Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Streuobstwiesen wurden über die Wintermonate von Fachwarten gepflegt
Abschluss des Modellprojekts „Schnittige Obstbäume – Schöner vom Oberland“in Baienfurt, Bergatreute, Wilhelmsdorf und Waldburg
KREIS RAVENSBURG (sz) - Wer in diesen Tagen durch den Landkreis Ravensburg fährt, dem stechen die vielen blühenden Streuobstwiesen ins Auge. Doch die Bäume sehen im unbelaubtem Zustand oft genauso grün aus wie im Sommer. Grund dafür ist ein oftmals schlechter Pflegezustand, wodurch sich verstärkt Misteln, sogenannte Halbschmarotzer, die auf Bäumen wachsen und diesen Nährstoffe entziehen, an den Bäumen ansiedeln und sich dort etablieren, heißt es in einer Pressemitteilung des Landschaftserhaltungsverbands (LEV) Ravensburg. Der LEV hat daher in Zusammenarbeit mit dem Kreisobstbauberater das Modellprojekt „Schnittige Obstbäume – Schöner vom Oberland“initiiert, mit dem Ziel, eine Erstpflege ausgewählter wichtiger Streuobstbestände anzustoßen und modellhaft zu erproben, wie eine langfristige Pflegekooperation zwischen Fachwarten und Eigentümern funktionieren kann.
Die Streuobstwiesen im Landkreis Ravensburg überaltern zunehmend, viele Bestände sind schlecht oder gar nicht gepflegt, alte Bäume brechen zusammen und werden nicht mehr ersetzt, heißt es in der Mitteilung weiter. Insgesamt wird die Anzahl der Streuobstwiesen von Jahr zu Jahr kleiner. Das hat Auswirkungen auf die Biodiversität, aber auch auf das Landschaftsbild in Oberschwaben. Bereits im vergangenen Sommer wurde vom LEV ein Aufruf gestartet und es konnten Streuobstbestände gemeldet werden. „Der Bedarf zur fachgerechten Baumpflege ist vielerorts vorhanden“, sagt Erwin Mozer, Kreisobstbauberater im Landratsamt Ravensburg laut Pressetext. Vier Streuobstwiesen in Baienfurt, Bergatreute, Wilhelmsdorf und Waldburg wurden anhand fachlicher Kriterien ausgewählt und über die Wintermonate von den Fachwarten gepflegt. „Ein wesentliches Anliegen des Projekts war es praktische Erfahrung zu sammeln, offene Fragen zu klären und aufzudecken, wo es bei der Umsetzung der Pflegekooperationen hakt“, erklärt Robert Bauer, Geschäftsführer des LEVs. „Wir wollten dabei auf das Fachwissen und den Erfahrungsschatz der Fachwarte zurückgreifen“, ergänzt Katrin Ehrhartsmann, Mitarbeiterin des LEVs.
Zum Ende der Modellphase wurden die Ergebnisse zusammengetragen und bei einer Abschlussveranstaltung, die am 3. Mai auf der Streuobstwiese in Baienfurt-Köpfingen stattfand, vorgestellt. Die Fachwarte Bürgermeister Günter Binder, der Eigentümer, Vertreter des LEVs und des Bau- und Umweltamtes tauschten sich aus. Katrin Ehrhartsmann fasst zusammen: „Als Ergebnis lässt sich feststellen, dass der Erhalt der Streuobstwiesen allen Beteiligten ein Anliegen ist und diese Aufgabe nur umsetzbar ist, wenn sie von vielen Schultern getragen wird.“Dafür sei eine entsprechende Finanzierung nötig und das Wissen und Potential müsse gebündelt werden. Marc Rohrbeck, Streuobstwiesenbesitzer aus Köpfingen, bedankte sich für das Angebot seine Bäume pflegen lassen zu können. Er pflege seine zweite Wiese nun in Eigenregie.
Wie Gemeinden, Eigentümer und Fachwarte zusammenarbeiten können und eine denkbare Finanzierung der Maßnahmen aussehen kann, wird laut Mitteilung des LEV aktuell in einem Landkreis-Streuobstkonzept erarbeitet. „Die Ideen der Fachwarte und des LEVs, die im Modellprojekt gesammelt wurden, wollen wir aufgreifen“, erklärt Iris Steger, Leiterin des Bau- und Umweltamtes.