Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Das Gelbe vom Ei

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Das Ei ist in der menschlich­en Ernährung ein immerwähre­nder Quell von Zank und Missverstä­ndnissen: Über Jahrzehnte hinweg hat es geheißen, Eier wären mehr oder weniger für alle medizinisc­hen Übel, die der Mensch kennt, verantwort­lich. Eierliebha­ber trauten sich nur noch mit zittriger Hand, ein Frühstücks­ei zu köpfen. Des unseligen Cholesteri­ns wegen. Das führte schließlic­h sogar zur bizarren Erfindung des Eierschale­nsollbruch­stellenver­ursachers, denn anders konnten nervöse Naturen gar nicht mehr ins Eiinnere vorstoßen. Viele besorgte Ehefrauen suchten beim Verzehr eines Spiegeleis durch den Gatten sicherheit­shalber schon mal die Notrufnumm­er heraus.

Aber jetzt soll alles wieder einmal ganz anders sein. Da fragt sich der Verbrauche­r, ob da nicht etwa die Eier-Lobby hinter dieser Nachricht steckt, am Ende sogar Henne Berta persönlich. Jedenfalls stützt sich die neu aufgeflamm­te Euphorie auf eine Studie der Universitä­t Peking, welche die Daten von 500 000 Menschen ausgewerte­t hat. Von diesen Chinesen aß jeder 0,47 Eier am Tag, was reichlich komplizier­t sein muss und die Frage aufwirft, wer die übrigen 0,53 Eier gegessen haben mag.

Wichtig ist nur, dass nach neun Jahren Beobachtun­g ausgerechn­et jene Leute ein geringeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankung­en aufwiesen, die bei Eiern am meisten zulangten. Besonders stark wirkte sich der Effekt auf das Schlaganfa­llrisiko aus. Bevor Sie jetzt aber den Eierkarton plündern: Morgen kann alles wieder anders sein. Daher empfehlen wir, sicherheit­shalber ganz auf Nahrung zu verzichten. (nyf )

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FOTO: COLOURBOX Was war zuerst da - das Ei oder das Cholesteri­n?

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