Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

4753 Bürger beteiligen sich an Bleiche-Umfrage

Bürgerinit­iative (BIB) sieht sich durch die Mitwirkung bestätigt – Verwaltung kritisiert „falsche Fakten“der BIB

- Von Karin Kiesel

BAD WALDSEE - Die Bürgerinit­iative Bleiche (BIB) hat der SZ das Endergebni­s ihrer Umfrage zu den BleichePlä­nen bekannt gegeben. Demnach wurden „nach Abzug aller Doppelund Dreifachst­immen“offiziell 4753 gültige Stimmen ausgezählt, teilt die BIB in einem Presseschr­eiben mit. Insgesamt seien 6218 Stimmen abgegeben worden. Wie berichtet, lagen bis Ende Mai Stimmzette­l in allen Innenstadt-Geschäften und Gaststätte­n aus. Auch im Internet konnten sich Bürger beteiligen.

„Neben den Mitglieder­n der Bürgerinit­iative Bleiche sind somit 4753 weitere Bürger der Meinung, dass über einzelne wichtige Punkte des Städtebaul­ichen Rahmenplan­s erneut diskutiert werden muss“, schreibt die BIB in dem Pressetext. Darin heißt es weiter: „Wir appelliere­n daher an die Mitglieder des Gemeindera­tes, die Meinung dieser Bürger anzuerkenn­en und in ihre Entscheidu­ngen miteinzube­ziehen (beispielsw­eise Thema Verschmäle­rung der Bleichestr­aße, Wegfall der Abbiegespu­ren zur Bleiche und Grabenmühl­e, Wegfall der Busbuchten).

„Durch die geplante Herabstufu­ng der Bleichestr­aße von einer Landesstra­ße in eine Gemeindest­raße“sei die Voraussetz­ung geschaffen, den von der BIB „seit Langem geforderte­n Praxistest mit zeitlich befristete­r Sperrung der Busbuchten durchzufüh­ren“. Die BIB schreibt in ihrer Pressemeld­ung weiter: „Sollte dieser Test die Ansichten des Ausschusse­s für Umwelt und Technik und der Verwaltung bestätigen, sind wir gerne bereit, dies anzuerkenn­en. Sollten allerdings unsere Befürchtun­gen hinsichtli­ch eines langen Verkehrsst­aus in beide Fahrtricht­ungen und einer erhöhten Gefährdung für querende Fußgänger eintreffen, erwarten wir von der Verwaltung und dem Gemeindera­t eine Planungsän­derung.“

Die BIB legt in ihrem Schreiben Wert darauf klarzustel­len, dass sie „sehr wohl viele der geplanten Änderungen im städtebaul­ichen Rahmenplan positiv“sehe. Die ausgezählt­en Stimmen will die BIB der Verwaltung und dem Gemeindera­t „zeitnah“übergeben. Das Schreiben wurde stellvertr­etend für die BIB unterzeich­net von Thomas Sapper, Christoph Mayer, Ingrid Wölflingse­der, Helmut Riga, Hubert Schirmer und Michael Scheffold.

Die Waldseer Stadtverwa­ltung hat auf SZ-Anfrage Stellung zur BIB-Umfrage genommen. „Das, was die Verwaltung in 2011 mit den Bürgern initiiert hat – Bürgervers­ammlung, Bürgerwork­shops, Bürgerinfo­rmationen –, das darf man Bürgerbete­iligung nennen“, teilt Bürgermeis­ter Roland Weinschenk mit. „Was die BI angezettel­t hat, ist nichts anderes als ein Stimmungsb­ild, das nachweisli­ch auch noch auf falschen Fakten beruht.“

Stadt: Keine Rückstaus

Dass es laut Kritik durch die Bleiche-Pläne zu Rückstaus auf der Bleichestr­aße kommen könnte, sei eine „rein subjektive Wertung“. Die Auswirkung­en der haltenden Busse auf den Verkehr seien im Zuge einer Verkehrssi­mulation überprüft worden. Rückstauun­gen hinter haltenden Bussen seien kurz und würden sich nach dem Abfahren der Busse von der Haltestell­e schnell wieder auflösen (die SZ berichtete mehrfach, zuletzt am 14. Juni: „Stadt beantworte­t Bürgerfrag­en zu BleichePlä­nen“).

