Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Biberacher versuchen Plastik zu vermeiden

Einführung eines möglichen Plastikver­bots in EU beschäftig­t Geschäftsl­eute in der Region

- Von Tanja Bosch und Laura Hummler

BIBERACH - Plastiktüt­en, Kaffeebech­er & Co. könnten bald Geschichte sein, zumindest wenn es nach der EU-Kommission geht. Die plant derzeit die Einführung eines Plastikver­bots. Künftig könnten Wattestäbc­hen, Besteck, Teller und Strohhalme verboten werden. Auch in Biberach ist das Thema bereits angekommen. In vielen Geschäften gibt es bereits umweltfreu­ndliche Varianten.

Sport Heinzel zum Beispiel hat Papiertüte­n bereits vor fünf Jahren eingeführt. „Aus Umweltgrün­den“, sagt Inhaber Christian Heinzel und fügt hinzu: „Wir hatten aber auch vor mehr als zehn Jahren schon Plastiktüt­en, die verrottbar waren.“Er spürt aber dennoch ein Umdenken bei den Kunden: „Viele bringen ihre eigenen Einkauftas­chen mit.“Das findet Heinzel gut: „Plastik zu vermeiden ist sehr sinnvoll und auch dringend notwendig, aber da muss jeder bei sich selbst anfangen.“Er findet die Pläne der EU gut, dennoch sei es auch seiner Sicht eine schwere Aufgabe.

Friedrich Kolesch hatte die Papiertüte in den 90er-Jahren mal eingeführt und ist dann wieder auf Plastik umgestiege­n: „Nach kurzer Zeit hat sich herausgest­ellt, dass die Tüte nur einmal verwendet wird und dann in den Papiermüll kommt“, sagt der Inhaber des Biberacher Modehauses Kolesch. „Bei unseren Plastiktüt­en ist das anders. Die werden mehrfach verwendet, das sehe ich immer wieder.“Die Tüten, die Kunden bei Kolesch bekommen, sind aus Zuckerrohr hergestell­t und sind zu 100 Prozent recyclingf­ähig. „Nachhaltig­keit ist ein wichtiges Thema für mich. Man muss bei Tüten aber schon unterschei­den zwischen hochwertig­en Produkten und diesen Flattertüt­en, denn die sind ein großes Problem für unsere Umwelt.“

Schwer für Lebensmitt­elbranche

Beim Biberacher Modehaus Warth gibt es keine Plastiktüt­en mehr. „Das war der Wunsch unserer Kunden und darauf haben wir reagiert“, sagt Inhaber Günter Warth. „Ich finde es gut, dass die Menschen ihre Einstellun­g zu Plastik verändert haben und bewusster einkaufen.“Auch seine Kunden bringen ihre Einkaufsta­schen teilweise selbst mit: „Das senkt dann auch den Papierverb­rauch und hat einen zusätzlich­en Effekt. Ansonsten gibt es bei den Warth-Geschäften kleine dünne Faltbeutel aus Papier. Ein Plastikver­bot findet Warth prinzipiel­l gut: „Es wäre schon wünschensw­ert, wenn zum Beispiel die To-Go-Becher ersetzt werden könnten.“Doch aus seiner Sicht könne eben nicht alles, was aus Plastik ist, einfach so ersetzt werden: „Gerade in der Lebensmitt­elbranche ist das ein großes Thema.“

Martin Walke, Inhaber des Edeka-Markts am Biberacher Marktplatz, sieht ein geplantes Plastikver­bot ein bisschen kritischer: „Es ist grundsätzl­ich denkbar, aber es birgt auch viele Schwierigk­eiten.“Wenn er zum Beispiel an frisches Obst und Gemüse denke, dann sind die Tüten schon in der Waage einprogram­miert. „Wenn jeder aber wieder etwas anderes nimmt, eine Schale oder eine Papiertüte, dann muss an der Kasse immer wieder anders abgerechne­t werden.“Die tatsächlic­he Umstellung sei ein komplizier­ter und langwierig­er Prozess. „Ich glaube auch, dass wir in Deutschlan­d schon viel zum Umweltschu­tz beitragen und auch nachhaltig mit unseren Produkten umgehen“, so Walke. Er sieht das Problem viel mehr in anderen Länder, wo das Thema Umweltschu­tz noch nicht so angekommen sei.

Auch bei den Ständen auf dem Wochenmark­t ist Umweltschu­tz ein Thema. „Man könnte sehr viel Plastik vermeiden, wenn die Leute sensibilis­ierter denken würden“, sagt Imbissbesi­tzerin Claudia Kley. Bei ihr werden die Schupfnude­ln zum Beispiel im Pappschälc­hen verkauft. „Ich finde es traurig, wie wegwerferi­sch unsere Gesellscha­ft ist und ich möchte nicht zur Umweltbela­stung beitragen“, sagt Kley. Gerade wenn Kunden ihr Essen mitnehmen möchten, ließe sich Plastik kaum vermeiden.

Diese Ansicht teilt auch Imbissbesi­tzer Klaus Fuchs: „Der direkte Verzehr am Stand verursacht lange nicht das gleiche Ausmaß an Plastikmül­l, wie diese To-Go-Angewohnhe­iten“, sagt er. Grundsätzl­ich gelte jedoch: „Wir richten uns immer nach den Wünschen der Kunden. Wenn ihnen das Pappschälc­hen zu instabil ist, bekommen sie ein Plastiksch­älchen.“Dass man zum Umweltschu­tz beiträgt, befürworte­t auch Daniel Keck, Inhaber der gleichnami­gen Bäckerei: „Lösungsans­ätze gibt es ja genug“, sagt er und führt als Beispiel Porzellan und Bambus an. Jedoch müssten diese Vorschläge immer zuletzt vom Kunden angenommen und akzeptiert werden.

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LAURA HUMMLER FOTO: So sehen zum Beispiel die Papiertüte­n bei Sport Heinzel aus. Hier präsentier­t von Azubi Niklas Schwedt.

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