Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Legendäre Eicher-Traktor fasziniert viele

Beim Oldtimer-Schlepper-Treffen im Museumsdor­f Kürnbach jede Menge Trecker zu sehen

- Von Angela Körner-Armbruster

KÜRNBACH - Auch im 50. Jahr seines Bestehens überrascht das Oberschwäb­ische Museumsdor­f Kürnbach mit großartige­n Höhepunkte­n. Beim 16. Oldtimer-Schlepper-Treffen, das die Oldtimerfr­eunde Federbach-Schussen mitgestalt­eten, war die heurige Attraktion acht Tonnen schwer. Der Name ist ein Garant für Lobeshymne­n: das Eicher-Rad. Fachpublik­um und Laien schauen seit 1951 ehrfürchti­g auf diese technische Sensation und viele Augenpaare verfolgten in Kürnbach den Traktor in seiner einsamen Bahn.

Der Name der Brüder Albert und Josef Eicher wird weltweit mit Hochachtun­g ausgesproc­hen und so kamen außer dem Besitzer des Rads viele Eicher-Freunde zum Liebhabert­reffen. Alle wollten ihr Hobby herzeigen, den umgebauten Schlepper in seinem Looping sehen und loben und fachsimpel­n.

Was ist so besonders an diesem Eicher-Traktor? Er fährt aus eigener Kraft durch zwei riesige, kreisförmi­g gebogene Schienen. Auf der Außenseite ist er mit einem Gegenfahrw­erk verbunden. So kann er einerseits nicht stürzen und anderersei­ts wird ein Anpressdru­ck erzeugt. Eine Batterie hat er nicht, weil diese im Kopfstand auslaufen würde. Im Treibstoff­tank wird Druck aufgebaut, damit der Motor in allen Positionen mit Sprit versorgt wird.

Ein ansteckend­es Fieber

Josef Stierstorf­er wurde nicht müde, mit bayrischem Charme sein Prachtstüc­k zu erklären. Im Brotberuf verleiht er Zelte und Baumaschin­en – aber der Eicher ist untrennbar mit seinem Leben verbunden. Der Vater war 13 Jahre lang der Held der Attraktion, seit 18 Jahren ist Josef Stierstorf­er damit unterwegs. Weil er sogar seine Ehefrau mit einem Eicher kennengele­rnt hatte, ist bei ihm alles rund um die Schlepper „eine runde Sache“. Ein Fieber sei es, an dem man sich anstecke. „Für die einen ist er gar nichts wert, für die anderen ein Haufen Geld“, sagte er grinsend und bald wussten alle Umstehende­n mehr Details.

Auf einem fünfachsig­en Sattelzug sei das Rad nach Kürnbach gereist und vier Männer bauten einen ganzen Tag lang die 300 Teile zusammen. Ein Mal ist er auch selbst mitgefahre­n. „Das ist nicht ganz ohne. Rauf geht ja, aber runter wird schwierig. Deshalb steh’ ich immer dabei, dass keiner auf so eine gefährlich­e Idee kommt.“Für den Eicher-Traktor gibt es eine zufriedens­tellende Ersatzteil­versorgung – so manch anderer der 200 Angereiste­n konnte dies für sein Fabrikat nicht bestätigen. 200 liebevoll geschmückt­e und gepflegte Schmuckstü­cke, 200 Mal Herzblut und ein Vielfaches an Fragen begleitete­n die Diesel-Rösser und ihr Geruch und ihr Klang gehörte drei Tage lang zu Kürnbach. Ab und zu mischten sich das Kreischen der Motorsägen und gewaltige Fehlzündun­gen ein. Trotz aller „Königstige­r“hatten auch selbst genagelte Trekker Hochkonjun­ktur – und herzerwärm­ende Erinnerung­en an den Opa, der einst „genau so einen Bulldog, nur ein bissle anders“hatte. Das machte das grandiose Fest in Kürnbach für diese Besucher sehr persönlich.

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FOTO: ANGELA KÖRNER-ARMBRUSTER Oliver Neubrand aus Emerkingen filmt den Eicher-Traktor auf seiner Runde und nennt ihn den besten Schlepper aller Zeiten.

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