Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

„Das zu verarbeite­n wird Zeit brauchen“

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Klopp hingegen wird gewiss auch das zweite verpatzte Königsklas­senfinale seiner Laufbahn (nach 2013, mit Dortmund gegen Bayern) überwinden, verdauen muss er die herbe Enttäuschu­ng aber allemal. „Wir fühlen uns richtig schlecht. Wir wollten alles und haben nichts und noch weniger“. Sagte es und verwies so auf die erste Schlüssels­zene – das verletzung­sbedingte Aus von Mohamed Salah nach einer halben Stunde. Der Sturmstar war von Reals Kapitän Sergio Ramos recht entschloss­en nach unten gedrückt worden. Bis dahin war der FC Liverpool am Drücker. „Wir hätten gewinnen können, wenn's nicht so mies gelaufen wäre“, sagte Klopp. Die Fortsetzun­g seines Finaltraum­as trug er dennoch mit Fassung. „Ich bin 50, ich kann mit Niederlage­n umgehen“, meinte er nach seiner sechsten Endspielpl­eite in Folge. Am Ende bleibe der zweite Platz. „In zehn Jahren wird keiner mehr darüber sprechen, wie wir verloren haben“, so Klopp und macht damit nicht nur Karius Mut. METTENBERG Dass Loris Karius in Kiew spielentsc­heidend sein würde, hatten sie bei seinem Heimatvere­in, der SG Mettenberg (Kreisliga B2, Riß) gehofft. Dass es jedoch auf diese Weise geschehen würde, hätte sich nicht nur Roland Wahl (Foto: AW), anders gewünscht. Felix Alex hat mit dem heutigen Abteilungs­leiter Fußball der SG Mettenberg und Karius’ erstem Trainer (2000/ 2001) gesprochen.

Herr Wahl, haben sie die Erlebnisse um Ihren ehemaligen Schützling schon verdaut?

Ich bin immer noch ein bisschen geschockt. Wir haben im Sportheim mit etwa 30 Leuten das Spiel geschaut und waren wegen Loris überwiegen­d für Liverpool. Er hat ja eine gute Saison gespielt und ist von Jürgen Klopp nicht umsonst zur Nummer 1 gemacht worden. Dass das gestern nicht sein Abend war, weiß er selber. Er hat die Klasse eindeutig, kann es jetzt aber nicht mehr rückgängig machen. Ich war selbst Torwart und ein solches Ding kann immer mal passieren, am Samstag war es mit Sicherheit aber eines zu viel.

Die Abbitte vor den Liverpoole­r Fans beweist mentale Stärke. War das damals schon abzusehen?

Das ist ja nun alles schon fast zwanzig Jahre her, aber er war schon früher selbstbewu­sst. Die Aktion zeugt auf jeden Fall von Größe. Dass er das bei uns gelernt hat, kann ich nicht sagen, aber sein gesamter Werdegang, die Stationen bei uns, in Ulm, Stuttgart, Manchester und Mainz haben sicher alle dazu beigetrage­n.

Hatten Sie bereits Kontakt und was wünschen Sie ihm?

Es geht mir selbst nicht mehr aus dem Kopf und ich kann mit ihm fühlen, deshalb habe ich ihm gleich am Morgen geschriebe­n. Das hängt ihm jetzt natürlich ewig nach, aber das Bitterböse, das jetzt teilweise über ihn hereinbric­ht, hat er nicht verdient. Ich hoffe, dass er in Ruhe gelassen wird, auch wenn das sicherlich nicht der Fall ist. Er muss da nun durch und das verarbeite­n, aber es wird seine Zeit brauchen.

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