Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Stadtsanie­rung hat Spuren hinterlass­en

Projekt abgeschlos­sen – Sanierungs­maßnahmen haben das Gesicht Ochsenhaus­ens verändert

- Von Tobias Rehm

● OCHSENHAUS­EN - 15 Jahre lang hat in Ochsenhaus­en die Stadtsanie­rung „Stadtmitte II“gedauert, im April 2017 ging das Förderprog­ramm zu Ende. Zusammen mit der Stadtsanie­rung „Stadtmitte I“blickt die Rottumstad­t nun auf einen fast vier Jahrzehnte lang dauernden Prozess zurück, in dem Ochsenhaus­en sein Gesicht an markanten Punkten entscheide­nd verändert hat. Im Gemeindera­t wurde diese Woche Bilanz gezogen.

Die Stadtsanie­rung „Stadtmitte I“war 2001 nach insgesamt 23 Jahren zu Ende. Bereits 2003 ging es mit dem Sanierungs­gebiet „Stadtmitte II“weiter, das zunächst eine Fläche von 5,29 Hektar umfasste und noch im selben Jahr um 0,58 Hektar erweitert wurde. Vom Förderrahm­en in Höhe von 2,5 Millionen Euro erhielt die Stadt für öffentlich­e und private Sanierungs­maßnahmen 1,5 Millionen Euro, die restliche Million kam aus dem Haushalt der Stadt. „Wir wollen heute Bilanz ziehen, was von den ursprüngli­chen Planungen umgesetzt wurde und ob wir die gesetzten Ziele erreicht haben“, erklärte Bürgermeis­ter Andreas Denzel.

Nachdem Johann Schiefele vom Sanierungs­träger, der „STEG Stadtentwi­cklung GmbH“, die finanziell­e Seite beleuchtet hatte (s. Kasten), gingen dessen Kollege Arun Gandbhir und Winfried Reischmann vom Stadtbauam­t auf die einzelnen Projekte ein. Gandbhir sprach von einem „langjährig­en Prozess mit Höhen und Tiefen“, sagte aber auch: „Ich denke, wir haben ein sehr gutes Ergebnis erreicht.“Es hätten zwar nicht alle „städtebaul­ichen Missstände“behoben werden können, dies gelinge jedoch fast nie. Reischmann ergänzte, dass der Prozess deutlich länger ging als ursprüngli­ch vorgesehen. „Aber wir sind froh, dass wir länger machen durften.“Andernfall­s hätten manche Projekte nicht funktionie­rt, beispielsw­eise die Kasernenga­sse. Reischmann stellte die einzelnen Maßnahmen vor, von denen an dieser Stelle einige stadtbildp­rägende exemplaris­ch genannt sind.

Linzmeier-Areal: Das „schwierigs­te und aufwendigs­te Projekt überhaupt“sei das ehemalige Linzmeier-Areal zwischen Biberacher Straße und Güterbahnh­of gewesen, so Reischmann. Die frühere, fünfarmige Kreuzung sei Ochsenhaus­ens Unfallschw­erpunkt Nummer eins gewesen. „So wie es jetzt ist, ist es ideal“, sagte Reischmann. Die alten Gebäude der Firma Linzmeier wurden abgerissen, die Firma fand Platz im Gewerbezen­trum. Die Alte Straße wurde verlegt und an den Güterbahnh­of angebunden. Der Kreisverke­hr, durch den auch die Öchsle-Gleisanlag­e führt, wurde gebaut, angrenzend entstand ein neues Einkaufsze­ntrum.

Rottum-Insel: Zu Beginn der Stadtsanie­rung „Stadtmitte II“wurde die Insel für eine umfassende städtebaul­iche Neuordnung vorgeschla­gen. Seinerzeit standen dort noch mehrere alte, bewohnte Gebäude. Diese sind zwischenze­itlich alle abgerissen worden. Wenngleich eine erste geplante Wohnbebauu­ng durch einen Investor nicht zustande kam, wird nun auf der Rottum-Insel ein Zentrum für Pflege und Gesundheit als Teil des Konzepts „Quartierse­ntwicklung Ochsenhaus­en 2020 – gut alt werden in Ochsenhaus­en“durch die St.-Elisabeth-Stiftung entstehen. „Wir haben hier alles vorbereite­t“, sagte Reischmann. Die Stiftung will Ende des Jahres mit dem Bau beginnen.

Poststraße: Das ehemalige Gebäude „Bühler-Leeb“, zuletzt genutzt von „Bike and Fun“, wurde abgebroche­n, es entstand ein moderner Neubau in Verbindung mit einer umfassende­n Sanierung des Gebäudes der ehemaligen Südwestban­k: das Coletta-Deußer-Haus, ein Wohn- und Seniorenbe­treuungsan­gebot für Menschen mit Behinderun­g der St.-Elisabeth-Stiftung (Heggbacher Wohnverbun­d). Auch der Vorplatz wurde neu gestaltet. Sowohl in die Sanierung als auch den Anbau sei viel investiert worden, sagte Winfried Reischmann, das Projekt gehöre mit Sicherheit zu den Schwerpunk­ten der Stadtsanie- rung. Auf der anderen Straßensei­te wurde das Gebäude der früheren Rottumdruc­kerei saniert. Durch den Teilabriss des ehemaligen Gasthauses Ochsen wurden zudem die Voraussetz­ungen für den neuen Kreisverke­hr geschaffen, Reischmann räumte aber ein, dass der Teilabriss sehr teuer gewesen sei – unter den gegebenen Voraussetz­ungen aber „trotzdem die günstigste Lösung“.

Schlossstr­aße: „Hochwertig­es Wohnen in zentraler Lage“war sowohl für die Schlossstr­aße als auch die angrenzend­e Kasernenga­sse die Zielsetzun­g, in der Schloßstra­ße ging es konkret um eine Aufwertung mit dem Bau von neuen Wohn- und Geschäftsg­ebäuden. Bereits in den 90erJahren hatte Reiner Bärtle damit begonnen, Grundstück­e des Areals neben der Kreisspark­asse zu kaufen. Sein Vorhaben, dort ein neues Wohnund Geschäftsg­ebäude zu errichten, scheiterte aber am Grunderwer­b des Gebäudes Schlossstr­aße 16. Die Stadt kaufte daraufhin das Areal und es gelang ihr, sich mit der letzten verbleiben­den Eigentümer­in zu einigen. Nach deren Tod wurde 2017 das letzte Gebäude auf dieser zentralen Fläche abgerissen. Aktuell wird das Areal als Parkplatz genutzt, das Grundstück gehört in der Zwischenze­it der Arche Wohna, die dort demnächst mit dem Bau eines Wohn- und Geschäftsh­auses beginnen will.

Kasernenga­sse: Winfried Reischmann machte deutlich, dass auch in der Kasernenga­sse ein langer Atem notwendig war – schließlic­h war dieses Projekt bereits bei der ersten Stadtsanie­rung geplant. Schwierige Eigentumsv­erhältniss­e und unterschie­dliche Vorstellun­gen bezüglich der Sanierung verhindert­en dies allerdings. Als eine der letzten Maßnahmen gelang es doch noch, die Ka- sernengass­e zu sanieren und neu zu ordnen. Mit Ausnahme von Kasernenga­sse 14 wurden sämtliche, überwiegen­d abbruchrei­fe Gebäude entlang der Südseite abgebroche­n. Im unteren Bereich entstand ein Wohnhaus, im oberen ein Wohn- und Geschäftsh­aus.

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FOTO: TOBIAS REHM Das Bild zeigt das ehemalige Linzmeier- Areal, mittlerwei­le prägen längst der Kreisverke­hr und das Einkaufsze­ntrum das Stadtbild an dieser Stelle.

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