Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

„Mehr Verbindlic­hkeit“

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RAVENSBURG Arbeit ist für Integratio­n aus vielen Gründen wichtig. Das sagte der Biberacher Unternehme­r Markus Winter (Foto: Derek Schuh), Geschäftsf­ührer von IndustrieD­ienstleist­ung Süd Holding, im Gespräch mit Daniel Hadrys. Winter ist Mitglied einer Initiative, die Flüchtling­e in ihren Unternehme­n vor Abschiebun­g schützen möchte.

Herr Winter, Sie beschäftig­en 82 Flüchtling­e in Ihrem Unternehme­n. Wie wichtig ist die Arbeit für die Integratio­n der Menschen?

Die Arbeit ist ein ganz wichtiger Bestandtei­l. Die Menschen müssen sich mit anderen Kollegen auseinande­rsetzen. Es ist etwas anderes, in der Praxis eine Sprache zu lernen als in der Theorie. Auch sind die kulturelle­n Unterschie­de teilweise sehr groß. Sie müssen im Alltag überwunden werden, sonst kann man nicht zusammenar­beiten. Da spielt eine Anstellung ebenfalls eine große Rolle. Sie übt Druck aus, sich anzupassen. Arbeit verpflicht­et, und das jeden Tag zu einer bestimmten Uhrzeit.

Einigen Ihrer Angestellt­en droht die Abschiebun­g. Was wünschen Sie sich von der Politik?

Für die Menschen ist es schwierig, unter unsicheren Bedingunge­n zu arbeiten. Für uns als Arbeitgebe­r ist das ebenfalls nicht gut. Wir investiere­n in diese Arbeitnehm­er und versuchen, sie weiterzubi­lden und ihnen mehr Verantwort­ung zu geben. Es kann aber jederzeit sein, dass sie abgeschobe­n werden. Da brauchen wir mehr langfristi­ge Sicherheit und Verbindlic­hkeit. Das gilt nicht für die, die eine Ausbildung machen. Für sie gibt es schon relativ gute Lösungen, wie die 3+2-Regel. Es gibt in der süddeutsch­en Region aber auch einen großen Bedarf an Arbeitskrä­ften für Hilfstätig­keiten. Wir müssen froh sein, wenn wir diese sicher besetzen können.

Wo sehen Sie politisch derzeit noch die größten Hürden?

Wir benötigen ein Einwanderu­ngsgesetz für die Menschen, die arbeiten wollen und die auch Arbeit brauchen. Nur so können wir den Mangel an Fach- und Hilfskräft­en im Südwesten beseitigen. Das gilt beispielsw­eise für die Pflege. Auch für uns ist es ein Gewinn, wenn wir die Menschen hierbehalt­en. Da hilft aber kein Verbiegen des Asylgesetz­es.

Reicht der Aktionspla­n, der heute vorgestell­t wurde, für eine bessere Integratio­n von Flüchtling­en aus?

Ich sehe darin nichts Neues. Auf vielen Gebieten, beispielsw­eise bei Sprachkurs­en, tut sich bereits unglaublic­h viel. Online-Sprachkurs­e gibt es schon. Sie sind sehr gut geeignet, weil sie verbindlic­h sind. Man weiß sehr genau, wann wer wie viel gemacht hat. Wir prüfen für unsere Firma auch gerade, ob wir diese einführen. Sprache ist der erste Schritt in Integratio­n und Arbeit. Wer sich nicht verständig­en kann, hat schlechte Karten. Da wäre es gut, wenn die Politik uns unbürokrat­ischer unterstütz­en würde.

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