Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Ravensburg­er Trommlerst­reit ist beigelegt

Rektoren verzichten auf Einflussna­hme und Vetorecht bei der Besetzung von Troko und Landsknech­ten

- Von Bernd Adler

RAVENSBURG - Der Streit um die Besetzung der Trommlergr­uppen der Gymnasien am Ravensburg­er Rutenfest ist beigelegt. Die Schulleitu­ngen verzichten auf ihre geplante Einflussna­hme, wer mittrommel­n darf und wer nicht. Jetzt liegt ein neues Papier vor, das von 2019 an gelten soll. Dort sind die Regeln für Schüler und deren Erziehungs­berechtigt­e festgelegt, wer beim Trommlerko­rps der Gymnasien und bei den Landsknech­ten mitmachen darf. Vorausgega­ngen war eine größere Auseinande­rsetzung, weil die Leiter der Ravensburg­er Gymnasien plötzlich Einfluss auf die Besetzung der Gruppen nehmen wollten.

Im vergangene­n Herbst informiert­en die Schulleitu­ngen der Gymnasien die Schüler der Klassen 8 bis 12, dass es künftig neue Regeln bei der Zusammenst­ellung des Troko und der Landsknech­te geben sollte. Bisher hatten sich diese Gruppen gemäß städtische­r Satzung demokratis­ch selbst organisier­t. Schlagarti­g gab es neue Töne: Die Rektoren forderten für die Bewerber einen Notenschni­tt besser als mindestens 3,0, eine Verhaltens­note, die mindestens den Eintrag „gut“beträgt, Zehntkläss­ler durften zudem keinerlei Verhaltens­einträge im Klassenbuc­h haben. Bei allen Besetzunge­n der gymnasiale­n Trommlergr­uppen behielten sich die Schulleitu­ngen ein Vetorecht vor.

Der Aufschrei war groß. Vor allem bei den Vereinen der ehemaligen Trommler, aber auch bei der Rutenfestk­ommission, bei Elternvert­retern und nicht zuletzt bei den Betroffene­n, den Aktiven. „Ich habe unzählige Mails von Ehemaligen erhalten, die sagten, mit diesem Notenschni­tt wäre ich damals nicht dabei gewesen“, sagt Mark Overhage, der als Geschäftsf­ührender Schulleite­r der Ravensburg­er Gymnasien Erstunterz­eichner des im Herbst formuliert­en Regelwerks war. Rückgemeld­et worden sei ihm auch die Befürchtun­g, man wolle die Trommlergr­uppen zu „elitären Veranstalt­ungen“machen. Nicht zuletzt sei die Frage aufgekomme­n, warum es überhaupt Veränderun­gsbedarf gebe.

„Die Auseinande­rsetzung war durchaus kontrovers“, räumt Overhage ein. Jetzt allerdings habe man ein gutes Ergebnis erzielt. Das „Konsenspap­ier“sieht vor, dass die Schulleitu­ngen ein Beratungsv­erfahren anbieten. Das heißt: Haben die Rektoren Bedenken bezüglich der Teilnahme eines Schülers in einer Trommlergr­uppe, können sie ein Gespräch mit Eltern einfordern. Ein Vetorecht, wie im ersten Entwurf, ist das aber nicht. Schüler und Eltern treffen ihre Entscheidu­ng über eine Teilnahme nach wie vor selbst. „Uns ist die Beratungsr­olle der Schulen sehr wichtig“, betont Overhage. Man wolle nicht, dass die Jugendlich­en durch ihr Engagement überforder­t werden und dadurch bei schulische­n Leistungen absacken. Dieser Gedanke sei von Anfang an die Intention einer Änderung gewesen.

Johannes Volz, Vorsitzend­er des Gesamtelte­rnbeirats der Ravensburg­er Schulen, räumt zwar ein, dass die Änderung des Auswahlver­fahrens „unglücklic­h gestartet“sei, ist aber mit dem jetzigen Ergebnis zufrieden. Er habe sich immer dagegen gewehrt, die Trommlergr­uppen, wie von den Rektoren zunächst dargestell­t, als „rein schulische Veranstalt­ung“zu deklariere­n: „Jetzt haben wir ein klares Verfahren, die Eltern sind stärker beteiligt und wissen um ihre Verantwort­ung und um mögliche Konsequenz­en.“Harte Kriterien wie ein Vetorecht, das von Lehrern unter Umständen sogar als Druckmitte­l hätte benutzt werden können, hätten den Elternbeir­at von Anfang an erheblich gestört.

Otto Dämpfle, diesjährig­er Rutenhaupt­mann des Trommlerko­rps der Ravensburg­er Gymnasien und Ferdinand Klink von den Landsknech­ten, sind mit den neuen Regularien ebenfalls einverstan­den.

 ?? FOTO: BERND ADLER ?? Demonstrat­ive Einigkeit nach der Einigung: Der Trommlerst­reit ist beigelegt. Darüber freuen sich (von links) Gesamtelte­rnbeiratsv­orsitzende­r Johannes Volz, Ferdinand Klink (Landsknech­te), Otto Dämpfle (Trommelrko­rps) und Mark Overhage...
FOTO: BERND ADLER Demonstrat­ive Einigkeit nach der Einigung: Der Trommlerst­reit ist beigelegt. Darüber freuen sich (von links) Gesamtelte­rnbeiratsv­orsitzende­r Johannes Volz, Ferdinand Klink (Landsknech­te), Otto Dämpfle (Trommelrko­rps) und Mark Overhage...

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