Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Biberacher Parkhaus hat 555 Stellplätze
Bauweise der Parkgarage „Ulmer Tor“ist einmalig in Deutschland – Eröffnung am Freitag
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BIBERACH - Nach einer Bauzeit von rund eineinhalb Jahren ist es geschafft: Die Erweiterung der Parkgarage „Ulmer Tor“beim Bahnhof in Biberach ist fertig. „Wir sind sehr zufrieden mit dem Verlauf der Baustelle“, freut sich Thorsten Wölfle, Teamleiter Parkierung bei den Stadtwerken. Grund zur Freude dürfen auch die Autofahrer haben, stehen ihnen doch ab Freitag 555 Stellplätze zur Verfügung. Kleiner Wermutstropfen: Die Parkgebühren steigen zum 1. Juni etwas.
Die größte Besonderheit des Erweiterungsbaus werden die Autofahrer wohl nie zu Gesicht bekommen: den kathodischen Korrosionsschutz, kurz KKS. Das System verbirgt sich in den Decken und in einem Teil der Wände. „Wir haben den KKS flächendeckend eingebaut, was in dieser Form einmalig bei einem Neubau eines Parkhauses in Deutschland ist“, sagt der zuständige Architekt Axel Munz vom Biberacher JKLM-Büro für Architektur. So verlaufen in den massiven Bauteilen leitfähige Kabel, an die eine leichte Spannung angelegt wird. 240 000 Abstandshalter mussten dafür in dreiwöchiger Handarbeit eingebaut werden, damit es keinen Kurzschluss gibt.
Tausalz greift Stahl an
„Der Schutzstrom verhindert, dass die im Stahlbeton eingebaute Bewehrung korrodiert“, sagt Munz. Tausalz, das die Autos von der Straße in die Parkhäuser bringen, sei einer der Hauptursachen dafür, warum Parkgaragen marode werden. Denn die Einlagerungen greifen den Stahl an. „Eigentlich wird der KKS erst nachträglich, also bei Sanierungen, eingebaut und dann auch nur an kritischen Stellen“, so Munz. Wegen solcher Schäden mussten beispielsweise die Tiefgaragen wie „Stadthalle“und „Museum“für mehrere Millionen Euro saniert werden, wie Wölfle ergänzt. Mit dem vorbeugenden Einbau des Systems hoffen die Verantwortlichen, länger Ruhe vor einer Sanierung der neuen Parkhaushälfte zu haben. „Für die Planer und beteiligten Baufirmen war diese Aufgabe herausfordernd und Neuland“, sagt Wölfle. Umso erfreulicher sei es, dass mit Kosten in Höhe von knapp sieben Millionen Euro der gesteckte Rahmen sogar leicht unterschritten wird: „Bei so einer neuartigen Bauweise hätten die Kosten auch steigen können.“Die Sorgfalt während der Planungsphase habe sich bezahlt gemacht. Bereits Anfang 2015 begannen die Planungen für die Erweiterung, im September 2016 rollten dann die Baumaschinen an.
Energieautarkes Parkhaus
Abgesehen vom KKS sind die Verantwortlichen auch auf die als Dach fungierende Photovoltaikanlage stolz. Autofahrer können diese vom vierten Parkdeck aus sehen, weil keine Dachziegel oder Betondecken die Sicht auf die Platten versperren. „Auch das bestehende Parkhaus haben wir auf diese Weise überdacht, um das oberste Deck ebenfalls ganzjährig nutzen zu können“, sagt Wölfle. Davor musste es in den Wintermonaten wegen Eis und Schnee gesperrt werden.
Die PV-Anlage mit eingebautem Batteriespeicher ermöglicht es den Stadtwerken, das Parkhaus am Bahnhof energieautark betreiben zu können. Sollte an zwei darauffolgenden Tagen keine Sonne scheinen, könnte die Stromversorgung auch ohne externe Zufuhr aufrecht erhalten werden. Die errechnete durchschnittliche Jahresleistung der Anlage beträgt 140 000 Kilowatt-Stunden (kWh) . Soweit möglich sollen auch die vier 22 kW-Ladepunkte für Elektrofahrzeuge über die Solaranlage betrieben werden. Die Infrastruktur für weitere 24 Ladepunkte wurde berücksichtigt.
Zu den bereits 241 bestehenden Stellplätzen kommen jetzt noch 314 hinzu. 555 Parkplätze gibt es künftig an der Zahl. Wie die Stellplätze in der ersten Parkhaushälfte sind die neuen ebenfalls 2,40 Meter breit. Bei manchen Supermärkten seien die Parkplätze zwar breiter, aber man habe eben auch eine gewisse Anzahl an Stellplätze unterbringen müssen, sagt Wölfle. „Gesetzlich gefordert ist eine Breite von 2,30 Meter.“Ab 1. Juni können die Autofahrer auch im neuen Teil parken. Am gleichen Tag drehen die Stadtwerke auch an der Gebührenschraube für ihre Parkgaragen. Wie berichtet kostet ein Takt dann 30 statt 20 Cent, wobei sich die Taktdauer von 20 auf 25 Minuten verlängert. Das Parkhaus „Ulmer Tor“ist noch bis voraussichtlich Freitag, 13. Juli, nur über die Eisenbahnstraße zu erreichen. In der Neherstraße läuft bis dahin noch eine städtische Baustelle, weshalb die Ein- und Ausfahrt auf der westlichen Seite gesperrt bleibt.
Apropos Sperrung: Schäden am Belag lassen sich innerhalb von 20 Minuten reparieren. Dieser Belag ist zwar etwas teurerer als herkömmliche Verfahren, dafür müssen aber Teile des Parkhauses wegen Reparaturen nicht über Wochen gesperrt werden. Ganz abgeschlossen sind die Bauarbeiten im Parkhaus „Ulmer Tor“mit dem 1. Juni aber noch nicht. „Wir rüsten noch am Bestandsgebäude auf LED um“, sagt Wölfle. Denn auch bei einem Parkhaus sei die CO2Bilanz wichtig.