Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Die Friseur-Branche ist gut aufgestellt
Die größte Herausforderung für die Betriebe ist die Schwarzarbeit.
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BAD WALDSEE - Die Friseur-Branche im Landkreis Ravensburg verzeichnet steigende Ausbildungszahlen. „Da sind wir auf einem guten Weg“, sagt Franz Daiber, Prüfungsvorsitzender der Gesellenprüfungskommission im Prüfbezirk Ravensburg. Gleichwohl hat das Friseurhandwerk mit Herausforderungen zu kämpfen.
„Das Hauptproblem ist die Schwarzarbeit“, betont Franz Moosherr, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Ravensburg und ergänzt: „Es gibt keine andere Branche, in der der Anteil der Schwarzarbeit am Gesamtumsatz so hoch ist wie im Friseurhandwerk.“Moosherr schätzt, dass rund 30 Prozent des Gesamtumsatzes den Schwarzarbeitern zugerechnet werden kann. Auch die Friseur-Kleinbetriebe, die einen Jahresumsatz von weniger als 17 500 Euro ausweisen und damit keine Mehrwertsteuer berechnen müssen, stellen eine große Herausforderung dar, wie Moosherr erklärt: „Die Kleinbetriebe haben einen 19prozentigen Wettbewerbsvorteil, da ist von vornherein kein fairer Wettbewerb gegeben.“Diese Betriebe können folglich niedrigere Preise für ihre Schnitte anbieten.
Abgesehen von diesen Störfeuern zeigt sich die Branche allerdings gut aufgestellt. Allein im Landkreis sind 326 Friseurbetriebe registriert und auch die steigende Zahl der Auszubildenden lässt die Verantwortlichen positiv in die Zukunft blicken. „Wir scheinen das Tal überwunden zu haben“, meint Daiber mit Blick auf die Anzahl der Zwischenprüfungsteilnehmer im Landkreis. Waren es in den vergangenen Jahren maximal 30 Prüflinge, haben sich aktuell 42 Friseurazubis der
Prüfung gestellt.
Die Abbrecherquote, die deutschlandweit bei gut 50 Prozent liegt, stellt sich mit 30 Prozent im Kreis nicht ganz so gravierend dar. Dennoch wirft knapp jeder dritte Friseurazubi die Schere frühzeitig hin. Einen möglichen Grund dafür sieht Moosherr in falschen Berufsvorstellungen gegeben: „Da werden die Anforderungen ans Friseurhandwerk massiv unterschätzt. Einige gehen zu blauäugig an die Sache heran.“Speziell im zweiten Lehrjahr scheitern die
Azubis an den theoretischen Anforderungen.
Wie Daiber aus 30-jähriger Erfahrung weiß, stellt die Wirtschaftskunde und die damit verbundenen Chemie-Kenntnisse die Azubis vor zum Teil nicht zu überwindende Hürden.
Seit drei Jahrzehnten ist Daiber ehrenamtlich in der Gesellenprüfungskommission der Friseure im Prüfbezirk Ravensburg aktiv. Hierfür überreichte ihm Moosherr eine Ehrenurkunde der Handwerkskammer Ulm und lobte Daibers Engagement: „Franz Daiber ist unser Mister Ausbildung. Er ist unser wichtigster Ansprechpartner bei allen Ausbildungsfragen.“Sechs bis acht Prüfungstage muss sich Daiber jedes Jahr freihalten. Hinzu kommen durchschnittlich zwei weitere Tage monatlich, um sein Ehrenamt seinen Ansprüchen entsprechend ausführen zu können – sowie viele Telefonate. Viel Zeit also, die der Friseur investiert. „Ich habe das Ehrenamt stets als Teil meiner sozialen Verantwortung aufgefasst und es macht mir großen Spaß“, begründet Daiber seinen ehrenamtlichen Einsatz.
Nach 30 Jahren hofft Daiber immer noch darauf, dass alle Gesellen gleich viel beziehungsweise mehr Geld für ihre Ausbildung erhalten. Denn so mancher Betrieb halte sich nicht an den allgemeinverbindlichen Mindestlohn. Einige Friseurazubis leisten für ihren Lohn zu viele Arbeitsstunden. Die neuen Tarifverträge sehen zudem 30 Prozent mehr Lohn für die Friseurauszubildenden vor. „Und das ist auch gut so“, meint Daiber.
„Die Kleinbetriebe haben einen 19-prozentigen Wettbewerbsvorteil, da ist von vornherein kein fairer Wettbewerb gegeben.“Franz Moosherr, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Ravensburg
„Ich habe das Ehrenamt stets als Teil meiner sozialen Verantwortung aufgefasst und es macht mir großen Spaß.“Franz Daiber