Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
„Döchtbühlturm ist Teil meiner Kindheit“
Der 83-jährige Künstler René Auer verbindet viele Erlebnisse mit dem Turm und will, das er erhalten bleibt
BAD WALDSEE (kik) - Als „einen Teil meiner Kindheit und Jugend“bezeichnet der Ur-Waldseer René Auer den Döchtbühlturm. Auch wenn viele den Aussichtsturm im Wald zwischen Bauernschule und Schulzentrum gar nicht mehr kennen würden, wäre es „sehr bedauerlich“, wenn es den Turm eines Tages nicht mehr geben sollte. „Es ist sehr schade, dass der Turm nicht mehr zugänglich ist“, sagt der 83-Jährige.
Noch häufig geht der Künstler im Wald beim Turm spazieren. „Dann kommen alle die Geschichten und Erinnerungen hoch und was wir Kinder und Jugendliche dort alles erlebt haben.“So erinnert sich Auer noch gut daran, wie er und andere Buben noch vor dem Kriegsende am Turm Soldaten spielten. „Als wir oben auf dem Turm waren, kam eine andere Gruppe unten rein. Sie machten ein Feuer und schmissen die Munition hinein, die unten im Turm gelagert war. Wir haben es oben laut krachen gehört, und der Rauch quoll schon aus den unteren Fenstern heraus“, erzählt Auer. Zwei Stunden haben er und seine Freunde oben auf dem Turm gewartet, bis es „nicht mehr gekracht und geraucht“hat.
Den qualmenden Turm aus seiner Kindheitserinnerung hat Auer auf einem Ölgemälde festgehalten, das er 2009 gemalt hat und als Waldsee-Karikatur bezeichnet – unter anderem noch darauf zu sehen eine im Stadtsee versinkende Seebühne, ein absaufender „Hafendeckel“(Wurzacher Tor), ein auseinanderfallendes Rathaus und weitere „Chaoszustände“in Waldsee.
Aber nicht nur an Soldatenspiele erinnert sich Auer. Auch an die Zeiten, als auf dem Döchtbühl die Kinderfeste gefeiert wurden mit bunten Luftballons und einem großen Festgelände mit Zelten und allem Drum und Dran. Der Aussichtsturm gehörte auch zu den Festen mit dazu. „Wir haben uns am Turm zum Spielen getroffen, haben oben die Aussicht und das Alpenpanorama bewundert.“Später, im Jugendalter, war der Turm auch ein beliebter Ort, um sich mit Mädchen zu treffen und den einen oder anderes Kuss auszutauschen. „Wir sind auch oben auf den Zinnen balanciert, das war wirklich lebensmüde“, erinnert sich Auer.