Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Trump verärgert Brüssel
US-Präsident setzt Strafzölle wieder nur befristet aus
WASHINGTON (dpa/sz) - Der Handelsstreit zwischen der EU und den USA droht sich wegen des Zollpokers von US-Präsident Donald Trump weiter zuzuspitzen. Die EU reagierte am Dienstag mit Verärgerung und Sorge auf Trumps Ankündigung, europäische Stahl- und Aluminiumprodukte wieder nur befristet von neuen US-Zöllen auszunehmen. „Die Entscheidung verlängert die Unsicherheit auf den Märkten“, teilte die zuständige EU-Kommission mit. Ähnlich äußerten sich Vertreter der Wirtschaft. Es sei „schädlich und falsch von den USA, die Ausnahmen wieder zu befristen“, kommentierte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Dieter Kempf. „Wirklich gefährlich wird es, wenn sich der Handelskonflikt auf weitere Länder ausweitet, etwa China“, sagte ifo-Chef Clemens Fuest.
●
BERLIN - Clemens Fuest (Foto: dpa), Präsident des Münchner ifo-Instituts, fordert im Gespräch mit Andreas Herholz bei der Auseinandersetzung um Zollschranken Entschlossenheit von den Europäern.
Herr Fuest, lässt sich ein Handelskrieg noch abwenden?
Dass Trump die Aussetzung verlängert hat, zeigt, dass er die Risiken für die USA durchaus ernst nimmt. Die Europäer sollten Entschlossenheit zeigen, dabei bleiben, dass sie auf Strafzölle mit gleicher Münze antworten würden, aber gleichzeitig das Gespräch suchen, um den Handelskrieg zu vermeiden.
Welche Auswirkungen hätten die amerikanischen Strafzölle auf die deutsche Wirtschaft und den Arbeitsmarkt?
So lange die Zölle auf Stahl und Aluminium beschränkt bleiben, werden einzelne Unternehmen dieser Branche die Zölle spüren. Gesamtwirtschaftlich fällt das nicht ins Gewicht. Es geht um ein Handelsvolumen von knapp zwei Milliarden Euro pro Jahr. Schwieriger wird es, wenn die Zölle ausgeweitet werden, zum Beispiel auf Autos. Wirklich gefährlich wird es, wenn sich der Handelskonflikt auf weitere Länder ausweitet, etwa China.
Der Ruf nach einem Neuanlauf für das gescheiterte Freihandelsabkommen TTIP wird lauter. Wie stehen die Chancen dafür?
Gegen den Plan, Zölle abzubauen, gibt es leider auf beiden Seiten erhebliche Widerstände von Lobbygruppen. Trotzdem sollte man es versuchen. Es wäre möglich, das kontroverse Thema Investitionsschutz erst einmal auszuklammern. Das könnte eine Einigung erleichtern.
Die EU bereitet schon Gegenmaßnahmen wie eigene Strafzölle auf amerikanische Produkte vor. Wäre das eine wirksame Antwort?
Es wäre bedauerlich, wenn es dazu kommt, aber es ist wichtig, Trump klarzumachen, dass Strafzölle beantwortet werden, und er letztlich auch amerikanischen Unternehmen schadet.