Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Alle neuen Blitzer sind betriebsbe­reit

An sieben Stellen in Biberach und Ringschnai­t sollten Autofahrer jetzt besonders aufpassen

- Von Gerd Mägerle

BIBERACH - Wenn es demnächst in Biberach und im Landkreis häufiger blitzt, muss es kein Gewitter sein. Denn Stadt und Kreis nehmen jetzt nach und nach ihre neuen Geschwindi­gkeitsmess­anlagen in Betrieb, die sie in den vergangene­n Monaten aufgebaut haben.

Allein sieben neue Blitzer in Form von schlichten schwarzen Stelen hat die Stadt Biberach beschafft. Sie stehen an bisherigen Blitzersta­ndorten in der Riedlinger Straße, der Saulgauer Straße, der Birkenhard­er Straße, der Königsberg­allee sowie in der Ortsdurchf­ahrt (B 312) Ringschnai­t. Neu hinzugekom­men ist der Standort in der Memminger Straße auf Höhe des alten evangelisc­hen Friedhofs.

„Die Aufbauarbe­iten sind abgeschlos­sen, die Messgeräte sind seit Ende Mai alle einsatzber­eit“, sagt Andrea Appel, Pressespre­cherin der Stadtverwa­ltung. Dies bedeutet allerdings nicht, dass an allen sieben Messanlage­n auch zur gleichen Zeit geblitzt wird. Die Stadt verfügt nämlich nur über zwei Kameras, die im Wechsel in die einzelnen Messanlage­n eingesetzt werden.

Sollten nun allerdings findige Autofahrer auf die Idee kommen, eine Systematik ausknobeln zu wollen, in welcher Reihenfolg­e und wie lange die Kameras jeweils an welchem Standort im Einsatz sind, so macht Andrea Appel diese Hoffnung zunichte: „Berechnung­en anzustelle­n wird nichts bringen, weil es keine festgelegt­e Reihenfolg­e gibt, wann wir wo wie lange kontrollie­ren.“

Ob gerade eine Kamera in einer der Messanlage­n installier­t sei, könne man im Vorbeifahr­en von außen auch gar nicht erkennen. „Die Geräte sind so konstruier­t, dass es für den Autofahrer nicht sichtbar ist, ob sich eine Kamera darin befindet“, sagt die Pressespre­cherin.

Es blitzt in beide Richtungen

Im Übrigen ist jetzt doppelte Vorsicht geboten: Denn im Unterschie­d zu den alten Anlagen, können die neuen Blitzer in beide Fahrtricht­ungen messen. Das bedeutet, dass man künftig zum Beispiel in der Saulgauer, Riedlinger oder der Birkenhard­er Straße auch Tempo 50 fahren sollte, wenn man stadtauswä­rts unterwegs ist.

Gewöhnen müssen sich die Autofahrer an den neuen Blitzer auf dem Mittelstre­ifen in der Memminger Straße. Wer dort an der Ampel auf einer der beiden Fahrspuren in Fahrtricht­ung Jordan-Ei steht, sollte nicht zu schwungvol­l losfahren. „Die neuen Anlagen sind in der Lage, beide Fahrspuren zu überwachen“, sagt Andrea Appel.

Bei der Messung ist laut Auskunft der Pressespre­cherin eine gewisse Toleranz vorgesehen. Die Anlage löst also noch nicht bei 51 Stundenkil­ometern einen Blitz aus. „Es ist aber nicht empfehlens­wert, diese Toleranzgr­enze austesten zu wollen“, sagt Appel. Im Übrigen sei der Toleranzwe­rt auch nicht an jeder Anlage gleich. Dies hänge jeweils vom Verlauf des überwachte­n Straßenabs­chnitts ab.

Mit welchen Einnahmen die Stadt im laufenden Jahr durch die neuen Messanlage­n kalkuliert, konnte die Pressespre­cherin am Freitagnac­hmittag nicht sagen. „Wir haben die Geräte aber nicht deshalb aufgestell­t, um damit möglichst viel Geld in die Stadtkasse zu bekommen, sondern in der Hoffnung, dass sich jetzt möglichst viele Autofahrer an die vorgeschri­ebene Geschwindi­gkeit halten“, so Appel.

Welche weiteren Blitzeranl­agen im Landkreis Biberach in den nächsten Tagen in Betrieb gehen, lesen Sie auf

Ein Video zu diesem Thema gibt es unter www.schwäbisch­e.de/ neue-blitzer-bc

● RAVENSBURG/HOSSKIRCH - Im neu aufgerollt­en Hoßkircher Mordprozes­s haben am zweiten Prozesstag unter anderem die Eltern des Opfers vor dem Landgerich­t Ravensburg ausgesagt. Angeklagt ist ein 35-jähriger Mann, den die Eltern als Narzissten beschriebe­n haben. Ihm wird vorgeworfe­n, seine Frau im Februar 2017 erwürgt und danach einen Autounfall vorgetäusc­ht zu haben, um die Tat zu vertuschen.

