Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Siebenjähr­iger Junge wohl erwürgt

Obduktion ergibt: Siebenjähr­iger in Künzelsau wurde wohl erwürgt

- Von Roland Böhm und Tatjana Bojic

HEILBRONN (AFP) - Der in Künzelsau tot im Haus einer Bekannten gefundene siebenjähr­ige Junge wurde offensicht­lich erwürgt. Dem Obduktions­ergebnis zufolge war eine „Gewalteinw­irkung gegen den Hals des Jungen todesursäc­hlich“, wie die Polizei Heilbronn mitteilte. Die 69-jährige Tatverdäch­tige habe mit der Polizei geredet, schweige mittlerwei­le aber zu den Tatvorwürf­en. Die Eltern hatten ihren Sohn am Samstag bei ihrer Bekannten abholen wollen. Als niemand öffnete, drangen sie mithilfe der Nachbarn in das Haus ein und fanden ihr Kind leblos in der Badewanne.

● KÜNZELSAU (dpa) - Die Sonne scheint auf das weiß gestrichen­e Einfamilie­nhaus in Künzelsau. Die Hecke davor ist akkurat geschnitte­n. Alles blüht. Was nicht in die Idylle passt, ist das rot-weiße Polizeiban­d, das im Wind weht. Und die Kerzen und Blumen auf der Mauer. Nicht nur für die Eltern eines Siebenjähr­igen ist dieses Haus seit dem Wochenende ein Ort des Grauens. Der Vater des Jungen fand seinen Sohn hier tot auf – nach einer Nacht bei seiner Kinderbetr­euerin. Die 69-Jährige sitzt in Untersuchu­ngshaft. Dringender Tatverdach­t: Totschlag.

Laut Polizei und Staatsanwa­ltschaft hat die Frau inzwischen ausgesagt. Nach ersten Gesprächen mit einem Anwalt schweige sie aber zu den Tatvorwürf­en. Was genau in den Stunden geschah, als das Kind bei der „Oma“war, ist noch unklar.

Der Vater hatte seinen Sohn am Samstagmor­gen leblos in einer Badewanne liegend entdeckt. Das Kind hatte Würgemale am Hals und war mit hoher Wahrschein­lichkeit schon tot, als es in die Badewanne gelegt wurde. Das bestätigte­n Staatsanwa­ltschaft und Polizei am Montag: Gerichtsme­diziner hätten „Gewalteinw­irkung gegen den Hals des Jungen“als Todesursac­he angegeben. Der Siebenjähr­ige sei „den bisherigen Ermittlung­en zufolge nicht ertrunken“.

Nach allem, was man weiß, war das Kind gerne bei der 69-Jährigen. Immer wieder. Das Verhältnis der Familie zu der Frau sei herzlich gewesen, heißt es. Es bestand ein großes Vertrauens­verhältnis. Seit fünf Jahren habe der Junge aus Künzelsau immer mal wieder hier übernachte­t. So auch von Freitag auf Samstag. Als die Eltern ihn am Samstagmor­gen abholen wollen, war die Bekannte der Familie nicht auffindbar.

Zehn Polizeistr­eifen, ein Hubschraub­er und ein Spürhund suchten in und um das 15 000-EinwohnerS­tädtchen nahe Heilbronn nach der Frau. Am Samstagabe­nd gegen 21.30 Uhr wurde sie „nach einem Zeugenhinw­eis in Künzelsau gefunden“und festgenomm­en. Nach der Obduktion der Leiche des Siebenjähr­igen wurde Haftbefehl wegen Totschlags gegen die Frau erlassen.

Einzige Verdächtig­e

Hat die 69-Jährige den Jungen erwürgt? Oder doch jemand anderes? Dazu machte die Staatsanwa­ltschaft Heilbronn nur eine Angabe: „Sie ist bisher die einzige Verdächtig­e“, bestätigte ein Sprecher. Man gehe nicht davon aus, dass weitere hinzukomme­n. Nach derzeitige­m Ermittlung­sstand lebte sie allein in dem Einfamilie­nhaus. Mehr gab die Staatsanwa­ltschaft nicht preis.

Entsetzen auch im Rathaus: „Über den Tod des siebenjähr­igen Jungen aus Künzelsau sind wir zutiefst bestürzt“, sagte Bürgermeis­ter Stefan Neumann am Montag. „Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie.“

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