwei Kilometer nordöstlic­h von Bad Schussenri­ed und gehört dem Land Baden-Württember­g, das ihn an den gleichnami­gen Angelsport­verein verpachtet hat. Lukas Bek gehört dem 25 Mitglieder starken Verein an, weshalb auch er dort seine Angel auswerfen darf.

Im Vorfeld beobachtet

Genau dies tut er auch an besagtem Abend. „Ich wusste, dass ein so großer Wels in dem Gewässer ist. Wir beobachten den Olzreuter See sehr genau“, erzählt er rückblicke­nd. Mit spezieller Ausrüstung – ohne eine starke Angel mit fest sitzendem Drill und starker Schnur geht bei so einem Vorhaben nichts – macht er sich ans Werk. Große Hoffnung hat er nicht: „Als ich im letzten Jahr einen 1,55 Meter großen Wels fing, brauchte ich mehr als 25 Anläufe.“Denn wer die Fische mit dem breiten Maul an die Angel bekommen will, braucht Geduld. Darüber hinaus müssen Wassertemp­eratur, die Qualität des Köders, die Jahreszeit und der Luftdruck passen. Um kurz nach Mitternach­t ist es dann passiert, der über zwei Meter große Wels hat angebissen.

Acht Meter tiefer See

Das Tier beginnt an der Angel zu reißen. Die Schnur verheddert sich. Lukas Bek hat auf diese Weise keine Chance mehr, den Fisch aus dem bis zu acht Meter tiefen See zu ziehen. Er holt einen Vereinskol­legen, der zufällig in der Nähe ist, zur Hilfe. Beide schnappen sich ein Boot und hangeln sich entlang der gespannten Angelschnu­r in die Nähe des Fisches. Viel sehen sie nicht, einzig eine Petroleuml­ampe leuchtet ihnen den Weg durch die schwarze Nacht. Längst haben die beiden Männer nicht mehr die Kontrolle. Der Wels zieht sie über den kompletten See. „So ein Wels ist ein einziger Muskelstra­ng.

„So ein Wels ist ein einziger Muskelstra­ng.“Lukas Bek

Wir kamen uns vor, als säßen wir in einer Nussschale. Da merkst du erst einmal, wie klein und schwach wir Menschen sind“, berichtet er. Die Irrfahrt über den See dauert eine ganze Weile, doch irgendwann, als der Wels müde wird, wittert der 24-Jährige seine Chance. Er greift mit beiden Händen beherzt ins Maul des Fisches und zieht ihn ins Boot. Geschafft. Er sagt: „Ich habe erst einen Freudensch­rei losgelasse­n. Dieses Gefühl ist unbeschrei­blich.“

Kaum natürliche Feinde

Laut ihm ist so ein Fang wie dieser äußerst selten, wenn nicht sogar einmalig: „Im Olzreuter See hat es so etwas noch nie gegeben. Am Rhein oder Po in Italien kann man Welse dieser Größenordn­ung eher finden.“Welse wachsen immer, also von der Geburt bis zum Tod. „Sie haben eine Lebenserwa­rtung von bis zu 60 Jahren, weshalb sie auch so groß werden können.“Darüber hinaus haben Welse kaum noch natürliche Feinde, sie stünden an der Spitze der Nahrungske­tte. Der Wels, den er sich geschnappt hat, ist etwa 30 Jahre alt gewesen.

Was tun mit dem Fang?

Doch was tun mit solch einem Fang? Lukas Bek hat den Fisch im Schuppen seines Elternhaus­es aufgehängt und tags darauf in stundenlan­ger Arbeit filetiert. Natürlich schauten dabei auch Vereinsmit­glieder vorbei. „Ich habe zwei große Filetstück­e mit einer Länge von 1,40 Meter herausbeko­mmen. Bei so einem alten Fisch muss man natürlich viel traniges Fleisch wegschneid­en“, sagt er. Doch geschmackl­ich sei alles vom Feinsten. Der heimische Gefriersch­rank ist jetzt natürlich randvoll, darin finden sich unzählige WelsPortio­nen von 500 Gramm bis 1,5 Kilo. Davon bekommen natürlich Freunde, Familie und der Angelverei­n reichlich ab. „Vor allem meiner Freundin und dem Vorstand möchte ich danken. Ohne sie hätte ich das nicht geschafft“, sagt Lukas Bek. Er wird übrigens weiter angeln – denn in dem See befinden sich nach seinen Beobachtun­gen noch ein paar Welse mit ähnlichen Dimensione­n.

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FOTOS: PRIVAT Lukas Bek mit seinem Fang: Gemeinsam mit Freundin und einem Vereinskol­legen hat er den 2,08 Meter großen aus dem See geholt und dann im heimischen Schuppen aufgehange­n.
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Für einen solchen Fang müssen die äußeren Bedingunge­n stimmen. In der Nacht von Samstag auf Sonntag kurz nach Mitternach­t war es so weit. TRAUERANZE­IGEN

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