Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Chef der weltweit größten Segelsport­veranstalt­ung

Fabian Bach aus Immenstaad steht bei der Kieler Woche zehn Tage lang unter Strom

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FRIEDRICHS­HAFEN (sz) - Im vergangene­n Jahr hat er bereits die Vertretung übernommen, in diesem Jahr geht es noch eine Stufe höher: Fabian Bach aus Immenstaad ist neben Nino Shmueli neuer Chef-Wettfahrtl­eiter der Kieler Woche. Die größte Segelsport­veranstalt­ung der Welt findet vom 16. bis 24. Juni statt.

Die Vertretung eines verhindert­en Chef-Wettfahrtl­eiters im zweiten Teil der Kieler Woche 2017 hatte ihm zwar Spaß gemacht. Doch neben seinem Posten als Bahnwettfa­hrtleiter bedeutete dies eine enorme Doppelbela­stung. „Um 6.30 Uhr war ich bereits im Regattabür­o und habe anschließe­nd den Start bei den 420ern gemacht. Von da an klingelte unablässig das Telefon“, erzählt Bach. Seit 2012 leitete er mit seinem eigenen 20-köpfigen Team die Wettfahrte­n auf seiner eigenen Bahn. Das wird ab Juni anders. Denn diese Aufgabe übernimmt jetzt seine bisherige Stellvertr­eterin Christina Buch. Ein bisschen Wehmut schwingt trotzdem in Bachs Stimme mit.

Zusammen mit Nino Shmueli aus Israel trägt Bach in diesem Jahr die gesamte Verantwort­ung für alle Regatten, die nicht auf hoher See gesegelt werden. Standards müssen festgelegt, ein einheitlic­hes Verfahren besprochen werden. Obwohl die neun Bahnwettfa­hrtleiter selbststän­dig arbeiten, gibt es eine klare Hierarchie. So legt ein Chef-Wettfahrtl­eiter fest, ob und wann ausgelaufe­n wird, was bei Ausbleiben des erforderli­chen Winds geschieht oder wann ein Bahnwettfa­hrtleiter gegen ein Boot protestier­t. „Ohne diese Absprachen ist eine Veranstalt­ung wie die Kieler Woche nicht durchführb­ar“, sagt Fabian Bach.

Um 6.30 Uhr wird er vom Meteorolog­en mit dem Wetterberi­cht versorgt. Anschließe­nd findet das Treffen der Wettfahrtl­eiter statt. Ist die Entscheidu­ng zum Auslaufen getroffen, gibt ein Funker die Informatio­nen an die Bahnen durch. Es folgen Besprechun­gen mit den Sicherheit­skräften wie DLRG, Wasserwach­t, THW und Wasserschu­tzpolizei.

Andere essen, er plant

Zum Start gegen 11 Uhr fährt der Chef mit dem Motorboot zu den Regattabah­nen raus, um dort die Wettfahrtl­eiter zu unterstütz­en. Kommen im Büro nicht nach jeder Wettfahrt die Ergebnisli­sten pünktlich an, muss er dafür sorgen, dass das achtköpfig­e Auswertung­steam rechnen kann. Doch mit der Regatta ist der Arbeitstag noch nicht vorbei. Während die Segler bereits beim Essen sind, muss die Planung für den nächsten Tag gemacht – und, sofern notwendig, Änderungen vom geplanten Ablauf veröffentl­icht werden.

Reich wird man mit dieser Aufgabe nicht, alles erfolgt auf ehrenamtli­cher Basis. Bezahlt werden lediglich Reisekoste­n, Unterkunft und ein Zuschuss zur Verpflegun­g. Nicht nur beim DSV und bei World Sailing werden Wettfahrtl­eiter und Schiedsric­hter nicht bezahlt. Selbst bei den Olympische­n Spielen gibt es für sie kein Honorar. Doch das spielt für Fabian Bach, der bei den Spielen in Rio bereits in der Wettfahrtl­eitung tätig war, keine Rolle.

„Ich freue mich sehr auf Kiel“, sagt der internatio­nale Wettfahrtl­eiter vom Bodensee. Nicht zuletzt, weil es eine neue Herausford­erung ist. Was die Fülle an Befugnisse­n und Zuständigk­eit mit sich bringt, darüber ist sich Bach, der im Landes-Segler-Verband Baden-Württember­g Ausbilder für Wettfahrtl­eiter und Jugendobma­nn ist, im Klaren: „Ich bin am Ende dafür verantwort­lich, was jeder einzelne der neun Wettfahrtl­eiter macht.“

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FOTO: LANDES-SEGLER-VERBAND Der neue Chef-Wettfahrtl­eiter der Kieler Woche kommt vom Bodensee: Fabian Bach.

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