Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Stadt bekommt 700 000 Euro für Integrationsmanager
Zweijähriges Projekt soll Flüchtlinge zu Ravensburger Bürgern machen
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RAVENSBURG - In der Stadt Ravensburg sollen die geflüchteten Menschen zu Mitbürgern werden. Dabei helfen ihnen seit Anfang des Jahres acht Integrationsmanager. Die Stellen dafür wurden neu geschaffen. Das Land Baden-Württemberg fördert das Projekt mit knapp 700 000 Euro. Der Sozial- und Integrationsminister Manfred Lucha hat den Zuwendungsbescheid jetzt an seine Heimatstadt übergeben.
Zum Hintergrund: Städte und Gemeinden in Baden-Württemberg können Integrationsmanager einstellen, die sich hauptamtlich um die Sozialberatung von Flüchtlingen in der Anschlussunterbringung kümmern – also um Menschen die bereits seit zwei, zweieinhalb Jahren in Deutschland leben. Die Integrationsmanager erstellen für die Geflüchteten individuelle Integrationspläne mit Zielen und Perspektiven und stehen ihnen als Lotsen zur Seite. In Ravensburg sind 5,5 solcher Stellen vorgesehen, die sich auf acht Personen verteilen. Auf etwa 60 Geflüchtete kommt eine Fachkraft.
Das baden-württembergische Sozialund Integrationsministerium stellt im Rahmen des Paktes für Integration landesweit rund 116 Millionen Euro bereit. 1000 Stellen sollen damit finanziert werden. Angelegt ist das Projekt auf zwei Jahre.
„Das Ziel ist, dass die geflüchteten Menschen in den Regelstrukturen ankommen“, beschreibt Minister Lucha. Heißt: Leben, Wohnen, Arbeit. Damit dies gelingt, müssen Lucha zufolge die notwendigen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Er betont: „Die Kommunen dürfen bei dieser Aufgabe nicht alleine gelassen werden.“
Für den Minister ist Ravensburg in Sachen Flüchtlingsarbeit und Integration eine Vorzeigekommune. Er lobt: „Die Stadt Ravensburg zeichnet aus, dass sie schon seit vielen Jahren eine am Gemeinwesen orientierte, soziale Arbeit für ihre Bürger mit unterschiedlichen Diensten anbietet. Das hat sich auch bei der Flüchtlingsfrage gezeigt. Das Thema wird hier ernst genommen und ganzheitlich angegangen. Die Menschen werden als Bürger akzeptiert.“
Bereits seit Januar sind die Integrationsmanager in Ravensburg im Einsatz. Insgesamt betreuen sie an die 460 Flüchtlinge. Der finanzielle Zuschuss vom Land beläuft sich auf 698 985 Euro. Die Durchführung des Projekts übernehmen die Träger Deutsches Rotes Kreuz (DRK) und Diakonisches Werk. „Das Trägersystem ermöglicht uns unglaubliche Flexibilität. Es hat sich bewährt – und zwar vom ersten Tag an, als wir die Flüchtlinge in Turnhallen untergebracht haben und Notübernachtungen brauchten. Die Menschen wurden von Anfang an begleitet und Beziehungen wurden aufgebaut“, sagt Ravensburgs Erster Bürgermeister Simon Blümcke. „Diesen Ravensburger Weg wollen wir weitergehen.“
Der Geschäftsführer des DRKKreisverbandes Ravensburg weist darauf hin, dass sich die Fragen und Probleme der Flüchtlinge innerhalb der vergangenen zwei Jahren verändert haben. „Zu Beginn ist vor allem die Grundsicherung im Mittelpunkt gestanden,“, so Krayss. Doch mittlerweile gehe es mehr darum, wie sich die Geflüchteten in der Gesellschaft einbringen können, zum Beispiel durch Ausbildung und Arbeit. „An diesem Punkt setzen die Begleitprozesse durch die Integrationsmanager an“, erklärt Manfred Lucha.