Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Sprung in ein neues Leben
Max Maas muss aus Verletzungsgründen seine Skikarriere beenden – Ziel Mentalcoach
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RAVENSBURG - Für die Uni-Prüfungen büffeln anstatt Pisten hinuntersausen. Einen Talk zum Thema Motivation organisieren anstatt den Rennkalender zu planen. Für Max Maas aus Waldburg haben sich die Prioritäten verschoben. Allerdings nicht freiwillig. Das linke Knie schmerzt zu sehr, um als Skiprofi weiterzumachen.
Schon seit Jahren bereitet Max Maas das linke Knie Probleme. chronische Entzündung des tief liegenden Schleimbeutels, so die Diagnose der Ärzte. Mit Spritzen und einigen Pausen ging es immer wieder weiter. „In letzter Zeit wurde es aber ganz schlimm“, sagt Maas. Der Arzt des Deutschen Ski-Verbands hat dem 23jährigen Waldburger von weiteren Spritzen abgeraten, um das Knie nicht weiter zu schädigen. „Jetzt kann sich der Schleimbeutel vielleicht vollständig erholen“, meint Maas.
„Ich hatte eine gute Zeit. Jetzt geht der Blick nach vorne.“
Max Maas
Mit „jetzt“ist aber auch die Tatsache verbunden, dass die Profikarriere von Maas unvermittelt zu Ende ist. „Die Gesundheit geht vor“, sagt der 23-Jährige. „Ich hatte eine gute Zeit, jetzt geht der Blick nach vorne, in ein neues Leben.“Der Stress bleibt: Nicht mehr im Training oder im Rennen, sondern an der Universität. Im Juli stehen für den Studenten der Betriebswirtschaftslehre in Kempten sechs Prüfungen an. Im dritten Semester ist Maas gerade, in zwei Jahren will er fertig sein – bis dahin kann er in Kempten noch vom speziellen Spitzensportstudiengang profitieren. Anschließend plant Maas ein Masterstudium der Wirtschaftspsychologie, eventuell in München. „Seit ich 14 Jahre alt bin, lebe ich im Allgäu“, sagt Maas. „Mich zieht es jetzt in eine große Stadt.“
Verbitterung über das abrupte Karriereende ist beim Gespräch mit Maas nicht zu spüren. „Ich durfte Kitzbühel erleben, das nimmt mir keiner mehr“, blickt der Waldburger auf seinen Start auf der legendären Streif zurück. „Ich war bei der Junioren-Weltmeisterschaft unter den Top zehn. Ich habe extrem viel gelernt und tolle Leute kennengelernt.“Da kommt dann doch ein bisschen Wehmut auf, denn: „Der Rennfahrerfamilie trauere ich schon nach. Viele Freundschaften werden sich leider verlaufen, aber eine Handvoll Freunde bleiben fürs Leben“, ist sich Maas sicher.
An Ideen für seine Zukunft mangelt es dem 23-Jährigen nicht. Er macht ein Praktikum bei einem Mentaltrainer, will später Unternehmen beraten, Mitarbeiter motivieren, „ihnen Ängste nehmen“. Zudem ist Maas gerade dabei, einen Motivationstalk mit bekannten Gesichtern aus dem Sport, der Wirtschaft und der Politik zu planen. „Da helfen mir natürlich meine zahlreichen Kontakte aus der Profisportzeit.“Ausstrahlen möchte Maas diesen Talk bei Youtube und auf seiner Homepage.
Ausbildung zum staatlichen Skilehrer
Ganz ohne Skifahren soll es aber nicht weitergehen. Im kommenden Jahr macht Maas die Ausbildung zum staatlichen Skilehrer. Normalerweise dauert das drei Jahre, weil er jedoch zur Nationalmannschaft gehörte, darf er an einem gesonderten Kurs teilnehmen, der nur rund 20 Tage umfasst. „Dieses Privileg will ich mir nicht entgehen lassen“, sagt Maas schmunzelnd.
Eine Möglichkeit hätte es für den Waldburger noch gegeben, weiter als Profi Rennen zu fahren. Dazu hätte sich Maas unters Messer legen und sich den Fettkörper hinter der Patellasehne im Knie entfernen lassen müssen. Das ist allerdings eine äußerst umstrittene Operation. „Ich müsste auf jeden Fall vier Monate komplett Pause machen“, sagt Maas. „Und das Knie hätte dann keine Pufferzone mehr.“Auf Dauer ginge das wohl nicht gut. Seinem Teamkollegen Tobias Stechert droht demnächst eine Kniebegradigung – eine schwere Operation. „Für ein künstliches Knie ist es bei ihm mit 32 Jahren noch zu früh“, weiß Maas, dem auch dadurch klar wurde: „Was bringt es mir, wenn ich mit 40 kein Knie mehr habe und nicht mehr mit meinen Kindern spielen kann?“Die Antwort: „Die Gesundheit geht vor.“Und somit nun das Leben nach der Profikarriere. Ohne Verbitterung. Aber mit ganz vielen Ideen. „Darauf “, sagt Maas, „freue ich mich sehr.“