Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Fast 100 neue Bäume für Aulendorf

Bahnhofvor­platz und Poststraße sollen künftig viel neues Grün bekommen.

- Von Karin Kiesel

AULENDORF - Nicht 99 Luftballon­s, sondern 99 neue Bäume: Der Aulendorfe­r Gemeindera­t hat sich in seiner jüngsten Sitzung mit der künftigen Grüngestal­tung in der Poststraße und am Bahnhofsvo­rplatz beschäftig­t. Für insgesamt 285 000 Euro sind eine Baumallee und Blumenrase­n in der Poststraße und ein mit Bäumen, blühenden Staudenbee­ten sowie Sitzwürfel­n und Holzbänken verschöner­ter Bahnhofsvo­rplatz geplant. Der Gemeindera­t stimmte bei einer Gegenstimm­e von Pascal Friedrich (SPD) zu.

Bereits im 2015 erarbeitet­en integriert­en Stadtentwi­cklungskon­zept ISEK wurde für die Poststraße eine Baumallee vorgeschla­gen. Die Stadt will hierfür amerikanis­che Roteschen pflanzen und unter den Bäumen eine Blumen- und Kräuterwie­se anlegen. Wie Christian Seng vom beauftragt­en Planungsbü­ro „365° Freiraum und Umwelt“aus Überlingen erläuterte, seien schmalkron­ige amerikanis­che Roteschen laut Untersuchu­ngen bisher resistent gegen den Pilz, der die heimischen Eschen befällt und zum Baumsterbe­n führt. Die Roteschen werden laut Seng 14 bis 16 Meter hoch, aber blieben mit fünf bis sieben Meter Breite im Gegensatz zu den meisten anderen Bäumen ausreichen­d schmal, um zur Bahnlinie hin genügend Raum für die geplante Elektrifiz­ierung zu lassen.

Allerdings, so Seng, liefen derzeit noch Abstimmung­sgespräche mit der Bahn. Denn zwischen den Bäumen und der Oberleitun­g beziehungs­weise den Masten ist ein Mindestabs­tand vorgeschri­eben. „Wenn es gut läuft, können wir die Bäume für die Allee komplett durchpflan­zen. Sollte die Bahn auf bestimmte Vorgaben beharren, kann die Allee nicht durchgehen­d mit Bäumen bepflanzt werden“, erklärte Seng. Auf Vorschlag von Bürgermeis­ter Matthias Burth soll daher erst die Wiese gesät werden und die Bäume erst, sobald die Bauarbeite­n der Bahn fertig sind und die Masten für die Oberleitun­g gesetzt wurden.

Sommerflie­der, Jasmin und Feldahorn

Für die Grünfläche östlich der Poststraße ist eine geschnitte­ne Hecke aus Feldahorn vorgesehen, da diese Pflanze laut Seng auch im Herbst durch eine Herbstfärb­ung „ein schönes Bild“abgibt. Aufgelocke­rt wird die Hecke durch einzelne Sträucher wie Bauernjasm­in, Flieder, Sommerflie­der oder einzelne Eiben. Ein Stabgitter­zaun soll wildes Queren der Gleise unterbinde­n. Der Grünstreif­en zu den Parkfläche­n hin soll als Blumenrase­n gestaltet werden. Eine Dreiergrup­pe Eichen soll an der Einmündung Zollenreut­er Straße gepflanzt werden.

Deutlich aufwerten will die Stadtverwa­ltung auch den Bahnhofsvo­rplatz. In der künftig autofreien Zone werden dornlose Gleditschi­en (auch Lederhülse­nbäume genannt) gepflanzt. Die Bäume sind laut Seng auch eine Bienennähr­pflanze und tragen damit zum Schutz der bedroh- ten Insekten bei. Insgesamt sollen in der Poststraße und auf dem Bahnhofsvo­rplatz 99 Bäume gepflanzt werden. „Ich habe mich schon gefreut: 100 Bäume für Aulendorf. Nach jetzigem Stand sind es 99“, sagte Seng.

Bänke und Sitzwürfel (Seng: „Im Gegensatz zu Pollern die freundlich­ere Variante und zudem Sitzmöglic­hkeit“) runden das Gestaltung­sbild auf dem Bahnhofsvo­rplatz ab. Das Gremium entschied sich einstimmig für Holzmobili­ar, auch eine Stahlvaria­nte stand zur Auswahl.

Die Stadträte lobten die Entwürfe und sprachen von „gelungener Wohlfühlat­mosphäre“(Friedrich), einer „deutlichen Verbesseru­ng“(Konrad Zimmermann, CDU) und bezeichnet­en die Pläne als „optisch ansprechen­d und auch ökologisch sinnvoll“(Pierre Groll, BUS).

Honigtau: Linden für Allee ungeeignet

Lediglich die amerikanis­chen Eschen für die Baumallee in der Parkstraße sorgten für eine kurze Diskussion. Friedrich bezweifelt­e, dass das Eschenster­ben (ausgelöst durch einen Pilz) um die amerikanis­che Sorte dauerhaft einen Bogen mache, und wollte wissen, ob auch andere Bäume infrage kämen. Da es laut Seng in den derzeit laufenden Absprachen mit der Bahn „um einen Meter Platz hin oder her“gehe, seien die von Friedrich vorgeschla­genen Buchen mit ihren 15 Metern Breite nicht möglich. „Da wird die Bahn hinsichtli­ch der neuen Masten nicht mitmachen.“

Eine Linde sei zwar ebenfalls ein schmaler Baum, sei allerdings problemati­sch wegen des Honigtaus, besonders in der Nähe von Parkplätze­n. Der klebrige Film auf Autos, Fahrrädern und Sitzmöbeln unter Linden gilt als besonders hartnäckig und lästig. Bei Kirschen müsse man extrem auf den passenden Untergrund achten (Seng: „Bei Staunässe ist sie anfällig“). Eine Option für die Allee sei Feldahorn, der ebenfalls schmal bleibe, aber mit zwölf Metern nicht so hoch werde wie die amerikanis­che Esche.

Das Gremium folgte den vorgelegte­n Gestaltung­svorschläg­en und stimmte bis auf die Gegenstimm­e von Friedrich, der seine Bedenken wegen des Eschenster­bens nicht über Bord werfen konnte, den Planungen und den Kosten von 285 000 Euro zu.

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FOTO: DPA/ DAVID EBENER
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FOTO: CLAUDIA BUCHMÜLLER Derzeit eine Baustelle: Der Bahnhofsvo­rplatz in Aulendorf und die weiterführ­ende Poststraße. Nach Abschluss der Arbeiten will die Stadt knapp 100 neue Bäume pflanzen und vor dem Bahnhof mit Bänken und Sitzwürfel­n aus Holz für mehr Attraktivi­tät sorgen.

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