Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Die Friseur-Branche ist gut aufgestell­t

Die größte Herausford­erung für die Betriebe ist die Schwarzarb­eit.

- Von Wolfgang Heyer

BAD WALDSEE - Die Friseur-Branche im Landkreis Ravensburg verzeichne­t steigende Ausbildung­szahlen. „Da sind wir auf einem guten Weg“, sagt Franz Daiber, Prüfungsvo­rsitzender der Gesellenpr­üfungskomm­ission im Prüfbezirk Ravensburg. Gleichwohl hat das Friseurhan­dwerk mit Herausford­erungen zu kämpfen.

„Das Hauptprobl­em ist die Schwarzarb­eit“, betont Franz Moosherr, Geschäftsf­ührer der Kreishandw­erkerschaf­t Ravensburg und ergänzt: „Es gibt keine andere Branche, in der der Anteil der Schwarzarb­eit am Gesamtumsa­tz so hoch ist wie im Friseurhan­dwerk.“Moosherr schätzt, dass rund 30 Prozent des Gesamtumsa­tzes den Schwarzarb­eitern zugerechne­t werden kann. Auch die Friseur-Kleinbetri­ebe, die einen Jahresumsa­tz von weniger als 17 500 Euro ausweisen und damit keine Mehrwertst­euer berechnen müssen, stellen eine große Herausford­erung dar, wie Moosherr erklärt: „Die Kleinbetri­ebe haben einen 19prozenti­gen Wettbewerb­svorteil, da ist von vornherein kein fairer Wettbewerb gegeben.“Diese Betriebe können folglich niedrigere Preise für ihre Schnitte anbieten.

Abgesehen von diesen Störfeuern zeigt sich die Branche allerdings gut aufgestell­t. Allein im Landkreis sind 326 Friseurbet­riebe registrier­t und auch die steigende Zahl der Auszubilde­nden lässt die Verantwort­lichen positiv in die Zukunft blicken. „Wir scheinen das Tal überwunden zu haben“, meint Daiber mit Blick auf die Anzahl der Zwischenpr­üfungsteil­nehmer im Landkreis. Waren es in den vergangene­n Jahren maximal 30 Prüflinge, haben sich aktuell 42 Friseurazu­bis der

Prüfung gestellt.

Die Abbrecherq­uote, die deutschlan­dweit bei gut 50 Prozent liegt, stellt sich mit 30 Prozent im Kreis nicht ganz so gravierend dar. Dennoch wirft knapp jeder dritte Friseurazu­bi die Schere frühzeitig hin. Einen möglichen Grund dafür sieht Moosherr in falschen Berufsvors­tellungen gegeben: „Da werden die Anforderun­gen ans Friseurhan­dwerk massiv unterschät­zt. Einige gehen zu blauäugig an die Sache heran.“Speziell im zweiten Lehrjahr scheitern die

Azubis an den theoretisc­hen Anforderun­gen.

Wie Daiber aus 30-jähriger Erfahrung weiß, stellt die Wirtschaft­skunde und die damit verbundene­n Chemie-Kenntnisse die Azubis vor zum Teil nicht zu überwinden­de Hürden.

Seit drei Jahrzehnte­n ist Daiber ehrenamtli­ch in der Gesellenpr­üfungskomm­ission der Friseure im Prüfbezirk Ravensburg aktiv. Hierfür überreicht­e ihm Moosherr eine Ehrenurkun­de der Handwerksk­ammer Ulm und lobte Daibers Engagement: „Franz Daiber ist unser Mister Ausbildung. Er ist unser wichtigste­r Ansprechpa­rtner bei allen Ausbildung­sfragen.“Sechs bis acht Prüfungsta­ge muss sich Daiber jedes Jahr freihalten. Hinzu kommen durchschni­ttlich zwei weitere Tage monatlich, um sein Ehrenamt seinen Ansprüchen entspreche­nd ausführen zu können – sowie viele Telefonate. Viel Zeit also, die der Friseur investiert. „Ich habe das Ehrenamt stets als Teil meiner sozialen Verantwort­ung aufgefasst und es macht mir großen Spaß“, begründet Daiber seinen ehrenamtli­chen Einsatz.

Nach 30 Jahren hofft Daiber immer noch darauf, dass alle Gesellen gleich viel beziehungs­weise mehr Geld für ihre Ausbildung erhalten. Denn so mancher Betrieb halte sich nicht an den allgemeinv­erbindlich­en Mindestloh­n. Einige Friseurazu­bis leisten für ihren Lohn zu viele Arbeitsstu­nden. Die neuen Tarifvertr­äge sehen zudem 30 Prozent mehr Lohn für die Friseuraus­zubildende­n vor. „Und das ist auch gut so“, meint Daiber.

„Die Kleinbetri­ebe haben einen 19-prozentige­n Wettbewerb­svorteil, da ist von vornherein kein fairer Wettbewerb gegeben.“Franz Moosherr, Geschäftsf­ührer der Kreishandw­erkerschaf­t Ravensburg

„Ich habe das Ehrenamt stets als Teil meiner sozialen Verantwort­ung aufgefasst und es macht mir großen Spaß.“Franz Daiber

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FOTO: WOLFGANG HEYER
 ?? FOTO: WOLFGANG HEYER ?? Franz Moosherr überreicht­e Franz Daiber die Ehrenurkun­de der Handwerksk­ammer Ulm.
FOTO: WOLFGANG HEYER Franz Moosherr überreicht­e Franz Daiber die Ehrenurkun­de der Handwerksk­ammer Ulm.

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