Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Ein Haufen Wackelkandidaten
Eine Woche vor der WM-Kadernominierung bangt Joachim Löw um diverse Recken
MÜNCHEN (SID) - Am Mittwoch kommender Woche wird Joachim Löw Namen nennen. Mindestens 23, aller Voraussicht nach mehr. Denn: Der vorläufige Kader, den der Bundestrainer gut einen Monat vor der WM in Russland (14. Juni bis 15. Juli) vorstellen wird, ist genau das: vorläufig. Hinter vielen Namen steht derzeit ein mehr oder weniger großes Fragezeichen, sei es wegen Verletzungen, sei es wegen Formschwäche.
Die Sorgenkinder heißen: Manuel Neuer, Jérôme Boateng, Mesut Özil, Emre Can, Mario Götze, Marco Reus. Alternativen wie Lars Stindl und Serge Gnabry konnte Löw schon vor Wochen streichen. Einstweilen hat er noch ein wenig Zeit. Einen Tag vor der Nominierung (14. Mai) muss er dem Weltverband FIFA eine Liste mit maximal 35 Namen zukommen lassen, und aus dieser bis zum 4. Juni 20 Feldspieler und drei Torhüter auswählen.
Neuer hält sich recht bedeckt
Ein wenig kann Löw also noch auf Zeit spielen, allerdings: In vielen Fällen scheint nichts vorwärts zu gehen. Von Neuer etwa veröffentlicht Bayern München regelmäßig Videos, auf denen er trainiert. Er selbst antwortete allerdings am Dienstagabend in München auf die Frage, ob er zu 100 Prozent in Russland dabei sein werde: „Das kann ich im Moment nicht sagen. Ich muss für mich und die Mannschaft und auch für die Fußball-Republik Deutschland die richtige Entscheidung treffen, und da hilft es nichts, sich aus der Ruhe bringen zu lassen.“Gespielt nämlich hat Neuer immer noch nicht, ein Einsatz im letzten Bayern-Heimspiel am Samstag gegen den VfB Stuttgart soll mehr als fraglich sein. „Wir schauen bei Manu von Tag zu Tag“, hat DFB-Teammanager Oliver Bierhoff deshalb in diesen Tagen mitgeteilt. Als sicher gilt, dass neben Neuer („Ich werde Step by Step weiter versuchen, an mir zu arbeiten“) und dessen bisherigem Stellvertreter Marc-Andre ter Stegen auch Bernd Leno und Kevin Trapp mit ins WMTrainingslager fahren.
Zwischen dem 23. Mai und dem 7. Juni wird der Bundestrainer in Eppan/Südtirol am Feinschliff für die WM arbeiten. Unklar ist, ob Abwehrspieler Boateng (Adduktoren) bis dahin wieder fit ist – auch wenn er am Dienstag verlauten ließ, „dass es mein Ziel und absolut realistisch ist, dass ich da mitfahre“. Özil und Can haben Rückenprobleme, bei beiden soll es nicht weiter tragisch sein, aber in guter Verfassung werden auch sie womöglich nicht ins Trainingslager reisen. Die Dortmunder Reus und vor allem Götze, der trotz seines goldenen Tors im WM-Finale 2014 um seinen Platz im Kader bangen muss, kämpfen noch um ihre Top-Form – und gegen große Konkurrenz, nämlich Toni Kroos, Sami Khedira, Özil, Can, Leroy Sané, Thomas Müller, Leon Goretzka, Kevin Volland und Julian Brandt.
Letzte Ausfahrt 16. Juni
Gut für Joachim Löw: Tatsächlich muss der endgültige Weltmeisterschaftskader erst 24 Stunden vor dem ersten WM-Gruppenspiel der deutschen Mannschaft gegen Mexiko feststehen. Also am 16. Juni um 17 Uhr MESZ.