Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
„Optik Gröner“hört nach 40 Jahren auf
Optikermeister schließt sein Geschäft zum 30. Juni und tritt den Ruhestand an.
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BAD WALDSEE - Mit „Optik Gröner“schließt zum Monatsende ein langjähriges Fachgeschäft in der Waldseer Innenstadt seine Türen. Nahezu 40 Jahre lang hat Inhaber Ulrich Gröner (67) in der Hauptstraße 19 seiner Kundschaft zum nötigen Durchblick verholfen und sie beim Brillenkauf beraten. Nun möchte sich der Wahl-Überlinger zur Ruhe setzen, auch wenn ihm die damit verbundene Schließung seines Geschäftes nicht leichtfällt. Damit verbleiben in der Kurstadt noch vier Optikfachgeschäfte.
Nach fast vier Jahrzehnten am gleichen Standort in der Altstadt darf sich der Optikermeister über eine große Stammkundschaft freuen. Und die hat sein Geschäft nach Bekanntwerden der geplanten Schließung zum 30. Juni in den letzten Wochen regelrecht überfallen. Es hat den Anschein, als wolle jeder nochmals eine neue Brille „vom Gröner“, weil der gebürtige Stuttgarter bekannt ist für seine fundierte, ehrliche Beratung.
Gröner legte dem Kunden in der Regel drei bis fünf Brillengestelle zur Auswahl hin und man konnte sicher sein, dass tatsächlich auch alle fünf dem Gesicht schmeichelten. „Das macht einfach die Erfahrung aus, die man in den Jahren sammelt, und man darf dem Kunden nichts aufschwatzen, auch wenn es gerade Mode sein sollte“, beschreibt der bescheiden auftretende Geschäftsmann das Geheimnis seines Erfolges über fast vier Jahrzehnte hinweg.
Bevor sich Gröner vor 38 Jahren selbssttändig machte in den rund 100 Quadratmeter großen Ladenräumen, war er hier zwei Jahre lang als Geschäftsführer tätig bei „Optik Hammer“, blickt er zurück auf seine Anfänge in Bad Waldsee, wo er lange Zeit auch wohnte. Seit seine langjährige Mitarbeiterin in Elternzeit gegangen ist, betreibt er sein Fachgeschäft allein. Der jugendlich wirkende Optiker hätte gerne noch ein paar Jährchen drangehängt, zumal der Laden läuft und in seiner Branche auch der Online-Handel (noch) keine wirkliche Bedrohung darstellt. „Ich habe mir die Entscheidung mit dem Ruhestand nicht einfach gemacht und das Datum im Interesse meiner Kunden immer wieder nach hinten verschoben. Aber jetzt habe ich mich dazu durchgerungen und es bleibt beim 30. Juni“, berichtet Gröner beim SZ-Gespräch abends nach Geschäftsschluss.
Noch viel zu tun vor dem Räumungsverkauf
Bis es so weit ist, hat er noch alle Hände voll zu tun mit seinem Räumungsverkauf. „Es wird derzeit jeden Abend sehr spät in der Werkstatt, damit ich noch alle Kundenwünsche erfüllen kann“, erzählt Gröner von einem sehr hohen Arbeitsaufkommen auf den letzten Metern vor der Schließung. Seinen Standort im Herzen der Innenstadt bezeichnet er übrigens als „sehr gut. Die Bedenken, die andere Geschäftsinhaber hatten, als damals die City verkehrsberuhigt wurde, kann ich nicht teilen“, sagt Gröner. Er engagierte sich fast 18 Jahre lang im Vorstand des Handels- und Gewerbevereins (HGV) für die Belange des Einzelhandels. „Mir war der Zusammenhalt der Geschäfte untereinander wichtig, und ich halte Bad Waldsee für eine attraktive Einkaufsstadt mit regem Kundeninteresse“, so Gröner.
Und was plant der Ruheständler ab 1. Juli? „Walken und Fahrrad fahren“, sagt Gröner, der ganz in der Nähe des Bodensee-Radweges lebt. Zudem ist er Mitglied bei den Aulendorfer Alphornbläsern, die auch künftig einmal jährlich in Bad Waldsee auftreten: im Dezember beim Stadthüttele am Rathaus.