Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
„Bei der Bleiche handelt es sich um einen komplexen Sachverhalt“
Thomas Manz spricht über die Bleiche-Pläne und entkräftet die Kritik der Bürgerinitiative Bleiche
BAD WALDSEE - Die Bürgerinitiative Bleiche will eine repräsentative Umfrage zu den Bleiche-Plänen veranlassen. Wolfgang Heyer hat Thomas Manz, Erster Beigeordneter der Stadt, mit den Kritikpunkten der Initiative konfrontiert.
Herr Manz, die Bürgerinitiative Bleiche wird eine Umfrage zu den Bleiche-Plänen durchführen. Was hält die Stadt davon?
Wir leben in einer Demokratie. Eine Umfrage kann daher von jedem zu jeder Zeit durchgeführt werden. Ob die Umfrage dann repräsentativ und auswertbar ist, ist eine ganz andere Frage. Vielmehr werden hier oft nur emotionale Themen angesprochen. Bei der geplanten Änderung zum Bebauungsplan Bleiche handelt es sich um einem komplexen Sachverhalt. Dieses zu verstehen und zu analysieren, bedarf es einer entsprechend vorausgehenden breiten und detaillierten Information, die eine Umfrage nicht liefern kann.
Größter Kritikpunkt der Bürgerinitiative sind die geplanten Busbuchten. Hauptbedenken ist es, dass es zu langen Rückstaus kommen wird? Können Sie diese Bedenken nachvollziehen?
Die Auswirkungen der haltenden Busse auf den Verkehr wurden im Zuge einer Verkehrssimulation überprüft. Rückstauungen hinter haltenden Bussen sind kurz, sie treten nur zeitweilig auf und lösen sich nach dem Abfahren der Busse von der Haltestelle schnell wieder auf. Die Wartezeiten des Kfz-Verkehrs wegen der haltenden Busse sind über den Tag betrachtet geringer als die Wartezeiten, die derzeit durch die bestehende Ampel an der Grabenmühle entstehen. Was wir nicht verstehen können, ist, dass man einerseits die Forderung nach einer solchen Simulation gestellt hat, um genau diese Frage zu beantworten, die daraus resultierende Antwort allerdings nicht akzeptieren will, da sie nicht ins eigene politische Kalkül passt. Dies erinnert mich gerade an die Themen in Amerika – glaube nur deinen eigenen alternativen Fakten.
In Oberzell wurden die Busbuchten nach zehn Jahren wieder rückgebaut, weil das Gefahrenpotenzial mit den parkenden Bussen auf der Straße groß war. Berücksichtigt die Stadt diese Entwicklung in irgendeiner Form?
Solange der Bus zum Fahrgastwechsel auf der Fahrbahn hält, kann und darf er nicht vom aufschließenden Verkehr überholt werden. Durch die Lage der Haltestellen in unmittelbatesten rer Nähe zu den Mittelinseln können die wartenden Busse vom aufschließenden Verkehr auch nicht überholt werden. Der aufschließende Verkehr muss deshalb warten. Wir sehen daher gerade wegen dieser Situation auf der Bleichestraße kein Gefahrenpotenzial für Fußgänger.
Auch die Parkplatzsituation auf der Grabenmühle und der Bleiche wird kritisch angesehen und verlängerte Einkaufswege in die Innenstadt vermutet. Sind die Bedenken berechtigt?
In der Innenstadt gibt es circa 1 175 öffentliche Parkplätze. Nach der Umgestaltung der Bleiche und Grabenmühle gibt es gleich viele öffentliche Stellplätze, die sich anders verteilen. Derzeit werden zusätzlich 61 neue Stellplätze im Unterurbacher Weg geschaffen. Dadurch ist es möglich, die Gäste, Patienten und Mitarbeiter der Rehakliniken, die heute in der Friedhofstraße parken, auf die neu geschaffenen Stellplätze im Unterurbacher Weg zu verlagern. Vom weit-entfern- Parkplatz auf der Bleiche (nicht bewirtschafteter Teil) verlängert sich der Fußweg in die Innenstadt um circa 169 Meter. Für diese Wegstrecke benötigt man circa zwei Minuten zusätzlich. Dies gilt jedoch nur für einen Teil der Parkplätze auf der Bleiche. Für den größten Teil (alternativ: circa die Hälfte) der Parkplätze verlängert sich die Wegstrecke in die Innenstadt nicht wesentlich.
Einem möglichen Abriss der Stadthalle steht die Bürgerinitiative kritisch gegenüber. Wie steht die Stadt zu einem möglichen Abriss?
Es gibt derzeit keine Entscheidung über den Abriss der Stadthalle. Der Bebauungsplan schafft nur die Möglichkeiten, einen Nahversorger und eine neue Stadthalle am Standort Bleiche zu sichern.