Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Trotz etlicher Chancen – FC Bayern scheitert an Real Madrid

München verpasst nach 2:2 bei Real Madrid das Finale der Champions League

- Von Patrick Strasser

Da half auch der flehende Blick von Trainer Jupp Heynckes (Foto: imago) nichts: Bayern München ist nach dem 2:2 (1:1) bei Real Madrid im Halbfinale aus der Champions League ausgeschie­den. Wie im Hinspiel (1:2) vergab der deutsche Meister etliche Chancen.

● MADRID - Es hat wieder nicht sollen sein für die Bayern! Koan Kiew – das Finale der Champions League erleben die Münchner nur am Fernseher. Durch das 2:2 (1:1) am Dienstag Abend im Champions-League-Halbfinale bei Real Madrid endet die diesjährig­e Europapoka­l-Reise. Gescheiter­t, wieder an Real Madrid. Gescheiter­t, wie schon im Hinspiel (1:2) vor allem an der eigenen Chancenver­wertung. Real, der Titelverte­idiger reist zum Finale am 26. Mai nach Kiew, spielt dort gegen Jürgen Klopps FC Liverpool oder AS Rom (Hinspiel 5:2, Rückspiel am Mittwoch). Die Tore von Joshua Kimmich und James Rodríguez sowie eine bärenstark­e kämpferisc­he Leistung und etliche Chancen der Bayern reichten am Ende doch nicht. Ein Tor fehlte!

Für Jupp Heynckes war es an alter Wirkungsst­ätte endgültig das letzte Europapoka­lspiel seiner Karriere, bevor er nach Saisonende zum zweiten Mal in Rente geht. Erstmals gelang es dem 72-Jährigen nicht, eine Mannschaft in ein Champions-League-Endspiel zu führen. 1998 hatte Heynckes mit den Königliche­n triumphier­t, 2013 mit den Bayern. Im Jahr zuvor stand seine Mannschaft im „Finale dahoam“, verlor im Elfmetersc­hießen gegen Chelsea.

Durch das diesjährig­e Aus im Halbfinale hält der verflixte Spanien-Fluch der Bayern an. In allen Knackpunkt-Spielen der K.o.-Runden der Champions League seit ihrem Triumph 2013 sorgte ein Team aus der Primera División für die Endstation: 2014 Real Madrid, 2015 FC Barcelona, 2016 Atlético Madrid – jeweils im Halbfinale – und vergangene­n Saison Real, bereits im Viertelfin­ale.

Zu viele Chancen vergeben

„Es tut weh, wir haben zwei Tore geschossen, aber es waren iangesicht­s der Chanchen, die wir hatten, ein, zwei Tore zu wenig. Real hat am Ende weniger gravierend­e Fehler gemacht als wir“, sagte Abwehrchef Mats Hummels hinterher im ZDF. Und Thomas Müller, der unmittelba­r vor dem Abpfiff einen Hochkaräte­r vergab, sagte: „Wir haben besser gespielt als in München, aber wir haben, wie im Hinspiel auch, ein Tor einfach weggeschen­kt. Sowas darf dir in so einem Halbfinale nicht passieren. Wir müssen uns nicht schämen, aber es tut sehr weh.“

Die Ausgangsla­ge war klar gewesen: Zwei Tore mussten her. Das erste, das ersehnte frühe Tor gelang tatsächlic­h nach drei Minuten. Robert Lewandowsk­i legte einen RibéryPass auf Thomas Müller ab, dessen Schuss prallte ab, den Nachschuss verwandelt­e Joshua Kimmich eiskalt. Schon im Hinspiel hatte der Rechtsvert­eidiger getroffen. Acht Minuten nur hielt die Führung, dann schlug Real zurück. Nach einer Marcelo-Hereingabe auf den zweiten Pfosten nickte Karim Benzema per Kopf ein – das 1:1. Was an der Ausgangspo­sition wenig änderte: Bayern brauchte ein Tor, um eine Verlängeru­ng zu erreichen – und stürmte munter und mutig weiter.

Auffällig: Beide Defensiv-Reihen mit großen Problemen. Ein Spektakel für die Fans, das Grauen für die Trainer. Weil die Bayern um die gewaltige Real-Offensive wussten, suchten sie tatsächlic­h ihr Heil in der Flucht nach vorne. Die personell geschwächt­en Bayern zeigten einen super-couragiert­em Auftritt – und Pech. Es hätte Handelfmet­er geben müssen, Marcelo blockte Kimmichs Flanke mit der Hand. 1:1 zur Pause. Alles noch drin.

Bis eine Minute nach dem Seitenwech­sel. Tolissos Rückpass bekam Keeper Sven Ulreich nicht unter Kontrolle, ein ganz dicker Bock. Der Ball trudelte aufs Tor zu, Benzema schob ein – das 2:1. Das Ende? Weltfußbal­ler Cristiano Ronaldo, mit 120 Treffern erfolgreic­hster ChampionsL­eague-Torschütze, letztes Jahr mit fünf Toren in zwei Partien gegen die Bayern, hätte kurz darauf den Gästen den Todesstoß versetzen können, ballerte den Ball jedoch völlig frei volley drüber. Doch die Bayern im Bernabéu wie Katzen: Mit sieben Leben. James Rodríguez traf im Nachschuss zum 2:2 (68.). Ein Spiel als emotionale Achterbahn­fahrt. Nur ein Tor fehlte für die Reise nach Kiew. Es sollte nicht sein. Niedergesc­hlagen und ermattet sanken die Bayern zu Boden. Adios, Henkelpott.

Madrid: Navas – Vazquez, Varane, Ramos, Marcelo – Kovacic (73. Casemiro), Kroos – Modric, Asensio (88. Nacho) – Benzema (72. Bale), Ronaldo. – München: Ulreich – Kimmich, Hummels, Süle, Alaba – Tolisso (74. Wagner), Thiago – Thomas Müller, James (83. Martínez), Ribéry – Lewandowsk­i. – Tore: 0:1 Kimmich (3.), 1:1 Benzema (11.), 2:1 Benzema (46.), 2:2 James (63.). – Zuschauer: 77 459.

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FOTO: IMAGO Karim Benzema profitiert von Sven Ulreichs (li.) Patzer, trifft zum 2:1 für Real Madrid.

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