Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Zahl der Friedhofs-Diebstähle steigt an
Stadt Isny denkt jetzt über Konsequenzen nach – Polizei geht von Zusammenhang aus
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ISNY - Einen sprunghaften Anstieg von Diebstählen hat es in den vergangenen Monaten auf Isnyer Friedhöfen gegeben. Die Stadt denkt jetzt über Konsequenzen nach.
Am 6. März meldet die Polizei, dass zwei Bronzestatuen von Grabstätten auf dem städtischen Friedhof in Isny gestohlen wurden. Die eine Figur war in einen Grabstein integriert und wurde „gewaltsam herausgebrochen und mitgenommen“. Zwischen 7. und 14. März wurde vom selben Friedhof ein rund zehn Kilogramm schweres Messingschild entwendet. Und am 11. April meldete die Polizei den Diebstahl einer bronzenen Heiligenfigur von einem Grab auf dem katholischen Friedhof in der Isnyer Vorstadt.
Doch das ist nur ein Ausschnitt: Ein Blick in die Kartei zeigt das ganze Ausmaß: Im Landkreis Ravensburg registrierte die Polizei im ersten Quartal dieses Jahres elf Diebstähle von Friedhöfen, davon zehn allein in Isny. Im Vorjahr schlug im Vergleichszeitraum lediglich ein Fall zu Buche, so die Pressestelle der Polizei (siehe Grafik). In den Jahren zuvor waren die Zahlen eher rückläufig. In Isny gibt es neben den beiden innerstädtischen auch noch Friedhöfe in Bolsternang, Rohrdorf, Neutrauchburg und Beuren.
„Bei der Serie von Diebstählen konnte noch kein Tatverdächtiger ermittelt werden“, erklärt Markus Sauter, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Konstanz. Er bestätigt: „Wir gehen davon aus, dass diese Diebstähle auf Friedhöfen im Zusammenhang stehen.“Auch andere Metalldiebstähle häufen sich derzeit in der Region: Laut Polizei wurden im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Konstanz von Januar bis März 30 Metalldiebstähle angezeigt, allerdings nur vier davon im Landkreis Ravensburg und keiner in Isny. Sauter gibt zu Protokoll: „Ob die Diebstähle von Kupfer (Dachrinnen, Kupferblech, Fallrohr) zu dieser Serie gehören, wird selbstverständlich geprüft, kann aber zum jetzigen Zeitpunkt nicht mit Bestimmtheit gesagt werden.“
„Friedhof ist die ganze Nacht zugänglich“
Trotz des sprunghaften Anstiegs in Isny: Gesamtkirchenpfleger Frank Höfle ist nicht alarmiert. Auf dem katholischen Friedhof habe es ja „Gott sei Dank nur einen Diebstahl“gegeben – zum ersten Mal überhaupt, wie der Verantwortliche für Bau- und Grundstücksfragen der Katholischen Seelsorgeeinheit Isny angibt. Sorgen bereitet habe eher der Bereich an der Georgskirche, der früher ein Treffpunkt für Jugendliche gewesen sei, die gerne Alkohol konsumierten. Das Problem sei aber inzwischen behoben. „Der Friedhof ist die ganze Nacht offen und immer zugänglich“, gibt Höfle an. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir den irgendwann abschließen.“Kunstgegenstände gebe es auf dem Friedhof eher nicht, und „selbst wenn wir abschließen würden, könnten Sie die Mauer locker überwinden“. Dafür werde die Josefskapelle, „ein Kulturdenkmal allererste Güte“, abends abgesperrt, auch in der Georgskirche gebe es einen Schließdienst und eine Alarmanlage.
Für die Person, welche die gestohlene Bronzestatue aufgestellt hatte, sei der Verlust sicher sehr schmerzhaft, sagt Höfle. Der Materialwert mit etwa 2500 Euro spiele da eine untergeordnete Rolle, vermutet er.
„Leute beim Trauern in Ruhe lassen“
Von den Diebstählen betroffen ist vor allem der städtische Friedhof – das hat die Stadt zum Nachdenken gebracht. „Wir machen uns natürlich Gedanken, was wir machen können, aber eine 100-prozentige Sicherheit wird es nie geben“, gibt Bürgermeister Rainer Magenreuter zu Protokoll. Dass auf Friedhöfen, mit denen Menschen ganz besondere Emotionen verbinden, geklaut werde, hält er für „eine riesen Sauerei“. Er warnt aber davor, in Panik zu geraten und hofft darauf, dass sich auch diese Diebstahlserie beruhigen wird – genauso wie bei den Ladendiebstählen im vergangenen Jahr. Doch Magenreuter kündigt auch an: „Kameraüberwachung ist ein großes Thema bei uns, wir haben dafür bereits grob 10 000 Euro im Haushalt eingestellt.“ Für einen Pilotversuch dafür eigne sich allerdings weniger der Friedhof als vielmehr der Busbahnhof, laut Bürgermeister ein Brennpunkt. Die Stadt prüfe derzeit die rechtlichen Rahmenbedingungen.
Liane Mauch, als Standesbeamtin der Stadt Isny auch für das Bestattungswesen zuständig, geht weiter ins Detail. „Wir sind derzeit in Gesprächen, es werden mehrere Vorschläge diskutiert“, gibt sie gegenüber der „Schwäbischen Zeitung“an. Der einfachste Vorschlag sei, den Friedhof abends nach Ende der Öffnungszeit abzusperren. Kameras kann sich die Standesbeamtin dort eher nicht vorstellen. „Die Leute trauern, dabei sollte man sie in Ruhe lassen.“
Wer Hinweise zu den Friedhofsdiebstählen hat, sollte sich an den Polizeiposten Isny unter Telefon 07562 / 976550 wenden.