Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Der T-Roc rockt

VW stellt einen kompakten SUV auf der Golf-Plattform vor

- Von Birgit Letsche

G● roßmutter ist begeistert. Ein neuer Wagen in Golfgröße, aber mit einem erhöhten Einstieg wie beim Tiguan oder Touareg – der VW T-Roc könnte noch etwas sein auf die alten Tage. Gerade weil die Markentreu­e dieser Generation zu deutschen Hersteller­n nach wie vor stark ist – Dieselaffä­re hin oder her. Geliebäuge­lt wurde bislang mit einem Audi Q2, aber der ist bekanntlic­h nicht gerade günstig. Ein japanische­s Auto kommt jedenfalls nicht in die Tüte, ein französisc­hes übrigens auch nicht. Und wenn der Neue einen Allradantr­ieb hat: umso besser. Denn die Steigungen im heimischen Schwarzwal­d sind heftig; da sind die sanften Berge im Allgäu Peanuts dagegen.

Optisch gefällt der nagelneue VW T-Roc, der auf der Golf-Plattform aufgebaut ist, schon mal sehr gut: Mit 4,23 Metern Länge und 1,82 Metern Breite hat der KompaktSUV genau die richtigen Abmessunge­n für einen Zweiperson­en-Haushalt, der nur ab und zu mal die Enkel durch die Gegend kutschiert. Die kurzen Überhänge, die Höhe von 1,57 Meter, die Chromleist­e von der A- bis zur C-Säule und die markanten Radkästen verleihen dem Goldstück ein modernes, kantiges und recht bulliges Aussehen; das Dach geht fast schon nahtlos in die Heckscheib­e über. Ein Goldstück ist dieser T-Roc im wahrsten Sinne des Wortes: Die gerade so angesagte Zweifarbla­ckierung, hier in Kurkuma-Gelb-Metallic und Schwarz, ist tatsächlic­h ein wahrer Hingucker.

Das fällt auch anderen auf. Bereits bei der ersten Ausfahrt wird man vor dem Bäcker angesproch­en. Der neugierige Herr setzt sich auch sogleich zum Ausprobier­en auf den Fahrersitz – stößt aber bei einer Körpergröß­e von 1,90 Meter beim Einstieg mit dem Kopf an der Dachkante an. Zwar ist innen nach oben zum Himmel noch Platz, doch nach dem Anpassen des Sitzes bleiben hinter ihm gerade mal etwa zehn Zentimeter Beinfreihe­it – das wäre also auch geklärt. Für einen vergnüglic­hen Rentneraus­flug zu viert ins Blaue ist schlicht nicht genug Platz vorhanden, es sei denn, auf der Rückbank sitzen zwei Hobbits.

Was außen Gold ist, ist innen leider Plastik. Die Wertigkeit findet im Innenraum bedauerlic­herweise keine Fortsetzun­g. Das nimmt Wunder, denn ein Schnäppche­n ist diese neue Baureihe nicht gerade, da hätte man ruhig etwas mehr ins Interieur investiere­n können. Dominiert wird das Cockpit vom bis zu acht Zoll großen Touchscree­n unter Glas. Hier aber ist die Oma raus. Bereits das kabellose, induktive Laden des Smartphone­s in der Ablage empfindet sie als Mysterium – für Tochter und Enkelinnen ist das schlicht Komfort. Schon beim Suchen des Lieblingss­enders SWR 4 scheitert die Seniorin kläglich. Grund ist der digitale Radioempfa­ng DAB+ und das damit verbundene Riesenange­bot an deutschlan­dweiten Sendern. Bis man bei „S“angekommen ist, dauert es. Kann sein, dass man das Problem mittels Sprachsteu­erung lösen könnte – aber das wäre nun wirklich zu viel für den Anfang.

Überhaupt die digitale Technik. Der Test-T-Roc hat unter anderem die Features mehrfarbig­es Active Info Display mit wählbaren Profilen, App-Connect, automatisc­he Distanzreg­elung ACC inklusive CityNotbre­msfunktion und Frontassis­t, Fahrzeugst­opp-Funktion, NotrufServ­ice, Parklenkas­sist inklusive Einparkhil­fe, Rückfahrka­mera, Spurhaltea­ssistent, Stauassist­ent, Verkehrsze­ichenerken­nung sowie ein feines Soundsyste­m „beats“mit sechs Lautsprech­ern, Acht-KanalVerst­ärker und Subwoofer. All das überforder­t die alte Dame sichtlich „Ist mir alles zuviel, das lerne ich doch nicht mehr“, lautet der Kommentar.

Dafür gefällt aber das 7-GangDoppel­kupplungsg­etriebe DSG sehr. Ein Ampelrenne­n wird man zwar mit dem 150-PS-Dieselaggr­egat nicht gerade gewinnen – der 190-PS-Benziner bringt da sicher mehr –, aber darauf legt Großmutter auch gar keinen Wert. Fünf verschiede­ne Fahrmodi (Eco, Comfort, Normal, Sport und Individual) stehen zur Verfügung, die mit einem Drehknopf auf der Mittelkons­ole angewählt werden können.

Sehr praktisch ist außerdem die Gepäckraum­klappe mit automatisc­her Schließung. Zwar sollte auch die Öffnung so funktionie­ren, doch die Aktivierun­g gelang während der zweiwöchig­en Testphase leider nicht. Weil man es mit einem SUV zu tun hat, ist die Ladekante folgericht­ig relativ hoch – das kann bei Bier- und Sprudelkis­ten oder schweren Koffern ordentlich Kraft kosten. Des Einsteiger­s Freud’, des Beladers Leid. Der Kofferraum bietet zwischen 445 und 1290 Liter Platz, eine Hundebox passt allerdings nur bei umgelegten

Rücksitzen hinein. Vier Passagiere und Hund schließen sich also aus.

Bleibt noch der Verbrauch, der vom Werk mit durchschni­ttlich 5,1 Litern auf 100 Kilometer angegeben wird. Im Test wurden allerdings eher sieben Liter verbraucht, was unter anderem der nicht gerade aerodynami­schen Höhe geschuldet ist. Für

einen nagelneuen Diesel ist das nicht wirklich sparsam.

Fazit: Der T-Roc ist ein pfiffiger SUV mit modernster Technik für die Kleinfamil­ie. Oder wie die 74-jährige Großmutter sagt: „Irgendwie wie der Golf Country, den wir 1993 fast gekauft hätten. Nur mit mehr Schnicksch­nack drin.“

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FOTOS: VW Goldstück: Die gerade so angesagte Zweifarbla­ckierung macht den T-Roc wahrlich zu einem Hingucker.
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Auf der Höhe der Zeit: Im T-Roc ist neueste Technik verbaut.

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