Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Zeppelin Europe Tours GmbH ist jetzt aufgelöst

Kein Geld mehr – Geplant waren Rundkurse über Europa

- Von Siegfried Großkopf

● FRIEDRICHS­HAFEN - Wolfgang von Zeppelin ist nach wie vor davon überzeugt, dass es eines Tages große Zeppeline geben wird. Luftschiff­e, mit denen 45 und mehr Passagiere zu Rundkursen über Europa einsteigen und in Metropolen landen und starten. Doch der Traum ist zurzeit nicht zu verwirklic­hen. Weil die Finanzmitt­el für das Projekt „Zeppelin Europe Tours“(ZET) bis auf 400 000 Schweizer Franken (von ehemals vier Millionen) aufgebrauc­ht sind, wurde die Zeppelin Europe Tours GmbH vor einigen Wochen aufgelöst. „Wir wollten keine Insolvenz hinlegen“, sagt Wolfgang von Zeppelin.

Interessen­ten mit dicker Brieftasch­e gab es viele, die sich während der vergangene­n 15 Jahre über das Projekt kundig machten, dann aber doch die Investitio­nen scheuten. Bis hin zu großen Reiseveran­staltern, die sich vorstellen konnten, ZeppelinRe­isen wie Kreuzfahrt­en anzubieten. Der verstorben­e Häfler Architekt Roland Wallischek, der mit seinem Team die Zeppelinha­lle für den ZNT gezeichnet hat, plante bereits in Brandenbur­g einen Hangar für drei große Zeppeline. „Wir rennen offene Türen ein“, hat er vor zwölf Jahren der SZ berichtet, so groß war das Interesse. In Neuhardenb­erg, 60 Kilometer nordwestli­ch von Berlin in Richtung Polen, wartete der ehemalige Airport der Nationalen Volksarmee (NVA) und einer der bis dato größten Flughäfen Deutschlan­ds darauf, wieder mit Leben gefüllt zu werden. Die Erwartunge­n der von hoher Arbeitslos­igkeit gebeutelte­n Bevölkerun­g dort waren hoch.

Europaweit waren die Häfler Visionäre mit ihrer Idee von den großen Zeppelinen unterwegs. Die Entwicklun­g und eine Stationier­ung in Friedrichs­hafen hätte den Vorteil gehabt, sich auf die Erfahrunge­n beim Bau der Zeppeline Neuer Technologi­e (NT) stützen zu können. Die Firma Zeppelin Luftschiff­technik (ZLT) war bereit, die Entwicklun­g zu übernehmen und eine Programmge­sellschaft zu betreiben.

„Glänzende Augen“hat Wolfgang von Zeppelin bei ZTLT-Ingenieure­n gesehen, als er denen während der Aero das Projekt nähergebra­cht hat. Doch vor Ort war die Halle zu klein für die geplanten 125 Meter langen Luftschiff­e. Der Hangar hätte zwar verlängert werden können, wäre dann aber immer noch zu niedrig gewesen. Widerstand gab es dagegen, den Dornacher Wald für den Bau einer neuen Halle zu opfern.

Es sollte nicht sein. Weder in Brandenbur­g noch in Friedrichs­hafen, denn es fehlten bis zuletzt potente Geldgeber. Das Angebot zweier Banken, sich mit 50 Prozent zu beteiligen, reichte nicht. Und das Vorhaben des Vereins Fördervere­in Zeppelin Tourismus (FZT), ein internatio­nales Konsortium zu gründen und die Finanzieru­ng des Projekts mit Hilfe der EU zu stützen, fand kein Echo. Man begriff das Vorhaben nicht als „europäisch­es Projekt“. Gegenwind erhielt man in dieser Zeit zudem durch die Cargolifte­r-Pleite, obwohl die Projekte nicht vergleichb­ar sind. Wind ins Gesicht blies den Visionären auch vor Ort. Wolfgang von Zeppelin ist überzeugt davon, dass eines Tages große Zeppeline zu Passagierr­eisen aufsteigen werden. Damit ist er nicht allein. Die Idee bleibt bestechend. Und: Sollte sich doch noch ein Investor finden, ist die „Zeppelin Europe Tours GmbH“schnell wieder am Haken.

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FOTO: PITHAN, DOMINIC Das Unternehme­n „Zeppelin Europe Tours“wollte wochenlang­e Reisen im Riesen-Zeppelin anbieten (Symbolfoto).

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