Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Hallo und Halleluja
Auch auf die Gefahr hin, der Pingeligkeit geziehen zu werden, wollen wir uns heute einem speziellen Thema zuwenden: den Umgangsformen beim Schriftverkehr in Zeiten der E-Mails. Denn da ist einiges in Bewegung.
Im Postfach für diese Sprachglosse etwa landen zig Mails, die zwar mit Namen unterzeichnet sind, aber bei denen der Wohnort des Schreibers im Dunkeln bleibt:
Ob dieser in Biberach wohnt oder in Tuttlingen, in Ellwangen oder Lindau, was uns ja interessieren könnte, erfahren wir nicht. Dabei gibt es eine einfache Lösung: In jedem Mail-System lässt sich leicht eine Signatur einbauen, also ein Block mit Name, Adresse etc., der dann automatisch auftaucht, wenn man in die Tasten greift.
Nun ist dieses Manko eine lässliche Sünde. Schlichtweg unhöflich sind hingegen Mails ohne Anrede, und auch an denen ist beileibe kein Mangel.
So fällt da einer sofort mit der Tür ins Haus – und die Lust, hierauf zu reagieren, wird dadurch nicht gefördert.
Generell häufen sich bei uns die Anrede-Varianten.
ist zwar immer noch die respektvolle Art der Kontaktaufnahme. Aber viele empfinden sie mittlerweile als zu altertümlich-gespreizt, was Unsere Sprache ist immer im Fluss. Wörter kommen, Wörter gehen, Bedeutungen und Schreibweisen verändern sich. Jeden Freitag greifen wir hier solche Fragen auf.
nicht verwundert in einer Gesellschaft des zunehmend lockeren Umgangstons. ist weiterhin gebräuchlich. Allerdings hat diese Anrede für immer mehr Zeitgenossen eine etwas biedere Anmutung. Das Gleiche trifft übrigens auf eine Form wie im persönlichen Briefwechsel zu. Als einen Ausweg bei offizieller Korrespondenz sehen heutzutage immer mehr Schreiber die Variante
wobei sich das etwas sperrig liest – und absurd wirkt, wenn man die Mail um Mitternacht öffnet. Über die flippige Variante wie so vieles ein Tribut an den American way of life – müssen wir uns nicht lange auslassen. Sie kommt eigentlich nur für sehr private Mails infrage.
Im Vormarsch ist seit geraumer Zeit in privaten wie in offiziellen Mails, also auch, wenn der Schreiber den anderen siezt. Ob man sich damit anfreundet, ist Geschmackssache. Früher wurde übrigens bei
auf jeden Fall ein Komma gesetzt und analog dazu auch bei Inzwischen ist der Duden eingeknickt. Man kann das Komma heute also setzen oder auch nicht – wieder ein Beispiel für die unlängst hier beklagte Tendenz zur Wahlfreiheit bei der Rechtschreibung, die eher verunsichert.
Apropos: Woher stammt eigentlich dieses Allerweltswort Es könnte auf ein althochdeutsches für
zurückgehen, mit zu tun haben, wie man den Fährmann rief, und mit dem englischen Dieses war 1877 auch das erste Wort, das Thomas Alva Edison mit dem von ihm erfundenen Phonographen aufzeichnete und das sich dann als Begrüßung am Telefon einbürgerte. Aber auch mit dem hebräischen Wort für
wird in Verbindung gebracht. Damit wäre es verwandt mit
Das würde dann jede Anrede adeln – ob mit oder ohne Komma.
Wenn Sie Anregungen zu Sprachthemen haben, schreiben Sie! Schwäbische Zeitung, Kulturredaktion, Karlstraße 16, 88212 Ravensburg