Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Indie statt Metal
Sharon den Adel zeigt auf ihrem Solo-Album „My Indigo“eine völlig neue Seite
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RAVENSBURG - Die gute Nachricht gleich vorweg: Within Temptation haben sich nicht aufgelöst, wenngleich Sängerin, Frontfrau und Songwriterin Sharon den Adel jetzt mit „My Indigo“(BMG/Warner) ihr erstes Solo-Album veröffentlicht hat.
Es habe zwar Momente gegeben, in denen sie an der Band gezweifelt habe, bekennt den Adel, doch das sei in einer Situation gewesen, in der sie an allem und jedem gezweifelt habe. Denn tatsächlich entspringt das Album „My Indigo“einer schweren Schreibblockade, die plötzlich nach der „Hydra“-Tour mit Within Temptation auftrat und drei lange Jahre dauerte: „Ich hattte meine größte Leidenschaft verloren: Musik zu schreiben“, erzählt die Niederländerin. Und erst nachdem sie beschlossen hatte, nur für sich selbst zu schreiben, seien nach und nach Worte und Melodien zu ihr zurückgekehrt, doch klangen diese nicht mehr nach Within Temptation.
Zweifellos ist „My Indigo“ein überaus gelungenes Indiepop-Album mit viel Emotion, die ausgesprochen meisterlich in Szene gesetzt wird. Denn den Adel beherrscht ihr Handwerk, hat ein exzellentes Gespür für Melodie und Dramatik und konnte ihre ganze Erfahrung als Songwriterin und Sängerin ausspielen.
Bestes Beispiel ist „Where Is My Love“mit seinem virtuosen Zusammenspiel ihrer Stimme, Instrumenten und Rhythmik. Überhaupt ist allen zehn Tracks deutlich anzuhören, dass den Adel all ihr Herzblut hineingelegt hat – und dass sie sich auch nicht scheut, von schweren Zeiten zu erzählen.
Keine Spur von Metal
Das mag so manchen Within-Temptation-Fan vielleicht ein wenig versöhnen, denn von Gothic Metal, Symphonic Metal oder Power Metal ist „My Indigo“weit entfernt. Hier finden sich neben Indie-Tracks, Popsongs („Crash and Burn“), Folkpop („Black Velvet Sun“), SingerSongwriter-Stücke („Indian Summer“) sowie mehr oder minder rockige Balladen („Out of the Darkness“, „Lesson Learned“).
Anspieltipps: „My Indigo“, „Crash and Burn“und „Star Crossed Lovers“.