Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Biberacher Parkhaus hat 555 Stellplätz­e

Bauweise der Parkgarage „Ulmer Tor“ist einmalig in Deutschlan­d – Eröffnung am Freitag

- Von Daniel Häfele 360-Grad-Bilder und ein Video finden Sie unter www.schwäbisch­e.de/ parkhaus-ulmer-tor

BIBERACH - Nach einer Bauzeit von rund eineinhalb Jahren ist es geschafft: Die Erweiterun­g der Parkgarage „Ulmer Tor“beim Bahnhof in Biberach ist fertig. „Wir sind sehr zufrieden mit dem Verlauf der Baustelle“, freut sich Thorsten Wölfle, Teamleiter Parkierung bei den Stadtwerke­n. Grund zur Freude dürfen auch die Autofahrer haben, stehen ihnen doch ab Freitag 555 Stellplätz­e zur Verfügung. Kleiner Wermutstro­pfen: Die Parkgebühr­en steigen zum 1. Juni etwas.

Die größte Besonderhe­it des Erweiterun­gsbaus werden die Autofahrer wohl nie zu Gesicht bekommen: den kathodisch­en Korrosions­schutz, kurz KKS. Das System verbirgt sich in den Decken und in einem Teil der Wände. „Wir haben den KKS flächendec­kend eingebaut, was in dieser Form einmalig bei einem Neubau eines Parkhauses in Deutschlan­d ist“, sagt der zuständige Architekt Axel Munz vom Biberacher JKLM-Büro für Architektu­r. So verlaufen in den massiven Bauteilen leitfähige Kabel, an die eine leichte Spannung angelegt wird. 240 000 Abstandsha­lter mussten dafür in dreiwöchig­er Handarbeit eingebaut werden, damit es keinen Kurzschlus­s gibt.

Tausalz greift Stahl an

„Der Schutzstro­m verhindert, dass die im Stahlbeton eingebaute Bewehrung korrodiert“, sagt Munz. Tausalz, das die Autos von der Straße in die Parkhäuser bringen, sei einer der Hauptursac­hen dafür, warum Parkgarage­n marode werden. Denn die Einlagerun­gen greifen den Stahl an. „Eigentlich wird der KKS erst nachträgli­ch, also bei Sanierunge­n, eingebaut und dann auch nur an kritischen Stellen“, so Munz. Wegen solcher Schäden mussten beispielsw­eise die Tiefgarage­n wie „Stadthalle“und „Museum“für mehrere Millionen Euro saniert werden, wie Wölfle ergänzt. Mit dem vorbeugend­en Einbau des Systems hoffen die Verantwort­lichen, länger Ruhe vor einer Sanierung der neuen Parkhaushä­lfte zu haben. „Für die Planer und beteiligte­n Baufirmen war diese Aufgabe herausford­ernd und Neuland“, sagt Wölfle. Umso erfreulich­er sei es, dass mit Kosten in Höhe von knapp sieben Millionen Euro der gesteckte Rahmen sogar leicht unterschri­tten wird: „Bei so einer neuartigen Bauweise hätten die Kosten auch steigen können.“Die Sorgfalt während der Planungsph­ase habe sich bezahlt gemacht. Bereits Anfang 2015 begannen die Planungen für die Erweiterun­g, im September 2016 rollten dann die Baumaschin­en an.

Energieaut­arkes Parkhaus

Abgesehen vom KKS sind die Verantwort­lichen auch auf die als Dach fungierend­e Photovolta­ikanlage stolz. Autofahrer können diese vom vierten Parkdeck aus sehen, weil keine Dachziegel oder Betondecke­n die Sicht auf die Platten versperren. „Auch das bestehende Parkhaus haben wir auf diese Weise überdacht, um das oberste Deck ebenfalls ganzjährig nutzen zu können“, sagt Wölfle. Davor musste es in den Wintermona­ten wegen Eis und Schnee gesperrt werden.

Die PV-Anlage mit eingebaute­m Batteriesp­eicher ermöglicht es den Stadtwerke­n, das Parkhaus am Bahnhof energieaut­ark betreiben zu können. Sollte an zwei darauffolg­enden Tagen keine Sonne scheinen, könnte die Stromverso­rgung auch ohne externe Zufuhr aufrecht erhalten werden. Die errechnete durchschni­ttliche Jahresleis­tung der Anlage beträgt 140 000 Kilowatt-Stunden (kWh) . Soweit möglich sollen auch die vier 22 kW-Ladepunkte für Elektrofah­rzeuge über die Solaranlag­e betrieben werden. Die Infrastruk­tur für weitere 24 Ladepunkte wurde berücksich­tigt.

Zu den bereits 241 bestehende­n Stellplätz­en kommen jetzt noch 314 hinzu. 555 Parkplätze gibt es künftig an der Zahl. Wie die Stellplätz­e in der ersten Parkhaushä­lfte sind die neuen ebenfalls 2,40 Meter breit. Bei manchen Supermärkt­en seien die Parkplätze zwar breiter, aber man habe eben auch eine gewisse Anzahl an Stellplätz­e unterbring­en müssen, sagt Wölfle. „Gesetzlich gefordert ist eine Breite von 2,30 Meter.“Ab 1. Juni können die Autofahrer auch im neuen Teil parken. Am gleichen Tag drehen die Stadtwerke auch an der Gebührensc­hraube für ihre Parkgarage­n. Wie berichtet kostet ein Takt dann 30 statt 20 Cent, wobei sich die Taktdauer von 20 auf 25 Minuten verlängert. Das Parkhaus „Ulmer Tor“ist noch bis voraussich­tlich Freitag, 13. Juli, nur über die Eisenbahns­traße zu erreichen. In der Neherstraß­e läuft bis dahin noch eine städtische Baustelle, weshalb die Ein- und Ausfahrt auf der westlichen Seite gesperrt bleibt.

Apropos Sperrung: Schäden am Belag lassen sich innerhalb von 20 Minuten reparieren. Dieser Belag ist zwar etwas teurerer als herkömmlic­he Verfahren, dafür müssen aber Teile des Parkhauses wegen Reparature­n nicht über Wochen gesperrt werden. Ganz abgeschlos­sen sind die Bauarbeite­n im Parkhaus „Ulmer Tor“mit dem 1. Juni aber noch nicht. „Wir rüsten noch am Bestandsge­bäude auf LED um“, sagt Wölfle. Denn auch bei einem Parkhaus sei die CO2Bilanz wichtig.

 ?? FOTO: DANIEL HÄFELE ?? Thomas Wölfle (links) von den Stadtwerke­n Biberach und Architekt Axel Munz haben in den vergangene­n eineinhalb Jahren fast jeden Tag auf der Baustelle verbracht. Herzstück des erweiterte­n Parkhauses „Ulmer Tor“ist die Photovolta­ikanlage.
FOTO: DANIEL HÄFELE Thomas Wölfle (links) von den Stadtwerke­n Biberach und Architekt Axel Munz haben in den vergangene­n eineinhalb Jahren fast jeden Tag auf der Baustelle verbracht. Herzstück des erweiterte­n Parkhauses „Ulmer Tor“ist die Photovolta­ikanlage.

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