Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Ruhe- und Zufluchtsort für Einheimische und Gäste
Das Schönstatt-Kapellchen ist ein Kleinod am Rand des Aulendorfer Stadtparks
AULENDORF - Das „Kapellchen“, wie es von vielen Einheimischen liebevoll genannt wird, nimmt eine Sonderstellung unter den Kapellen auf der Gemarkung Aulendorf ein. Ist es doch eine von weltweit mehr als 200 Kapellen der Schönstattbewegung, die sowohl außen wie innen entsprechend dem Vorbild des Urheiligtums in Vallendar gestaltet wurden. Zudem ist es auch die jüngste der Aulendorfer Kapellen, erbaut und eingeweiht im Jahr 1976.
Überwiegend ehrenamtliche Helfer haben vom Baubeginn am 10. Juli 1976 bis zur Einweihung durch Weihbischof Rieger am 24. Oktober 1976 in Rekordzeit für den Aufbau der Kapelle gesorgt, wie Alfred Sugg, Leiter des Schönstattzentrums, im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“berichtete.
Das Kapellchen mit dem Namen „Dilexit ecclesiam-Heiligtum“steht auf einer Anhöhe am Rand des Stadtparks. Bei gutem Wetter haben Besucher vom Vorplatz aus einen wunderschönen Blick über das Oberland bis hin zur Alpenkette. „Dilexit ecclesiam“bedeutet „Er liebte die Kirche“und geht auf Pater Kentenich zurück. Der Pallotiner und Gründer der marianischen Bewegung zur Zeit des Nationalsozialismus war und ist das große väterliche Vorbild der Schönstattbewegung, einer internationalen Bewegung innerhalb der katholischen Kirche. Entsprechend seiner Vision, einen Liebesbund mit Maria, der Muttergottes, zu schließen, wurden die Kapellen zum Gnaden- und Wallfahrtsort bestimmt. Möglich wurde der Bau der Aulendorfer Kapelle aber erst durch den beharrlichen Einsatz von Pfarrer Alfons Mai. Damals noch Kaplan in Aulendorf, setzte er sich für den Erwerb des Geländes auf dem Marienbühl ein.
Hans Eisele (Jahrgang 1931), ein Urgestein der Schönstattfamilie, war mutmaßlich beim Bau beteiligt und ist noch heute unermüdlich auf dem Gelände im Einsatz. „Jetzt gehe ich zum Angelus-Läuten“, erklärte er etwa kurz vor 12 Uhr mittags. Geläutet wird manuell, täglich um 12 Uhr und zusätzlich zu den Gottesdiensten. Eisele ist einer von vielen Ehrenamtlichen, die um die Kapelle und das Gelände bemüht sind. „Für unsere vielen ehrenamtlichen Helfer bin ich sehr dankbar“, äußerte sich der Leiter des Zentrums. Diese vielen helfenden Hände werden nicht zuletzt durch die liebevoll gestalteten Außenanlagen um die Kapelle herum deutlich, wo etwa von Hand beschriebene Steinplatten dem Besucher Impulse mit auf den Weg geben.
Ein neues Projekt, an dem ebenfalls viele Ehrenamtliche mitwirken, ist die „Gebetswache an unserer Quelle“. Wallfahrtsleiterin Adelheid Sugg erklärte, dass die Vision einer täglich zwölfstündigen Anbetung dahintersteht. Während dieser Anbetungszeit nehmen sich „die Beter“dann auch einem Gebetsanliegen von Menschen an, die ihre Sorgen und Nöte anonym auf einen Zettel niedergeschrieben und in ein verschlossenes Kästchen in der Kapelle eingeworfen haben. „Es ist unglaublich, wie hoch die Frequentierung der Kapelle ist“, weiß Sugg zu berichten. Oft würden Menschen bereits frühmorgens darauf warten, dass sie hineinkönnen.
Die Kapelle wird täglich um 8 Uhr geöffnet und ist dann bis in die Abendstunden zugänglich. Rund um die Uhr können außerhalb der Kapelle an einem geschützten Platz Kerzen angezündet werden, was rege angenommen wird. Etwa von Marlies G. deren Mann nach einem Krebsleiden in einer Aulendorfer Klinik zur Rehabilitation weilt. „Ich komme oft hierher, zünde ein Kerzchen an und bete für seine weitere Genesung“, gesteht sie und fügt hinzu, dass sie dann innen drin ganz ruhig werde und gestärkt wieder zurück gehen könne.