Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Paten schenken Zeit und Freude
KiP-Projekt hat in zehn Jahren 168 Paten für Kinder psychisch kranker Eltern vermittelt
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RAVENSBURG - Für Miriam, Kevser, Amina und Julian hat das kleine Kürzel KiP große Bedeutung. Das vor zehn Jahren als Herzensanliegen von Kreis-Sozialdezernentin Diana E. Raedler gestartete Patenprojekt bietet Kindern psychisch erkrankter Eltern Entlastung und Stütze. Eine wichtige Rolle spielen dabei die ehrenamtlichen Paten, die in der Regel einmal in der Woche ihr “Patenkind“an ihrem Familienalltag teilnehmen lassen, ihm Zuwendung schenken und unterstützend wirken.
Vier von 168 Mädchen und Jungen, die dank KiP bislang in solche Patenschaften vermittelt wurden, hatten bei einer Feier zum zehnjährigen Bestehen des Projekts nur Gutes zu berichten. Julian lernte als Zehnjähriger seine Paten, eine Landwirtschaftsfamilie aus dem östlichen Landkreis, kennen. „Immer wenn ich samstags auf den Hof kam, hat mich erstmal der Hofhund Roxi bellend begrüßt“, schilderte er die herzliche Atmosphäre. Auch noch heute, als 19-Jähriger ist er bei seiner Patenfamilie gern gesehener Gast. Und er packt überall auf dem Hof mit an, wo’s nötig ist. Das sei eine „echte Win-Win-Situation“, erklären seine Paten lachend. Und Julians Eltern, die so die Belastung durch eine psychische Erkrankung besser bewältigen konnten, zeigten sich dankbar für die Unterstützung.
Kindern Zeit schenken
Nicht immer läuft es so ideal in diesem Kooperationsprojekt des Landkreis-Jugendamtes mit dem Ravensburger Verein Arkade. Aber Sylvia List, die als Sozialarbeiterin bei der Arkade zusammen mit ihrer Partnerin Friederike Bauer vom Landratsamt die fachliche Verantwortung trägt, ist sich sicher: Alle diese Patenschaften bringen nur Vorteile. „Sie schenken den Kindern Zeit und Aufmerksamkeit“, würdigte sie den Einsatz der Paten. Und dazu bedürfe es oftmals gar keiner großer Unternehmungen während der regelmäßig gemeinsam verbrachten Zeit.
„Zur Ruhe kommen, ernst genommen werden, Ermutigung erfahren“: Das sei so wichtig, bestätigten die drei jungen Frauen, die einige Jahre lang dank KiP wichtige Unterstützung auf ihrem Lebensweg durch Kindheit und Jugend erhielten. Und dabei konnten sie in ihrer eigenen Familie leben, auch wenn die psychische Erkrankung von Mutter oder Vater oder gar beiden Eltern dies bisweilen schwer gemacht hat. Für Kevser ist das, was ihr ihre Patin Bianca-Maria Veitl seit acht Jahren bietet, eine zweite Familie. Hier hat sie nicht nur ihre „andere Mama“, sondern auch noch drei zusätzliche Geschwister hinzugewonnen – und damit Vorbilder, Anregung, Ermutigung. „Ich habe mich bei Euch immer wohlgefühlt. Ihr seid immer für mich dagewesen, auch wenn ich mal Tiefpunkte hatte“, lauteten die Dankesworte des “Patenkindes“, das nach der Ausbildung inzwischen fest im Leben steht.
Finanzierung ist gesichert
Für die Initiatoren des KiP-Projektes waren diese Schilderungen gelungener Patenschaften Ansporn zum Weitermachen. Konrad Gutemann, Jugendamtsleiter im Landratsamt, betonte den präventiven Ansatz des Projekts. Die Finanzierung zu sichern, sei ein Kraftakt gewesen, jetzt aber mit 50 Prozent EUMitteln und 50 Prozent Landkreisgeldern gesichert. Mit der Arkade habe man den idealen Partner gefunden, hat der Verein doch große Erfahrungen mit dem Einsatz von Gastfamilien bei der Betreuung psychisch Kranker und junger Menschen mit vielfältigen Problemen gesammelt. Und die pädagogischen Fachkräfte der Arkade, zunächst Christine Franke und jetzt Sylvia List, haben ganz offensichtlich viel Engagement und Herzblut in das Gelingen des Patenschaftsprojekts gesteckt.