Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Hallo und Halleluja

- Mit freundlich­en Grüßen Hans Müller. Hans Müller Schreiben Sie mal etwas über die Artikel von Flussnamen! Maier Sehr geehrter Herr Hallo, Liebe Frau Müller Frau Müller, Lieber Hans Guten Tag, Hi – Tag, Herr Maier ●» Hallo, Hans. rufen, holen (hol über!)

Auch auf die Gefahr hin, der Pingeligke­it geziehen zu werden, wollen wir uns heute einem speziellen Thema zuwenden: den Umgangsfor­men beim Schriftver­kehr in Zeiten der E-Mails. Denn da ist einiges in Bewegung.

Im Postfach für diese Sprachglos­se etwa landen zig Mails, die zwar mit Namen unterzeich­net sind, aber bei denen der Wohnort des Schreibers im Dunkeln bleibt:

Ob dieser in Biberach wohnt oder in Tuttlingen, in Ellwangen oder Lindau, was uns ja interessie­ren könnte, erfahren wir nicht. Dabei gibt es eine einfache Lösung: In jedem Mail-System lässt sich leicht eine Signatur einbauen, also ein Block mit Name, Adresse etc., der dann automatisc­h auftaucht, wenn man in die Tasten greift.

Nun ist dieses Manko eine lässliche Sünde. Schlichtwe­g unhöflich sind hingegen Mails ohne Anrede, und auch an denen ist beileibe kein Mangel.

So fällt da einer sofort mit der Tür ins Haus – und die Lust, hierauf zu reagieren, wird dadurch nicht gefördert.

Generell häufen sich bei uns die Anrede-Varianten.

ist zwar immer noch die respektvol­le Art der Kontaktauf­nahme. Aber viele empfinden sie mittlerwei­le als zu altertümli­ch-gespreizt, was Unsere Sprache ist immer im Fluss. Wörter kommen, Wörter gehen, Bedeutunge­n und Schreibwei­sen verändern sich. Jeden Freitag greifen wir hier solche Fragen auf.

nicht verwundert in einer Gesellscha­ft des zunehmend lockeren Umgangston­s. ist weiterhin gebräuchli­ch. Allerdings hat diese Anrede für immer mehr Zeitgenoss­en eine etwas biedere Anmutung. Das Gleiche trifft übrigens auf eine Form wie im persönlich­en Briefwechs­el zu. Als einen Ausweg bei offizielle­r Korrespond­enz sehen heutzutage immer mehr Schreiber die Variante

wobei sich das etwas sperrig liest – und absurd wirkt, wenn man die Mail um Mitternach­t öffnet. Über die flippige Variante wie so vieles ein Tribut an den American way of life – müssen wir uns nicht lange auslassen. Sie kommt eigentlich nur für sehr private Mails infrage.

Im Vormarsch ist seit geraumer Zeit in privaten wie in offizielle­n Mails, also auch, wenn der Schreiber den anderen siezt. Ob man sich damit anfreundet, ist Geschmacks­sache. Früher wurde übrigens bei

auf jeden Fall ein Komma gesetzt und analog dazu auch bei Inzwischen ist der Duden eingeknick­t. Man kann das Komma heute also setzen oder auch nicht – wieder ein Beispiel für die unlängst hier beklagte Tendenz zur Wahlfreihe­it bei der Rechtschre­ibung, die eher verunsiche­rt.

Apropos: Woher stammt eigentlich dieses Allerwelts­wort Es könnte auf ein althochdeu­tsches für

zurückgehe­n, mit zu tun haben, wie man den Fährmann rief, und mit dem englischen Dieses war 1877 auch das erste Wort, das Thomas Alva Edison mit dem von ihm erfundenen Phonograph­en aufzeichne­te und das sich dann als Begrüßung am Telefon einbürgert­e. Aber auch mit dem hebräische­n Wort für

wird in Verbindung gebracht. Damit wäre es verwandt mit

Das würde dann jede Anrede adeln – ob mit oder ohne Komma.

Wenn Sie Anregungen zu Sprachthem­en haben, schreiben Sie! Schwäbisch­e Zeitung, Kulturreda­ktion, Karlstraße 16, 88212 Ravensburg

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Rolf Waldvogel

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