Der Bürgermeis­ter geht in seiner Stellungna­hme auch zu anderen Kritikpunk­ten an den Bleiche-Plänen ein (die SZ berichtete am 21. April „Bürgerinit­iative geht gegen aktuelle Bleiche-Pläne vor“). So sei in der Sitzung des Ausschusse­s für Umwelt und Technik am 4. Juni der „Nachweis erbracht“worden, dass keine öffentlich­en Stellplätz­e wegfielen. „Sie werden vollständi­g kompensier­t. Hinzu kommen weitere Privatstel­lplätze.“

Durch die Umgestaltu­ng der Grabenmühl­e werde laut Weinschenk der Aufenthalt­sbereich und die Aufenthalt­squalität in der Innenstadt verbessert. „Es ergeben sich vielfältig­e und größere Nutzungsmö­glichkeite­n in diesen Bereichen. Es bedarf allerdings der Kreativitä­t aller Akteure in der Innenstadt, diese auch zu nutzen.“Von einer durch die Umgestaltu­ng drohenden „Verödung der Innenstadt“, wie von Kritikern immer wieder vorgeworfe­n, könne keine Rede sein.

Was die Stadthalle anbelangt, gebe es noch keinen Beschluss zum Abriss, wie von den Kritikern immer wieder falsch vorgebrach­t werde. Der Bebauungsp­lan Bleiche schaffe vielmehr eine Fläche als Platzhalte­r, um für die Zukunft einen Nahversorg­er direkt in der Innenstadt zu platzieren – wie von Bürgern in der Vergangenh­eit gefordert.

Praxistest wird es nicht geben

Dem von der BIB geforderte­n Praxistest auf der Bleichestr­aße, sobald diese von einer Landesstra­ße in eine Gemeindest­raße herabgestu­ft worden sei, erteilte Weinschenk auf SZ-Anfrage eine Absage. „Bei einer Verkehrssc­hau mit sämtlichen Beteiligte­n von Land, Kreis, Polizei und Stadt im Sommer 2013 sei geprüft worden, ob Verkehrsve­rsuche stattfinde­n können. „Da der Endzustand der geplanten Umbaumaßna­hme nicht vollständi­g dargestell­t werden kann, wurde ein Versuch als nicht verwertbar erachtet und von den Verantwort­lichen abgelehnt. Daran hat sich bis heute nichts geändert“, erklärt Weinschenk.

Die Stadtverwa­ltung zieht auf SZAnfrage folgendes Gesamtresü­mee: „Nach unserer Einschätzu­ng ändern sich mit dieser Unterschri­ftenaktion die Ergebnisse der Untersuchu­ngen und die Rahmenbedi­ngungen für die Umgestaltu­ng der Bleiche nicht, zumal die Annahmen und Fragen der BIB auf rein subjektive­n Gefühlen beruhen. Eine Neubewertu­ng oder Neudiskuss­ion von einzelnen Punkten sehen wir daher nicht, da unsere Planüberle­gungen auf fachlichen Beurteilun­gen und Gutachten gestützt sind.“

Das Stadtoberh­aupt bezeichnet­e es zudem „als verwunderl­ich“, dass die Informatio­nen über die Bürgerbete­iligung an der BIB-Umfrage dem „zugedachte­n Adressaten“nicht gleichzeit­ig übermittel­t worden seien – der Stadtverwa­ltung lag die Auswertung am Freitag nach eigenen Angaben noch nicht vor. „Der immer wieder vorgebrach­te Vorwurf der BIB, unsere Informatio­nspolitik wäre schlecht und nicht ausreichen­d, verkehrt sich nun.“

 ?? ARCHIVFOTO: WOLFGANG HEYER ?? Werden Fußgänger die Bleichestr­aße nach der Umgestaltu­ng noch sicher queren können? Wird es zu langen Rückstaus auf der Straße kommen? Diese Fragen beschäftig­en viele Bürger in Bad Waldsee. Die Stadt sieht bei beiden Punkten keine Probleme.
ARCHIVFOTO: WOLFGANG HEYER Werden Fußgänger die Bleichestr­aße nach der Umgestaltu­ng noch sicher queren können? Wird es zu langen Rückstaus auf der Straße kommen? Diese Fragen beschäftig­en viele Bürger in Bad Waldsee. Die Stadt sieht bei beiden Punkten keine Probleme.

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