Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Menschenke­nntnis und kaufmännis­ches Denken

Bei der Ausbildung von Personaldi­enstleistu­ngskaufleu­ten setzt die Branche auf hohe Qualitätss­tandards

- Von Anke Dankers

Z● usammenbri­ngen, was vielleicht zusammenge­hört: Personaldi­enstleistu­ngskaufleu­te verkuppeln Unternehme­n und Bewerber. Sie brauchen Menschenke­nntnis, analytisch­es und kaufmännis­ches Denken. Und sie dürfen keine Angst vor dem Telefon haben.

Was eine Kauffrau für Personaldi­enstleistu­ngen macht, wusste Julia Sefzick vor ihrer Ausbildung nicht so genau. Sie wusste nur, wie ihr Job aussehen sollte: „Ich wollte viel Kontakt zu anderen Menschen haben und im Laufe der Ausbildung eine gewisse Verantwort­ung tragen können.“Auf der Suche nach einem passenden Beruf landete die 21-Jährige schließlic­h bei der Adecco Group – und ist jetzt, zweieinhal­b Jahre später, fast fertig mit der Ausbildung. Damit ist Sefzick etwas schneller als ihre Kollegen: In der Regel dauert die Ausbildung drei Jahre.

Ausgebilde­te Personaldi­enstleistu­ngskaufleu­te sind Multitalen­te: Sie verfassen Stellenanz­eigen, sichten Bewerbungs­unterlagen, führen Einstellun­gsund Mitarbeite­rgespräche, setzen Arbeitsver­träge auf und Richtlinie­n zur Arbeitssic­herheit um, sie analysiere­n den Personalbe­darf und planen den Personalei­nsatz. Dazu kümmern sie sich um klassische kaufmännis­che Aufgaben, beispielsw­eise im Controllin­g.

Vielfältig­es Anforderun­gsprofil

Damit ist auch das Anforderun­gsprofil vielfältig: Die Kaufleute müssen nicht nur rechnen können, auch das Menschlich­e muss stimmen. „Diese Verknüpfun­g gibt es in keinem anderen Ausbildung­sberuf“, erklärt Wilhelm Oberste-Beulmann, Vizepräsid­ent des Bundesarbe­itgeberver­bandes der Personaldi­enstleiste­r (BAP). „Wir wissen, dass es nicht einfach ist, aber wir haben den Beruf bewusst umfassend und in einer hohen Qualität aufgesetzt.“Das soll die Azubis für verschiede­ne Einsätze und Arbeitgebe­r wappnen.

Egal ob in der Personalve­rmittlung für Kunden oder in den Personalab­teilungen großer Unternehme­n – eines haben alle fertigen Kaufleute gemeinsam: viel Kontakt zu anderen Menschen. Nicht nur deshalb sollten Auszubilde­nde „mutig sein und eine eigene Persönlich­keit aufweisen“, sagt Raymond Opzalski, Ausbildung­sverantwor­tlicher bei der Adecco Group. „Gerade im Rekrutieru­ngsbereich muss man eigenständ­ig arbeiten und ein Gefühl dafür haben, Menschen einzuschät­zen.“Für dieses Gefühl braucht es Praxis.

Selbststän­diges Arbeiten

Das überrascht­e Julia Sefzick: „Ich hätte niemals gedacht, dass ich in meiner Ausbildung schon so viel selber machen darf, dass ich so viel Freiraum gestellt bekomme.“Sie erzählt von Telefonint­erviews, die sie schon geführt hat – mit echten Bewerbern für echte Stellen in ihrem Unternehme­n. Davon, wie sie Bewerber kennenlern­te und schließlic­h manche von ihnen für die zu besetzende Stelle vorschlug. Einer von ihnen ist inzwischen Julia Sefzicks Kollege. „Das war für mich ein großer Erfolg“, sagt sie.

Überhaupt scheint sie zufrieden zu sein, mit ihrem Beruf und der eigenen Entwicklun­g. „Früher war es so, dass ich vor dem Klingeln des Telefons Angst hatte. Man weiß ja nie, wer dahinterst­eckt“, erinnert sie sich. Längst hat sie diese Angst abgelegt. Doch Herausford­erungen gibt es nach wie vor: „Wenn man einem Bewerber sagen muss, dass er die Stelle nicht bekommt, ist das noch immer eine Herausford­erung“, sagt Sefzick. „Denn nicht jede Situation ist gleich, und nicht jeder Mensch ist gleich.“

Einfühlung­svermögen, Selbststän­digkeit, Analysefäh­igkeit, Kundenorie­ntierung, Verhandlun­gsgeschick – all das gehört unweigerli­ch zum Beruf dazu. Einen Realschula­bschluss sollten Auszubilde­nde daher mindestens mitbringen, empfiehlt Oberste-Beulmann und verweist auf den hohen Anspruch des Berufs. Als Vergütung bekommen die angehenden Personaldi­enstleistu­ngskaufleu­te laut BAP 700 bis 870 Euro im ersten Lehrjahr, im dritten sind es 850 bis 1030 Euro.

Gute Übernahmec­hancen

Ist die Ausbildung abgeschlos­sen, gibt es verschiede­ne Weiterbild­ungsmöglic­hkeiten: zum Fachwirt für Personaldi­enstleistu­ngen etwa oder in Form eines Studiums im Bereich Personalwe­sen. Auch eine Weiterbesc­häftigung im Ausbildung­sunternehm­en ist meistens möglich: „Die Übernahmec­hancen sind sehr gut“, sagt Oberste-Beulmann, selbst Vorsitzend­er des Prüfungsau­sschusses. Alle seine Prüflinge seien bisher übernommen worden.

Auch Julia Sefzick möchte weiter nach den passenden Mitarbeite­rn für ihren Arbeitgebe­r suchen. „Es bereitet mir große Freude, dass ich jungen Menschen berufliche Chancen gebe“, sagt sie. Schon bald wird sie als Junior-HR-Referentin in der Hauptverwa­ltung der Adecco Group tätig sein. Der Vertrag ist bereits unterschri­eben. (dpa)

Ein Steckbrief für das Berufsbild Personaldi­enstleistu­ngskaufman­n/-kauffrau findet sich im Berufenet der Bundesagen­tur für Arbeit unter dpaq.de/xZCvp

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FOTO: HENNING KAISER Das ist keine Übung: Auch in der Ausbildung zur Personaldi­enstleistu­ngskauffra­u führt Julia Sefzick echte Bewerbungs­gespräche. Denn nur so lasse sich das für den Beruf nötige Gespür entwickeln, finden die Ausbildung­sverantwor­tlichen.

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