Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Neubau der Zentralverwaltung muss europaweit ausgeschrieben werden
Planungen für Umbau des ehemaligen Finanzamtsgebäudes bringt komplexes Verfahren mit sich – Bewerber müssen zum Vorstellungsgespräch
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BAD WALDSEE - Es ist eine Besonderheit für die Stadtverwaltung: Der Neubau und die Modernisierung der zukünftigen Zentralverwaltung im ehemaligen Finanzamtsgebäude müsen europaweit ausgeschrieben werden. Um hierbei keine Fehler zu machen, hat sich die Stadt Unterstützung beim Architekturbüro Hirthe aus Friedrichshafen eingeholt. Architekt Thomas Hirthe hat den Gemeinderat über die komplexe Ausschreibung informiert.
Weil die geschätzten Kosten für die Architekten- und Ingenieurleistungen über dem gültigen Schwellenwert von 221 000 Euro liegen, müssen die Leistungen nach GWB (Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen) und VgV (Vergabe- recht über die Vergabe öffentlicher Aufträge) öffentlich europaweit ausgeschrieben werden, erläuterte Bad Waldsees Stadtbaumeisterin Andrea Denzel dem Gremium. Mit den Vorbereitungen der Ausschreibungen für Architektur, Elektro und Leistungen im Bereich Heizung, Lüftung, Sanitär, wurde das Architekturbüro Hirthe betraut.
Dass es sich hierbei um ein zweigeteiltes Verfahren handelt, betonte Hirthe und zählte einerseits das Auswahlverfahren und andererseits die Verhandlungsphase auf. Für den ersten Verfahrensschritt erstellt das Büro – in Abstimmung mit der Verwaltung – die Bewerbungsunterlagen. Dabei werden allgemeine Auskünfte zu den Bewerbern (Umsatz, Mitarbeiteranzahl) eingeholt sowie zu deren Referenzen und in einer soge- nannten Bewertungsmatrix beurteilt. „Für jedes Kriterium gibt es Punkte, maximal können 500 Punkte erreicht werden“, verdeutlichte Hirthe das Prozedere. Eine erste Auswahl treffen dann Thomas Manz, 1. Beigeordneter der Stadt, Denzel und der Architekt.
Punkte werden vergeben
Für die drei Disziplinen werden die Bewerber mit den höchsten Punktzahlen eingeladen und zum zweiten Teil des Verfahrens und zur Abgabe eines Angebots aufgefordert. Es folgt ein persönliches Vorstellungsgespräch. Bewertet werden die Büros unter anderem nach den eingereichten Angebotsunterlagen, der geplanten Projektabwicklung und den Eindrücken aus dem Vorstellungsgespräch. „Hierbei werden die Strate- gien deutlich, schließlich geht es bei ihrem Projekt um viel Bauen im Bestand“, erklärte Hirthe. Den jeweils besten Bewerber schlägt die Verwaltung dann dem Gemeinderat zur Beauftragung vor. Die Aufträge soll das Gremium in der Juli-Sitzung vergeben.
FW-Stadtrat Becker wollte im Anschluss wissen, ob die Verfügbarkeit der Büros abgefragt wird. Hirthe bejahte. CDU-Stadtrat Michael Bucher erkundigte sich im Hinblick auf die detaillierten Vorplanungen nach den Spielräumen der Architekten. Denzel erläuterte, dass es Freiräume gebe, und nannte als Beispiel die Fassade des Neubaus: „Aber beim Hauptteil der Arbeiten sind die Spielräume begrenzt. Die Vorarbeiten wurden in enger Abstimmung mit dem Denkmalamt festgelegt.“Sonja Wild infor- mierte sich, ob nach den Planungsleistungen auch die Bauleistungen EU-weit ausgeschrieben werden müssen. Manz bejahte. „Das ist vergleichbar mit dem Neubau Maxibad. Hier haben wir auch EU-weit ausgeschrieben. Aber nur ein Bewerber kam außerhalb von Baden-Württemberg.“
Hubert Leißle wollte wissen, ob die Planungen zum Festpreis vergeben werden. Dazu Denzel: „Das wäre unfair. Bei so einer Sanierung tritt meist Unvorhersehbares auf.“