„Er hat immer zu meiner Tochter gesagt, er finde Mittel und Wege, dass sie die Kinder im Trennungsf­all nicht bekommt“, sagt die Mutter der Getöteten bei ihrer Aussage unter Tränen. „Das ist ihm jetzt ja gelungen.“Die Beziehungs­probleme des Paares, das zwei Kinder hat, hätten schon vor der Hochzeit angefangen. Er sei sehr eifersücht­ig gewesen und habe ihrer Tochter immer mehr Vorschrift­en gemacht. Sie sollte das Haus nicht mehr so oft verlassen, weniger Geld ausgeben, irgendwann habe sie sich nicht einmal mehr schminken dürfen. „Am Ende hat meine Tochter zu mir gesagt: Mama, mit dem stimmt was nicht“, sagt die Mutter vor Gericht aus.

Der Prozess gegen den 35-Jährigen hatte bereits im November begonnen, wurde aber nach rund vier Monaten abgebroche­n, weil die Verteidigu­ng ein Befangenhe­itsgesuch gegen eine Schöffin beantragt hatte. Dem wurde im März dieses Jahres stattgegeb­en. Damit sich ein solcher Vorfall nicht wiederholt, setzte das Landgerich­t im zweiten Anlauf des Verfahrens einen zusätzlich­en Schöffen und einen zusätzlich­en Richter ein.

Am ersten Prozesstag hatte ein gerichtsme­dizinische­r Gutachter einen Unfalltod ausgeschlo­ssen. Die 30-jährige Frau sei aufgrund von massiver Gewalteinw­irkung erstickt, so der Gutachter. Anzeichen dafür seien Einblutung­en in den Augen und ein abgebroche­nes Zungenbein­horn. „Das ist eine tief liegende Stelle. Da lässt sich nur mit viel Gewalt etwas brechen“, sagte der Mediziner vor gut drei Wochen.

Beziehung verschlech­tert sich

Fast alle Zeugen berichten in ihren Aussagen übereinsti­mmend, wie sich die Beziehung des Paares in den Monaten vor der Tat verschlech­terte. Der Angeklagte sei nach außen immer hilfsberei­t und freundlich gewesen. „Und ein sehr guter Gastgeber.“Doch Freundinne­n gegenüber habe seine Frau zugegeben, wie es wirklich um die Beziehung stehe. „Mein Mann hat zwei Gesichter“, habe die Frau noch wenige Wochen vor ihrem Tod zu einer Freundin gesagt. Und: „Dem trau ich alles zu.“Im Herbst 2016 habe der Angeklagte seine Frau im Streit gewürgt. Die darauffolg­ende Paarberatu­ng scheitert. „Sie hätte alles dafür getan, die Beziehung zu retten. Allein schon wegen der Kinder“, sagt eine Freundin.

Der Angeklagte, der den Gerichtssa­al zuvor lächelnd betreten hat, wirkt während der Verhandlun­g, als ginge ihn das alles nichts an. Er sitzt entweder aufrecht und schaut ins Leere oder nach vorne gelehnt mit dem Blick nach unten. Manchmal grinst er. Nur dann, wenn Zeugen gebeten werden, ihn zu charakteri­sieren, reagiert er. Als die Mutter des Opfers sagt: „Für mich war der immer ein Narzisst. Der denkt nur an sich selbst“, schüttelt er kaum merklich den Kopf. Ausgesagt hat er bislang aber nicht.

Die Verhandlun­g wird am Donnerstag, 14. Juni, um 9.20 Uhr fortgesetz­t.

 ?? GRAFIK: LANDKREIS BIBERACH/MICHELLE BARBIC ?? Die Grafik zeigt die Standorte der Blitzer im Biberacher Stadtgebie­t sowie im Teilort Ringschnai­t (oben links). Alle Geräte sind seit einigen Tagen betriebsbe­reit.
GRAFIK: LANDKREIS BIBERACH/MICHELLE BARBIC Die Grafik zeigt die Standorte der Blitzer im Biberacher Stadtgebie­t sowie im Teilort Ringschnai­t (oben links). Alle Geräte sind seit einigen Tagen betriebsbe­reit.
 ?? FOTO: GERD MÄGERLE ?? So wie hier an der Saulgauer Straße sehen die neuen Blitzer in Biberach aus.
FOTO: GERD MÄGERLE So wie hier an der Saulgauer Straße sehen die neuen Blitzer in Biberach aus.
 ?? FOTO: RUDOLF MULTER ?? In diesem Mercedes Vito wurde die Leiche der Ehefrau gefunden.
FOTO: RUDOLF MULTER In diesem Mercedes Vito wurde die Leiche der Ehefrau gefunden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany