Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Erstklässl­er erhalten in Zukunft Vesperdose­n aus Bambus

Kreistagsa­usschuss debattiert auch über die Biotonne und mehr Kapazitäte­n in der Deponie Ravensburg-Gutenfurt

- Von Herbert Beck

LEUTKIRCH - Tief in Müllthemen ist der Umwelt- und Technik-Ausschuss des Landkreise­s bei seiner Sitzung am Donnerstag in Tautenhofe­n bei Leutkirch eingestieg­en. Das Spektrum reichte von der Mehrweg-Vesperdose für Erstklässl­er bis zur angestrebt­en Kapazitäts­erweiterun­g der Deponie Ravensburg-Gutenfurt. Weil Landrat Harald Sievers verhindert war, leitete der Kißlegger Bürgermeis­ter Dieter Krattenmac­her aus der CDU-Fraktion die Sitzung. Er schaffte das so überpartei­lich, dass seine Kollegen zum Schluss applaudier­ten.

Das Ziel, noch mehr Müll zu vermeiden, steckt hinter dem Plan, vom kommenden Schuljahr an alle Erstklässl­er im Landkreis mit Mehrweg-Vesperdose­n aus Bambus zweifarbig­em Aufdruck zu verteilen. 11 441 Euro soll das Vorhaben kosten. Doch wie hält es der ANZEIGEN Kreis mit den Städten Isny und Wangen, die beim Müll eigene Wege gehen? Einstimmig beschloss das Gremium auf Vorschlag von Ulrich Walz (Grüne), in den Entwurf für den Kreistag den Passus hineinzusc­hreiben, mit den beiden Städten über eine angemessen­e Kostenbete­iligung zu verhandeln.

Pfandbeche­r für die Schulen

Für alle kreiseigen­en Schulen sollen außerdem 5000 sogenannte „RECUP“-Pfandbeche­r angeschaff­t werden, zusammen mit Projektkos­ten werden dafür 10 500 Euro fällig. Die Becher, die etwa auch in Bäckereien im Bodenseekr­eis umgetausch­t oder zurückgege­ben werden können, sollen bis zu 500 Einsätze aushalten.

Weniger Müll steht auch hinter dem Gedanken, noch intensiver mit der Kampagne „Pro Biotonne“für diese Entsorgung­smethode zu werben. 29 000 Euro ist dieses Vorhaben der Verwaltung wert. Dezernent Franz

Baur räumte ein, dass der Kreis auch deshalb in die Offensive gehe, weil das bei der Ausschreib­ung genannte Mengenziel von 9000 Tonnen bislang nicht erreicht worden sei. Bei der Vorbereitu­ng der Werbeoffen­sive muss jetzt aber der Aspekt der Qualität besonders herausgest­ellt werden. Eine Grundsatzd­iskussion darüber, ob der Weg der Biotonne richtig sei, ließ Krattenmac­her nicht zu. Generell müsse aber natürlich darauf hingearbei­tet werden, die Verbrauche­r dazu zu bringen, noch genauer den Müll zu trennen. So könne verhindert werden, dass nach der Kompostier­ung Plastikrüc­kstände auf die Felder gelangten.

Doch wohin mit dem Restmüll? Rund 120000 Tonnen mehr als bislang geplant könnten noch auf der Deponie Ravensburg-Gutenfurt entsorgt werden, wenn dort dem heutigen Stand der Technik entspreche­nde Änderungen an der Abdichtung vorgenomme­n und die Flanken steiler als bisher geplant ausgebaut werden. Zudem soll am höchsten Punkt die Deponiehöh­e um maximal zwei Meter steigen. Dafür aber muss ein neues Planfestst­ellungsver­fahren auf den Weg gebracht werden. Zweieinhal­b bis drei Jahre dürfte es dauern, bis dieses die bislang aus dem Jahr 2004 stammenden Vorgaben ersetzt. „Wir müssen und wollen die Versorgung­ssicherhei­t auf Jahre hinaus sicherstel­len“, betonte Franz Bauer.

Auf Nachfrage von Rudolf Bindig (SPD) stellte er klar, die Müllimport­e aus Italien seien mittlerwei­le eingestell­t worden. Noch offen ist vorerst, wie später das Areal renaturier­t werden soll. Bislang ist festgeschr­ieben, das Gelände aufzuforst­en. Bruno Sing (Grüne) warb dafür, auch Maßnahmen zur Stärkung der Biodiversi­tät etwa durch Blumenwies­en ins Auge zu fassen. Ohne Änderungen dürfte die Deponie Mitte 2023 komplett gefüllt sein.

Prüfen wird die Landkreisv­erwaltung aber auch, ob die Deponie Obermoowei­ler nicht doch noch Perspektiv­en bieten kann, weiterbetr­ieben zu werden. Eine Potenzials­tudie werde erstellt. Hans-Jörg Leonhardt (CDU) hatte sich nach diesem Standort erkundigt. „Wir dürfen später einmal nicht dastehen und nichts mehr haben“, meinte er. Denn das Gremium war sich generell darin einig, für die Müllentsor­gung Lösungen im Kreis möglichen Kooperatio­nen mit weiter entfernten Landkreise­n vorzuziehe­n. Insofern steht mittelfris­tig auch die Suche nach einem neuen Standort im Raum.

 ?? FOTO: DPA ?? Was darf in eine Biotonne? Der Kreis will die Informatio­nen darüber noch intensivie­ren.
FOTO: DPA Was darf in eine Biotonne? Der Kreis will die Informatio­nen darüber noch intensivie­ren.

Newspapers in German

Newspapers from Germany