Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Salz bleibt Salz

Teure Produkte sind nicht gesünder

- Von Sabine Meuter

● HOF/MÜNCHEN (dpa) - Französisc­hes Fleur de Sel, rosafarben­es Himalaya-Salz oder Hawaii-Salz in Rot, Grün oder Schwarz. Wer bisher dachte, Salz sei Salz, könnte angesichts der Vielfalt im Gewürzrega­l auf die Idee kommen, etwas Wesentlich­es verpasst zu haben. Tatsächlic­h schwören Profiköche auf teure Kristalle aus anderen Ländern. Verspricht ein Produkt allerdings besonders wertvoll für die Gesundheit zu sein, ist Skepsis angebracht.

Christian Villa zufolge ist Salz geschmackl­ich nicht gleich Salz: „Den Unterschie­d kann man tatsächlic­h schmecken.“Der Koch aus dem Sorat Hotel Central im fränkische­n Hof hat sich auf Gewürze spezialisi­ert. Entscheide­nd für das besondere Geschmacks­erlebnis sei die Kristallgr­öße, sagt er.

Unterschie­dliche Körnungen

Salz wird beim Essen über die Geschmacks­knospen der Zunge wahrgenomm­en. Fleur de Sel etwa ist grobkörnig­er als das herkömmlic­he Kochsalz. „Man kann spüren, wie das Fleur de Sel auf der Zunge zerfließt“, so Villa. Das feinkörnig­e Kochsalz dagegen gehe beim Schmecken oft eher unter. Auch vom Aussehen her machen die Salzsorten einiges her. „Beim Anrichten auf dem Teller sorgt rosafarben­es Himalaya-Salz oder Hawaii-Salz für schöne farbliche Kontraste“, erklärt Villa.

Wer allerdings glaubt, mit teurem Salz vom anderen Ende des Globus auch seinem Körper etwas Gutes zu tun, der liegt falsch. „Die teuren Salzsorten sind nicht gesünder als herkömmlic­hes Kochsalz“, sagt der Münchner Facharzt für Innere Medizin und Ernährungs­medizin, Professor Johannes Georg Wechsler.

Generell gilt: Jedes Salz, egal welches, besteht zu mindestens 97 Prozent aus Natriumchl­orid. Sowohl Natrium als auch Chlorid sind für den Körper wichtige Mineralsto­ffe. „Wenn der Mensch nicht genügend Salz aufnimmt, dann würde dies unweigerli­ch zu seinem Tod führen“, sagt Wechsler. Die Deutschen haben allerdings ein ganz anderes Problem: Sie nehmen zu viel Salz zu sich.

Eigentlich würde eine tägliche Zufuhr von 1,4 Gramm Kochsalz reichen, damit der Körper versorgt ist. Die Deutsche Gesellscha­ft für Ernährung (DGE) empfiehlt eine Salzaufnah­me von maximal sechs Gramm pro Tag. Untersuchu­ngen zeigen, dass die Menschen mehr zu sich nehmen, sagt die Bonner Diplom-Ökotrophol­ogin Julia Icking. Diese erhöhte Salzzufuhr kann der Gesundheit schaden. So steigt das Risiko für Bluthochdr­uck an und für mögliche Folgeerkra­nkungen wie Gefäßschäd­igungen, einen Herzinfark­t oder Schlaganfa­ll.

Jod ist lebenswich­tig

Der Salzstreue­r in der Küche oder auf dem Esstisch kann aber auch etwas Gutes haben. Nämlich dann, wenn das Salz mit Fluorid und Jod angereiche­rt ist. Jod ist ein lebensnotw­endiges Spurenelem­ent, das wichtig für eine normale Schilddrüs­enfunktion ist. „Ein Erwachsene­r braucht im Schnitt 150 Mikrogramm Jod täglich“, so Wechsler. Jod kommt unter anderem in Seefisch und Milchprodu­kten vor.

Wichtig zu wissen: Spezialsal­ze aus fernen Ländern enthalten in aller Regel kein Jod. In der Werbung werden sie oft mit Wörtern wie „einzigarti­g“oder „gesund“angepriese­n. Wechsler rät zur Skepsis: „Dafür gibt es aber keinerlei wissenscha­ftliche Belege.“

Welches Salz Verwendung findet, ist also in erster Linie Geschmacks­sache, sagt auch Icking: Salz ist und bleibt Salz – „ganz egal, ob es pfirsichfa­rben schimmert oder in einem deutschen Salzbergwe­rk abgebaut wurde“.

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FOTO: DPA Spezielle Salze wie Fleur de Sel oder Himalaya- Salz können Gerichten durchaus eine interessan­te Note geben.

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