Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Schutzgebiet: Fläche entlang B 30 soll ausgespart werden
Ausschuss für Umwelt und Technik beschäftigte sich mit Flora-Fauna-Habitat „Altdorfer Wald“
BAD WALDSEE (kik) - Der Ausschuss für Umwelt und Technik des Bad Waldseer Gemeinderats hat sich in seiner jüngsten Sitzung erneut mit dem geplanten Fauna-Flora-Habitat (FFH-Gebiet) „Altdorfer Wald“beschäftigt. Das Schutzgebiet wird südwestlich von Enzisreute von der B 30 durchkreuzt. Bei zwei Enthaltungen von Michael Kaiser und Dominik Souard (beide GAL) segnete das Gremium die Pläne ab, einen 40 Meter breiten Korridor bei der Bundesstraße auszusparen. Das ist wichtig, damit die Straßen-Ausbaupläne weiterhin vorangetrieben werden können.
Würde dieser Korridor nicht freigehalten, könnte es bei baulichen Veränderungen entlang der B 30 Schwierigkeiten geben. Denn sobald Flächen einem Schutzgebiet zugewiesen wurden, gelten strenge Auflagen, und es besteht kaum eine Chance, diese Flächen nachträglich wieder aus einem ausgewiesenen Schutzgebiet herauszuholen, erklärte die Stadtverwaltung. Laut Bürgermeister Roland Weinschenk sei es daher angebracht, den 40 Meter breiten Korridor bei der Bundesstraße auszusparen, um in „der künftigen Entwicklung nicht behindert zu sein“.
Hintergrund: Zur Erhaltung der biologischen Vielfalt in der Europäischen Union sind die Mitgliedsstaaten dazu verpflichtet, die FFH-Gebiete auszuweisen. Da Deutschland wie viele andere Länder bei der Ausweisung der Gebiete hinterherhinkt, hat die europäische Kommission rechtliche Schritte angedroht. Rechtsverordnungen der Regierungspräsidien der einzelnen Bundesländer sollen nun Druck machen bei den Kommunen, um ein zügiges Vorankommen bei der Erstellung der sogenannten Managementpläne für die FFH-Gebiete zu erreichen. Für das Gebiet „Altdorfer Wald“ist übergeordnet das Regierungspräsidium (RP) Tübingen zuständig, bis Ende 2020 muss die Managementplanung abgeschlossen sein.
Das FFH-Gebiet „Altdorfer Wald“ist 1350 Hektar groß. Mehrere Teilflächen liegen im Zuständigkeitsbereich der Stadt Bad Waldsee. Die erste Teilfläche liegt südwestlich von Reute im Bereich des Tobels (östlich der Bahnlinie) und umfasst Waldflächen. Der Bahnhof Durlesbach ist nicht einbezogen. Die zweite Teilfläche ist südöstlich von Enzisreute Richtung Gambach (gemeint ist das 38 Hektar große Naturschutzgebiet „Saßweiher“). Die dritte Teilfläche befindet sich südwestlich von Enzisreute im Bereich der B 30 und der Gemarkungsgrenze Baindt. Diese Fläche soll laut Sitzungsvorlage in einen nördlichen und einen südlichen Teil so aufgeteilt werden, dass ein 40 Meter breiter Korridor für die bestehende und künftige B 30 frei bleibt.
Im nördlichen Teilbereich ist der Bunkhofer Weiher, der laut Verwaltung bereits als „flächenhaftes Naturdenkmal“mit 2,8 Hektar ausgewiesen ist (dazu gehört der Avenwald). Gleiches gilt für den Schanzwiesweiher mit ebenfalls 2,8 Hektar. Südlich der B 30 ist auf der Gemarkung Baindt der Egelsee mit 5,5 Hektar. Der Stockweiher ist ebenfalls als flächenhaftes Naturdenkmal“mit 1,7 Hektar ausgewiesen (nordöstlich des Weihers sind zwei Kalktuffquellen). Der Verordnungsentwurf des RP sieht die Erweiterung der bisher schon ausgewiesenen Fläche nördlich der B 30 in nördlicher und östlicher Richtung vor.
Stadtrat Roland Schmidinger (Freie Wähler) wollte wissen, ob der vom Bund geplante Radweg nach Baindt-Sulpach von dem Schutzgebiet betroffen sei. Nach Angaben der Verwaltung sei der Radweg nicht tangiert. Michael Kaiser (GAL) fragte nach, ob die örtlichen Naturschutzverbände wie beispielsweise der BUND bei der Ausweisung der Flächen beteiligt gewesen seien. Laut Verwaltung habe ein Austausch zwischen den Verbänden und dem RP im Vorfeld stattgefunden.