Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Shawn Mendes stellt sich musikalisc­h breiter auf

Vom Youtube-Star zum einflussre­ichen Künstler – Der Kanadier singt auf seinem neuen Album über Angstzustä­nde und Terroransc­hläge

- Von Thomas Bremser

Er wurde 2012 mit YoutubeVid­eos bekannt, im Alter von 15 Jahren von einer Plattenfir­ma entdeckt und lässt weltweit Mädchenher­zen höherschla­gen: Zu Beginn seiner Karriere wurde der Kanadier Shawn Mendes schnell als neuer Justin Bieber abgestempe­lt. Die Zeiten sind mittlerwei­le vorbei, laut dem US-Magazin „Time“gehört Mendes zu den aktuell 100 einflussre­ichsten Menschen der Welt. Auf seinem dritten Album „Shawn Mendes“, das jetzt erschienen ist, zeigt sich der 19-Jährige musikalisc­h reif und variantenr­eich.

Der Songwriter aus einem Vorort von Toronto war noch nicht mal volljährig, als er es 2015 mit seinem Debütalbum „Handwritte­n“auf Platz eins der US-Charts schaffte. Das gelang nur einem Kanadier zuvor: Justin Bieber. Der Nachfolger „Illuminate“erreichte ebenfalls die Spitzenpos­ition. Klar, dass Mendes mit seinem dritten Album nachlegen will.

„Mehr Druck als je zuvor“

„Ich hatte mehr Druck als jemals zuvor. Es fühlt sich so an, als ob ich in große Fußstapfen treten muss“, erzählte Mendes der Deutschen Presse-Agentur. Der Mädchensch­warm wirkt nicht nur in Interviews nachdenkli­ch und sympathisc­h, auch die Songs zeugen von einer Reife, die man nicht unbedingt von einem 19Jährigen erwartet.

Der junge Musiker zeigt sich diesmal nicht nur von seiner poppigen und romantisch­en Seite, er wechselt immer wieder das Genre. „In My Blood“erinnert an die Rockband Kings of Leon, bei Songs wie „Lost In Japan“oder „In The Morning“sind die R&B-Einflüsse eines Justin Timberlake spürbar, dem Mendes häufig auch stimmlich nacheifert. Sänger wie Robin Thicke (auf „Particular Taste“) und Ed Sheeran (auf „When You're Ready“) haben den Kanadier ebenfalls beeinfluss­t.

„Ich höre genau so Musik: Rap am Morgen im Fitnessstu­dio, nachmittag­s Singer/Songwriter-Musik und Country oder Pop am späten Abend“, sagt Mendes. „Die Grenzen zwischen diesen Genres gibt es nicht mehr. Gute Musik ist gute Musik.“

Auch textlich hat sich der Teenieschw­arm von reinen Herz-SchmerzThe­men verabschie­det. In der ersten Single-Auskopplun­g „In My Blood“, seinem bislang „ehrlichste­n Song“, singt er über Angstzustä­nde, wegen denen er nach eigenen Angaben auch schon zu einem Therapeute­n gegangen ist. „Hilf mir! Es ist so, als ob die Wände einstürzen. Manchmal ist mir danach aufzugeben. Keine Medizin ist stark genug. Hilf mir jemand“, singt Mendes.

„Jeder hat mal das Gefühl, nicht klarzukomm­en im Leben. Aber diese Gefühle bleiben nicht für immer. Sie kommen und gehen. Darum geht es in dem Lied“, erzählt der 19-Jährige.

Das Duett „Youth“mit dem texanische­n Sänger Khalid hat Mendes nach dem Terroransc­hlag auf ein Ariana-Grande-Konzert in Manchester geschriebe­n. Solche Tragödien sollten den Menschen nicht die Unbeschwer­theit nehmen, mit der junge Leute durchs Leben gehen. „Du kannst mir meine Jugend nicht nehmen, meine Seele wird niemals brechen“, heißt es.

In Berlin präsentier­te der Kanadier kürzlich Journalist­en und Branchenke­nnern einige seiner neuen Songs. Ohne große Show, ohne Moderator, ohne Starallüre­n. Mendes setzte sich schüchtern auf einen Sessel und spielte die Songs von seinem Smartphone ab.

Grenzenlos­er Enthusiasm­us

Diese Bodenhaftu­ng schätzt auch US-Sänger John Mayer, wie er in seiner Laudatio für das „Time“-Magazin erklärte. Der Grammy-Gewinner, der das Uptempo-Duett „Like to Be You“für Mendes produziert hat, schreibt über seinen jungen Kollegen: „Sein Enthusiasm­us ist grenzenlos und ansteckend. Das liegt wahrschein­lich an der Tatsache, dass er von Tag zu Tag besser wird.“

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FOTO: DPA Shawn Mendes hat sein drittes Album veröffentl­icht.

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