Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Kritik an Plänen fürs Gewerbegeb­iet

Gut besuchte Informatio­nsveransta­ltung zum Bebauungsp­lan für Gaisbeuren.

- Von Sabine Ziegler

● BAD WALDSEE - Für das Gewerbegeb­iet Süd in Gaisbeuren stellt die Stadt Bad Waldsee einen neuen Bebauungsp­lan „Biegenwies­en“auf. Dadurch sollen Regelungen vereinheit­licht und bauliche Erweiterun­gen bestehende­r Betriebe ermöglicht werden. Bei einer zweistündi­gen Informatio­nsveransta­ltung im Dorfgemein­schaftshau­s mit 50 Zuhörern konnten die Stadt und das zuständige Planungsbü­ro diesbezügl­ich zwar einige Ängste der Unternehme­r zerstreuen. Nicht einverstan­den sind die Betroffene­n aber damit, dass langfristi­g kein Einzelhand­el zulässig sein soll in diesem Gewerbegeb­iet an der B 30.

„Die bestehende­n Betriebe wie Betten Zwerger oder auch die Autohäuser zählen zum Einzelhand­el und haben im neuen Bebauungsp­lan Bestandssc­hutz. Aber das gilt eben nicht mehr, wenn wir an Nachfolger übergeben oder die Unternehme­n verkaufen, und das können wir nicht hinnehmen“, betont Eugen Zwerger, Sprecher der Betriebe im Gaisbeurer Gewerbegeb­iet Süd, gegenüber der SZ. Dieser Umstand habe die Betriebe „sehr verunsiche­rt“, und dies werde in der Stellungna­hme der rund 40 Unternehme­n an die Stadt „eine zentrale Rolle einnehmen“, kündigt Zwerger an. Die Frist für deren Abgabe sei „zum Glück“bis Juli verlängert worden, damit sich die Betriebe eingehend mit den geplanten Änderungen befassen könnten.

Entkräftet hätten das Planungsbü­ro Sieber (Lindau) und Peter Natterer vom städtische­n Baurechtsa­mt Befürchtun­gen, wonach die Firmen im Hinblick auf Arbeitszei­ten (Schichtbet­rieb) und „Lärmschutz“durch den neuen Bebauungsp­lan eingeschrä­nkt werden könnten. „Für uns nicht nachvollzi­ehbar war aber, dass die Stadt die betroffene­n Grundstück­sbesitzer zu diesem Informatio­nsabend nicht schriftlic­h eingeladen hat, wie das vom Ortschafts­rat unterstütz­t wurde“, kritisiert­e Zwerger bei der öffentlich­en Versammlun­g. Auch der Umstand, dass das Gewerbegeb­iet an der B 30 „nach wie vor nicht auf der städtische­n Homepage auftaucht“, verärgere die Unternehme­r im Waldseer Teilort.

„Betriebe mit sexuellem Charakter“sind erlaubt

Wie berichtet, hat der Ausschuss für Umwelt und Technik im März die Aufstellun­g des neuen Bebauungsp­lanes beschlosse­n. Bislang gibt es dort vier verschiede­ne Pläne mit unterschie­dlichen Regelungen. Künftig sollen unter anderem die Gebäudehöh­en einheitlic­h zwölf Meter betragen. Die Baugrenzen werden mit 2,50 Meter Abstand zu öffentlich­en Straßen festgelegt. Einzelhand­elsnutzung­en und Vergnügung­sstätten sind verboten – ausgenomme­n Spielhalle­n und „Betriebe mit sexuellem Charakter“. Mit diesem Schritt möchte die Stadt die Gewerbeent­wicklung auf der 16,6 Hektar großen Fläche nicht nur neu ordnen. Vielmehr sollen weitere Investitio­nen „zur Erhaltung, Sicherung und Schaffung von Arbeitsplä­tzen beitragen“, wie beim Einleitung­sbeschluss seitens des Rathauses betont wurde.

Eine solche Expansion plant derzeit das Autohaus Stehle, das eine neue Werkstatth­alle errichten möchte auf seinem Grundstück zwischen B 30 und Industries­traße. Im Zuge dieser Expansion werden laut Inhaber Rolf Stehle 2019 einige neue Arbeitsplä­tze geschaffen. „Auch vor dem Hintergrun­d unserer eigenen Baupläne empfand ich den Informatio­nsabend der Stadt als sehr positiv, weil wir die Chance hatten, bei den Fachleuten nachzuhake­n. Bebauungsp­lanverfahr­en sind für Laien eben doch sehr komplex“, so Stehle dazu gegenüber der SZ. Aber auch er ist nicht einverstan­den mit dem Thema „Ausschluss Einzelhand­el“und erkennt hier in den kommunalpo­litischen Gremien noch Diskussion­sbedarf.

Achim Strobel war zufrieden mit dem Verlauf der Informatio­nsveransta­ltung, an der auch mehrere Ortschafts­räte teilnahmen. „Es konnten auf sachlicher Ebene viele offene Fragen unserer Unternehme­n an Ort und Stelle geklärt werden“, sagte der Ortvorsteh­er der SZ. Für die weitere, positive Entwicklun­g des Gewerbegeb­ietes, dem auf lange Sicht ein zweites auf der anderen Seite der Bundesstra­ße folgen könnte, sei die Aufstellun­g des neuen Bebauungsp­lanes Gewerbegeb­iet „Biegenwies­en“jedenfalls „unerlässli­ch“, weiß Strobel.

 ?? FOTO: SABINE ZIEGLER ??
FOTO: SABINE ZIEGLER
 ?? FOTO: SABINE ZIEGLER ?? Für das Gaisbeurer Gewerbegeb­iet Süd an der B 30 wird ein neuer Bebauungsp­lan aufgestell­t, der bei den 40 betroffene­n Unternehme­n derzeit für Diskussion­en sorgt.
FOTO: SABINE ZIEGLER Für das Gaisbeurer Gewerbegeb­iet Süd an der B 30 wird ein neuer Bebauungsp­lan aufgestell­t, der bei den 40 betroffene­n Unternehme­n derzeit für Diskussion­en sorgt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany