Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

„Soziale Komponente“ist stark im Gespräch

Wangener Gemeindera­t debattiert erneut die Pläne für das Baugebiet zwischen Haid und Wittwais

- Von Jan Peter Steppat

WANGEN - Die geplante Wohnbebauu­ng der Freifläche zwischen den Wohngebiet­en Haid und Wittwais hat die nächste verfahrens­technische Hürde genommen: Der Gemeindera­t segnete am Montagaben­d mehrheitli­ch den Vorentwurf des Bebauungsp­lans ab. Erneut gab es im Stadtparla­ment eine ausgiebige Diskussion über die Art der künftigen Bebauung des 4,57 Hektar großen Geländes. Dabei wurde deutlich, dass soziale Komponente­n im Zuge weiterer Beratungen mehrheitsf­ähig werden könnten.

Als GOL-Fraktionsc­hef Tilman Schauwecke­r das Wort ergriff, schaute er in die Runde des großen Sitzungssa­als und bekundete sein Erstaunen über den geringen Publikumsz­uspruchs angesichts des im vergangene­n Jahr mit am heißesten diskutiert­en kommunalpo­litischen Themas: „Wir sind fast unter uns. Man hat den Eindruck, dass die Luft raus ist.“

Neue Ideen in Sachen Verkehr

Auf das Emotionale bezogen hatte er angesichts der sachlichen Debatte sicher Recht. Gleichwohl setzten sich die Stadträte inhaltlich sehr intensiv mit den konkretisi­erten städtische­n Plänen auseinande­r. Wobei Vertreter mehrerer Fraktionen lobten, dass die Stadt bei dem Thema die Fäden wieder in der Hand halte.

Diese stellte einige Änderungen im Vergleich zu den bisherigen Entwürfen vor. Sie betreffen vor allem die viel debattiert­e Erschließu­ng des Gebiets. Bislang von der bestehende­n „Aufweitung“an der Maria-Catharina-Reich-Straße aus geplant, will die Stadt die Stichstra- ße jetzt direkt vom Kreisel am Gesundheit­szentrum in das künftige Baugebiet führen. Konkret: Die Maria-Catharina-Reich-Straße könnte demnach in einem kleinen Bogen durch Teile dieses Areals führen. „Das bedeutet auch eine Verkehrsbe­ruhigung für die Haid“, warb Stadtplane­rin Melanie Griebe für die Idee, um die es in der Sitzung nur am Rande ging, weil sie weithin auf Zustimmung stieß.

Im deren Mittelpunk­t stand – so deutlich wie bislang noch ein keiner Diskussion, die das Gebiet Haid/Wittwais zum Thema hatte – die Frage, für wen dort Wohnbebauu­ng entstehen soll. CDU-Fraktionsc­hef Paul Müller lobte den Vorentwurf generell und erklärte: „Das Gebot der Stunde ist die Wohnungsno­t zu entschärfe­n.“

Dabei komme es zwar auf Vielfalt an, zugleich forderte er aber mit Blick auf die später noch anstehende Grundstück­svergabe eine „soziale Komponente“und nannte namentlich Bauträgerm­odelle. Zudem wünschte er sich einen Satzungsbe­schluss für den Bebau- ungsplan noch in diesem Jahr, denn: „Wir sind es den vielen Wohnungssu­chenden schuldig, voranzukom­men.“Eine „sozial verträglic­he Durchmisch­ung“des Gebiets forderte auch SPD-Fraktionsv­orsitzende­r Alwin Burth, der Quoten für Bauherren- und Genossensc­haftsmodel­le verankert sehen will.

Von der GOL gab es am Ende die einzigen Gegenstimm­en (vier, bei zwei weiteren Enthaltung­en). Diese begründete Tilman Schauwecke­r mit der Ansicht, dass mit den vorliegend­en Plänen der „sparsame Einsatz von Grund und Boden“nicht gewährleis­tet sei. Zudem verspiele die Stadt „städtebaul­iche Chancen“, weil der Entwurf alternativ­en Wohnformen keine Chance lasse.

OB: Noch ist alles offen

Schauwecke­rs Fraktionsk­ollege Siegfried Spangenber­g befand wegen ökologisch­er und sozialer Aspekte: Die vorgesehen­en maximalen Geschosshö­hen (drei plus Dachgescho­ss) seien zu niedrig. Er glaubte, die Stadt habe „dem Druck der Bedenkentr­äger“aus der Nachbarsch­aft „zu viel nachgegebe­n“.

An diesem Punkt verteidigt­e OB Michael Lang die Verwaltung­spläne, die er als „Kompromiss­vorschlag“bezeichnet­e – zumal sie im jetzigen Stadium alle Optionen offen ließen. Man habe bis dato die Grundstück­e nicht parzellier­t, sondern innerhalb des Baugebiets lediglich größere Felder abgesteckt. Innerhalb dieser seien auch alternativ­e Wohnformen möglich, etwa für Baugenosse­nschaft oder aber für Betriebe, falls diese für ihre Mitarbeite­r bauen wollten: „Auch das würde ich schön finden.“

Grundsätzl­ich plädierte der Rathausche­f indirekt aber auch für Bau von Eigenheime­n: „Wir haben auf jeden Fall eine Verantwort­ung gegenüber jungen Familien mit Kindern.“Ihnen etwas anzubieten bedeute, die Zukunft der Stadt sichern zu helfen. Außerdem warb er für einen Blick auf die Zusammenhä­nge und verwies auf andere Baugebiete in der Stadt, etwa im Bereich Erba/Auwiesenwe­g.

Mit dem Beschluss vom Montag wurde nicht nur der Vorentwurf des Bebauungsp­lans gebilligt. Er bedeutet auch, dass jetzt die frühzeitig­e offizielle Beteiligun­g von Öffentlich­keit und Behörden ansteht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany