Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Bedenken gegen verkaufsoffenen Sonntag
Der neue Baienfurter evangelische Pfarrer lehnt ab – Gemeinderat stimmt trotzdem zu
BAIENFURT (ka) – Auf fast einstimmigen Beschluss des Gemeinderats soll es in diesem Jahr in Baienfurt wieder einen verkaufsoffenen Sonntag geben. Beim Marktplatzfest, am 15. Juli, sollen die Geschäfte von 11 bis 17 Uhr geöffnet haben. Der Gemeinderat beschloss eine sogenannte Allgemeinverfügung. Die Entscheidung liegt beim Landratsamt – Amt für Gewerbe.
Doch so reibungslos wie in früheren Jahren lief das diesmal nicht ab. Laut Ladenöffnungsgesetz müssen die kirchlichen Stellen angehört werden. Und so meldete der neue evangelische Pfarrer Martin Schöberl grundsätzliche Bedenken gegen den verkaufsoffenen Sonntag an, obwohl die Ladenöffnungszeiten außerhalb der Gottesdienstzeiten liegen. Schöberl bekam Schützenhilfe von Gemeinderat Torsten Thoma (G+U), der auch dem evangelischen Kirchengemeinderat angehört. Thoma beklagte die kurze Anhörungsfrist und sagte: „Wir haben einen verkaufsoffenen Sonntag in Baienfurt nicht nötig... Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Geschäfte das wollen."
Bei den Geschäften, die sich beteiligen können, handle es sich um die Mitglieder des Wirtschaftsbunds Baienfurt-Baindt, stellte Bürgermeister Günter A. Binder fest, nicht um Lebensmittel- und ähnliche Geschäfte. Er, Binder, könne sich nicht vorstellen, „dass wir so die Kultur des Sonntags unreparabel verletzen“.
In der Debatte wurde deutlich, dass es bei den laufend stattfindenden Flohmärkten, ebenfalls am Sonntag, nie Probleme mit den Kirchen gegeben habe. Der Flohmarkt sei auch nichts anderes als ein Verkaufsmarkt, bemerkte der Bürgermeister. Binder solle mit dem evangelischen Pfarrer Kontakt aufnehmen, regte Artur Kopka an, ehe der Gemeinderat bei einer Stimmenthaltung dem neuen verkaufsoffenen Sonntag zustimmte.
Ein Flohmarkt findet dieses Jahr in Baienfurt nicht statt.