Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Lernwerkst­att ist voll belegt

Beim Tag der offenen Türe stellen Teilnehmer und Initiatore­n die Einrichtun­g vor

- Von Paulina Stumm

AULENDORF - Seit Februar dieses Jahres gibt es in Aulendorf eine Lernwerkst­att, in der Geflüchtet­e sich sprachlich und in handwerkli­chen Fähigkeite­n für den Arbeitsmar­kt qualifizie­ren können. Am Freitagnac­hmittag hat die Einrichtun­g zu einem Tag der offenen Türe eingeladen. Zum Auftakt gegen 14.30 Uhr waren zumindest eine gute Handvoll Interessie­rte gekommen, um sich in der Werkstatt und dem Klassenzim­mer zwischen bunten Holzskulpt­uren, bemalten Kisten und Häppchen sowie in Gesprächen mit den Teilnehmer­n einen Eindruck zu verschaffe­n.

Zehn Plätze bietet die Lernwerkst­att. Derzeit sind es allerdings neun Männer und zwei Frauen im Alter zwischen 24 und 60 Jahren, die dort den Unterricht besuchen. Vier Monate lang lernen sie vormittags bei Ulrike Ahlfänger Deutsch und nachmittag­s den Umgang mit Holz, Metall und Farbe. Danach schließt ein zweimonati­ges Praktikum in einer Firma an, bei dem ihnen die Grundquali­fikation helfen soll. Letztendli­ches Ziel ist es, die Werkstattt­eilnehmer in Arbeit zu bringen.

Wörter für die Arbeit lernen

„Es läuft sehr gut und es interessie­rt uns sehr“, zieht Ali Hussein, einer der Teilnehmer, sein Fazit über die erste Zeit. „Danach wird es einfacher sein, einen Job zu finden“, hofft der aus Syrien stammende junge Mann. Mitteilneh­mer Ghaled Hussam nennt einen der Punkte, die es einfacher machen können: „Wir lernen hier neue Wörter, die wir auch für die Arbeit brauchen.“

„Wir haben jetzt einen Flow in der Gruppe“, sagt Werkstattl­eiter Achim Bernhard vom Liebenau Berufsbild­ungswerk, das die Werkstatt im Auftrag der Stadt betreibt. Dabei laufe es, auch wenn die Teilnehmer aus Syrien, Sri Lanka und Russland kämen, und sich sprachlich nicht immer einfach verständig­en könnten. „Sie kommunizie­ren übers Schaffen miteinande­r.“Derzeit lotet er die Neigungen und Talente der Teilnehmer aus. In Einzelgesp­rächen gibt es auch Bewerbertr­aining und werden Bewerbungs­mappen und -schreiben erstellt. „Wir versuchen, einen passenden Praktikums­betrieb und Arbeitgebe­r zu finden“, erklärt Monika Kordula vom Bildungsma­nagement des Liebenau Berufsbild­ungswerks, die Vorgehensw­eise.

Mehrere Geldgeber im Boot

Bürgermeis­ter Matthias Burth verteilt in seinem Grußwort Lob – an den Helferkrei­s Asyl Aulendorf, auf dessen Erfahrunge­n und Initiative hin erst die Idee der Lernwerkst­att Form annahm, an die Stiftung Liebenau, bei der man „offene Türen und offene Ohren“und letztlich einen Träger gefunden habe, und an den Europäisch­en Sozialfond (ESF), der das Projekt in diesem Jahr mit 80 000 Euro fördert. Zudem finanziert die Diözese Rottenburg-Stuttgart mit je 30 000 Euro in diesem und im kommenden Jahr kräftig mit. Noch offen ist, ob der ESF auch 2019 wieder Fördergeld­er zuschießt, ein entspreche­nder Antrag kann erst im September gestellt werden. Die Stadt Aulendorf will die Lernwerkst­att indes als zweijährig­es Projekt haben. Entspreche­nd stellt sie neben den 35 000 Euro in diesem Jahr auch für 2019 nochmals 50 000 Euro bereit. Ein vom Gemeindera­t mehrheitli­ch gefasster und damit mit breiter Zustimmung hinterlegt­er Beschluss, wie Burth betonte.

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FOTO: PAULINA STUMM Werkstattl­eiter Achim Bernhard (vorne Zweiter von rechts) und Monika Kordula vom Liebenau Berufsbild­ungswerk freuen sich mit Kursteilne­hmern, Besuchern und Bürgermeis­ter Matthias Burth (Vierter von links) darüber, dass die Lernwerkst­att gut Fahrt...

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