Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Döchtbühlturm soll „wieder hergerichtet“werden
Enkelin des Turmerbauers meldet sich zu Wort – Kindheit und Jugend eng mit dem Turm verknüpft
Stadtarchivar Michael Barczyk hat den Abriss des Döchtbühlturms gefordert (die SZ berichtete). Die Stadt wies die Forderung zurück und verwies auf den Denkmalschutz, der einen Abbruch verbiete. Zahlreiche Leser haben sich seither bei der Redaktion gemeldet. Die Mehrheit spricht sich für einen Erhalt des Turms aus. Nun hat sich auch die Enkelin des Turmerbauers gemeldet und ihre Erinnerungen erzählt.
BAD WALDSEE (kik) - Der Döchtbühlturm gehört zu Bad Waldsee und sollte wieder hergerichtet werden: Diese Ansicht vertritt Hannelore Gessler, Enkelin des Erbauers des Döchtbühlturms. „Unsere Kindheit hat da oben stattgefunden, viele Erinnerungen sind mit dem Turm verbunden“, sagte die 79-Jährige im Gespräch mit der SZ.
Als Enkelin von Baumeister Karl Kerle, der sein Geschäft im Entenmoos hatte, hat die Waldseerin, die seit den 60er-Jahren in Weingarten lebt, viele Anekdoten rund um den Turm zu berichten. „Mein Großvater hat den Turm gebaut. Mein Vater, der auch Baumeister war und das Geschäft vom Großvater übernommen hatte, ist oft mit uns zum Turm und hat uns davon erzählt.“Die Jugend und Kindheit habe sich damals beim Döchtbühlturm abgespielt. So habe man sich dort zum Spielen mit Schulfreunden oder zum Schlittenfahren getroffen.
Auch mit dem ersten Freund war der Döchtbühlturm oder das Schwartenmagenhäusle der Treffpunkt schlechthin. „Erst ist man auf den Turm gegangen und zum Küssen dann ins Schwartenmagenhäusle.“Oft seien dort auch andere Pärchen gewesen. „Früher war das so: Sonntagmittags durfte man raus und entweder ist man um den Stadtsee gelaufen oder hat sich am Turm getroffen. Natürlich haben das alle so gemacht und so kam es oft vor, dass man nicht alleine war.“
Den Turm, das Schwartenmagenhäusle und der Waldbereich zwischen Bauernschule und heutigem Schulzentrum sei für Kinder und Jugendliche ein unbeaufsichtigter „Zufluchtsort“ gewesen. „Hier haben wir Freiraum gehabt.“
Als sie kürzlich in Waldsee war, sei sie „erschrocken“gewesen, in welch „verwahrlostem“Zustand der Turm sei. „Die Stadt sollte den Turm nicht so runterkommen lassen und ihn wieder herrichten.“