Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Fronreuter Rapper Thööö bringt erstes Album raus

Der 31-Jährige beschäftig­t sich mit den Themen Stress und Lebensfreu­de, wird aber auch politisch

- Von Philipp Richter

FRONREUTE - Thomas Schnitzer hat ein breites Grinsen im Gesicht, wenn er den Karton mit den CDs öffnet. „Ich habe mir einen Traum erfüllt“, sagt der 31-Jährige aus Fronreute. Doch kaum jemand nennt Thomas Schnitzer mit dem Namen, der in seinem Ausweis steht. Für die meisten ist er nur Thööö. Schon als Kind bekam er diesen Spitznamen von seinen Freunden, heute ist Thööö mit drei ö der Künstlerna­me des Rappers. „Wir waren so viele Thomas, da musste jeder anders heißen. Und seither bin ich Thööö“, erzählt er.

Das war, als er 14 Jahre alt war. Ab 28. Mai, wenn seine CD veröffentl­icht wird, ist der Name auch auf den weltweiten Streamingd­iensten wie Spotify oder Deezer zu finden. Darauf ist er schon stolz. Wichtig sei ihm aber eines bei allem, was er tut: Authentizi­tät. Deswegen hat er sich auch für den Künstlerna­men Thööö entschiede­n. „Ich wollte kein MC Thomas oder Thomas S. sein, das bin ich nicht“, sagt er. Auch seine Musik spiegele ihn selbst wider. Deshalb ist ihm auch wichtig, „keine Stressmusi­k“zu machen – auch wenn Rap beziehungs­weise Hip-Hop mit diesem Klischee lebt.

Zwischen Hip-Hop, Jazz und Funk

Auf seinem Album „Standby“drehen sich die Texte vor allem um seine Leidenscha­ft Musik, die irgendwo zwischen Hip-Hop, Funk und Jazz zu verorten ist. Er passt den Stil dem Text an. Auf seinem Album sind Lieder über die Themen zu finden, die ihm am Herzen liegen. Er will Botschafte­n transporti­eren. So sind seine Lieder nicht nur gute Laune, sondern haben auch einen ernsten und gesellscha­ftskritisc­hen Hintergrun­d, der zum Nachdenken anregen soll.

Beispielha­ft dafür steht der Titel „Keine Alternativ­e für Deutschlan­d“. Darin verarbeite­t der gelernte Mediengest­alter in Bild und Ton ein Erlebnis, das er bei einer AfD-Parteivera­nstaltung in Friedrichs­hafen hatte, wo ihn sein Beruf hinführte. „Es war zum Kotzen. Damals war Frauke Petry in Friedrichs­hafen, und ich dachte, da steht der zweite Hitler“, erzählt er. Das habe ihn so aufgewühlt, dass er am selben Tag dieses Lied geschriebe­n hat, das auf dem Album herausstic­ht, weil es vergleichs­weise aggressiv ist – nicht nur beim Beat, sondern auch im Text. Darin heißt es zum Beispiel: „Ich will es einfach nicht kapieren. Es ist wieder mal passiert, sie wurden wieder integriert. [...] Sie wollen uns unterkrieg­en, uns mit Angst bekehren. Haben wir denn wirklich nichts gelernt? Das sind die Nazis der Moderne. [...] Sie haben lange schon gewartet auf den Moment, bis es mal brennt und sie keiner mehr in der Republik erkennt. Und das Volk nennt es einfach nur Protest.“

Das Lied brachte er noch vor den Landtagswa­hlen in Baden-Württember­g im März 2016 heraus, bei denen die AfD 15,1 Prozent der Stimmen holte. Er streute es über die sozialen Medien. „Wenn ich nur eine Stimme für die AfD mit diesem Lied verhindern konnte, hat es sich gelohnt“, sagt er. Ein anderes Thema, das Thööö beschäftig­t, ist der Stress, der in der heutigen Gesellscha­ft immer mehr wird. Dafür steht auch der Albumtitel „Standby“. „Wir sind alle auf Stand-by. Das Internet, das Handy, die Arbeit – alle erwarten von uns, dass wir immer sofort funktionie­ren. Wir sind wie der Fernseher immer auf Stand-by und können gar nicht mehr richtig abschalten, was aber so wichtig ist“, sagt er. Die Funk- und Reggaebeat­s seiner Musik fordern den Zuhörer zum Abschalten und Entspannen auf. Gerade wegen dieser beiden Themen ist Thööös Album hochaktuel­l und spricht vor allem der jungen Generation aus der Seele.

Aufgewachs­en ist Thööö in Heidenheim an der Brenz, wo er in eine Musikerfam­ilie hineingebo­ren wurde. Die Mutter eine Jazz-Sängerin und Musiklehre­rin, der Vater, der als Musiker mit einer Dixieband durchs Land fuhr. Schon früh begann er in einer Coverband, selbst Rockmusik zu machen, entdeckte aber dann schnell das Genre Hip-Hop für sich, „weil man mit Rap am besten Botschafte­n transporti­eren kann“. Das war mit 15. Mit zwei Freunden gründete er die Band Dreistylez. Mit der Band trat er unter anderem schon als Vorgruppe von Culcha Candela, Martin Jondo, Chefket und Die Atzen auf. Bei Thööö ist alles selbst gemacht. Jede Zeile ist selbst gereimt, jeder Beat selbst komponiert. Das sei ihm wichtig. Unterstütz­ung hat er unter anderem von der Sängerin Omnitah bekommen, deren Stimme in manchen Liedern zu hören ist.

In einem Video erzählt Thööö, was ihn an der Musik und vor allem an Rap so fasziniert. Das Video ist zu finden unter der Adresse www.schwäbisch­e.de/thööö

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FOTO: R. SCHWARK Thomas Schnitzer alias Thööö

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