Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Diözeserat fordert Diakoninnen in der katholischen Kirche
In der Seelsorgeeinheit Bad Waldsee ist unter dem Titel „Die Zeit zu handeln ist jetzt!“der Tag der Diakonin begangen worden
BAD WALDSEE (sz) - Unter dem Titel „Die Zeit zu handeln ist jetzt!“hat am Sonntag der Tag der Diakonin gestanden, der in der Seelsorgeeinheit Bad Waldsee in Reute begangen worden ist. Im Fokus des Tages stand die Frage „Sollen Frauen in der katholischen Kirche zu Diakoninnen geweiht werden? Die Antwort des Katholischen Frauenbundes (KDFB) und des Diözesanrates der Diözese Rottenburg-Stuttgart lautet eindeutig Ja.
Aus diesem Grund luden sie in diesem Jahr auch gemeinsam zum Gedenktag der heiligen Katharina von Siena, den 29. April, dem Tag der Diakonin, ein. Die Zweigvereine KDFB Bad Waldsee, Alttann, Unter-/ Oberschwarzach und Bad Wurzach gestalteten den Auftakt des Tages mit einem Brunch. Grußworte von evangelischer Seite überbrachte die Prädikantin Silla Kiefer aus Bad Wurzach. Sie ermutigte gleichzeitig, nicht aufzugeben, denn auch auf evangelischer Seite sei es ein langer Prozess gewesen, der sich aber gelohnt habe.
Dem Aufruf zum Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Peter und Paul, in der vor 50 Jahren die ersten Diakone der Diözese Rottenburg-Stuttgart geweiht wurden, folgten knapp 150 Frauen und Männer. Markant war der Beginn, der zunächst, mit einem meditativen Orgelspiel, dann mit dem Geläut von Weckern, und den Worten von Katharina von Siena „Warte nicht auf eine spätere Zeit“, begann und damit aufforderte, ein Zeichen zu setzen, nicht länger zu warten, sondern aufzustehen.
„Kirche beraubt sich selbst so vieler Möglichkeiten“
In dem Gleichnis vom Samen, der auf den Boden gestreut wird, zeigte Gabriele Merk, Sprecherin des Vorbereitungsteams, auf, dass, bezogen auf die Diakonatsweihe, für Frauen schon lange gesät sei, nämlich schon seit 50 Jahren. Das Gleichnis mache aber auch deutlich, dass der Schlaf nach einem arbeitsreichen Tag von Wichtigkeit ist. Dann aber, wenn die Saat aufgegangen und gereift ist, sei die Zeit zur Ernte da. Diese Zeit zum dürfe nicht verpasst werden. Hervorgehoben wurde auch nochmals, dass alle Menschen Ebenbild Gottes seien und in der Taufgnade allen Menschen die gleiche Würde geschenkt werde. Bezogen auf die aktuellen Herausforderungen zur Weiterentwicklung des kirchlichen Leben dürfe der Entschluss, Frauen zum Diakonat zuzulassen, nicht länger aufgeschoben werden.
Ehe die Wortgottesfeier mit einem Sendungsauftrag und dem Segen endete, verlas Pfarrer Stefan Werner noch zwei Stellungnahmen. Die Theologin und Finanzwirtin Sonja Grolig, aufgewachsen in Friedrichshafen, schreibt: „Keine Theologie und keine kirchliche Praxis hat mir je plausibel gemacht, warum das Priestertum für die Frauen nicht möglich sein sollte.“Später schreibt Grolig: „Früher hatte ich Mitleid mit uns Frauen, weil die Kirche uns keine adäquate Perspektive bietet, heute habe ich Mitleid mit unserer Kirche, weil sie sich selbst so vieler Möglichkeiten beraubt.“
Nach diesem Worten folgten knapp 80 Personen den Erläuterungen von Schwester Romula Michel, Franziskanerin von Reute und Mitglied im Dekanatsrat, zum neu gestalteten Altarraum, insbesondere des neuen Altars. Auch hier, in der Pfarrkirche Peter und Paul,, sei gehandelt worden.
Die abschließenden Worte der Vorsitzenden des KDFB Bezirks, Gabriele Merk, brachten dies auch nochmals zum Ausdruck.