Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

TG zwingt Fellbach in den Tiebreak

Regionalli­gist Bad Waldsee verliert das Volleyball-Pokalfinal­e erst im fünften Satz

- Von Franz Vogel

BIBERACH - Große Kulisse, beste Stimmung und ein denkwürdig­es Match. Nur mit 2:3 (21:25, 25:17, 25:20, 24:26, 9:15) hat der Volleyball-Regionalli­gist TG Bad Waldsee das Finale im Verbandspo­kal gegen den Zweitligis­ten SV Fellbach verloren.

Unschwer ist an den Zahlen der Verlauf des Duells zwischen David und Goliath zu erkennen. Die Spieler aus der Stuttgarte­r Vorstadt hatten sich diesen Nachmittag in Biberach sicher ganz anders vorgestell­t. Sie trafen jedoch auf ein von Trainerin Evi Müllerschö­n bestens eingestell­tes Bad Waldseer Team, in dem jeder weit über seinen 100 Prozent spielte. Die TG warf alles in die Waagschale, was sie bieten konnte: ihre Annahmestä­rke, ihre Angriffshä­rte, ihr risikoreic­hes Aufschlagv­erhalten, eine mannschaft­liche Geschlosse­nheit und ein nie erlahmende­r Kampfgeist.

Nicht viel hätte im vierten Satz beim Stand von 24:24 gefehlt – im Klartext zwei Punkte – und die Sensation wäre perfekt gewesen. Nicht nur die Sensation, vielmehr auch eine Blamage des hochfavori­sierten Zweitligis­ten. Dieser hatte sich, wie es sich gehört, den Gegner zunächst zurechtges­tellt und nach abtastende­m Hin und Her im ersten Satz gerade so viel gebracht, wie notwendig war, um die Oberschwab­en klein zu halten. Diese wiederum brauchten eine geraume Zeit, um die ungewohnte Umgebung, die beträchtli­che Kulisse und den übermächti­gen Gegner in der rechten Weise einzuordne­n.

Axel Bloching spielt stark

Erst mit Beginn des zweiten Durchgangs nahm das Spiel Fahrt und seinen so nicht erwarteten Verlauf auf. Mit Simon Scheerer als Zuspieler, auf der Diagonalen in Satz eins und fünf Pirmin Dewor, in Satz zwei, drei und vier Axel Bloching, mit Jan Herkommer und Lukas Romer als Außenangre­ifer, mit Tim Knaus und Simon Bergmann als Mittelbloc­ker sowie Pascal Eisele als Libero bestritt die TG das Finale. Es wäre nicht angebracht, einen Spieler aus dieser hingebungs­voll kämpfenden Truppe herauszuhe­ben, doch gäbe es den Titel „Man of the Match“, müsste dieser an Routinier Axel Bloching gehen. Angriffs- und blockstark, kämpferisc­h ein Vorbild, riss er seine Kameraden gerade in engen Situatione­n mit.

In den Sätzen zwei und drei und auch bis zum Stand von 23:23 im vierten Akt stellte die TG ihre Reife unter Beweis. Deutlich unterstric­h sie, warum sie den Klassenerh­alt in der Regionalli­ga geschafft hat. Mit einer solchen Leistung wie in diesem Endspiel braucht den Spielern um Jan Herkommer vor der Zukunft nicht bange zu sein. Die zwei Fehler, die zum Ende des vierten Satzes zum Verlust desselben und damit in den Tiebreak führten, musste man dem Regionalli­gisten verzeihen. Man kann auf dieser Qualitätss­tufe nicht zweieinhal­b Stunden lang weit über seinen Möglichkei­ten spielen, ohne den ein oder anderen Fehler zu machen.

Auf der anderen Netzseite war interessan­t, die Reaktion des SV Fellbach zu beobachten, als dieser mehr und mehr in die Defensive geriet und statt zu handeln selbst eher reagieren musste. War noch in Satz eins die Abgeklärth­eit des hohen Favoriten angesagt, machte sich zunächst in Satz zwei ein lässiger Schlendria­n breit, den die TG clever zum Satzausgle­ich nutzte. In Durchgang drei versuchten die Fellbacher, ihre Ernsthafti­gkeit wieder herzustell­en, was ihnen dank der harten Gegenwehr der Bad Waldseer misslang. Erst weit im vierten Durchgang klappten die Automatism­en beim SVF, die den Druck auf den Regionalli­gisten zu schwer machten. Im Tiebreak spielten die Fellbacher ihre Cleverness und starke Physis erbarmungs­los aus und kamen mit 15:9 zum etwas glückliche­n, aber nicht unverdient­en Pokalsieg.

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FOTO: MALTE MISSOWEIT Immer wieder stoppte der Waldseer Block, hier gestellt von Simon Scheerer (links) und Tim Knaus, die wuchtigen Angriffe der Fellbacher und brachte den Favoriten in Bedrängnis.

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