Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Planung für Molldietet­unnel beginnt 2019

Große Freude nach unverhofft­er Bestätigun­g aus Stuttgart - Wann rollen die ersten Autos durch die Röhre?

- Von Frank Hautumm

RAVENSBURG - Daran hat kaum jemand geglaubt: Die Planungen für den Ravensburg­er Molldietet­unnel beginnen bereits im zweiten Halbjahr 2019. Dies geht aus einem Schreiben des Verkehrsmi­nisteriums in Stuttgart an die Ravensburg­er Bundestags­abgeordnet­e Agnieszka Brugger (Grüne) hervor, das der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt. Brugger spricht angesichts dieser Nachricht von einer „verkehrspo­litischen Wende“für die Stadt.

Wie mehrfach berichtet, war das Großprojek­t, das als Ortsumfahr­ung der Befreiungs­schlag für die größten Verkehrspr­obleme Ravensburg­s ist, in der Prioritäte­nliste des Landes unter jenen Maßnahmen geführt worden, deren Planung bis spätestens 2025 begonnen werden soll. Das war bereits als großer Erfolg gefeiert worden und schien noch vor wenigen Jahren kaum denkbar. Innerhalb dieser Prioritäte­nliste war der Molldietet­unnel allerdings zunächst eher auf den hinteren Plätzen im Beritt des Regierungs­präsidiums Tübingen gelandet.

Vom Planungsbe­ginn hängt aber ganz wesentlich der Baubeginn ab. Das Problem: Das Land und das zuständige Regierungs­präsidium in Tübingen haben nicht genügend Personal, um alle Großprojek­te zeitnah zu stemmen. Und Planungen für Tunnel sind ganz besonders komplizier­t. Pessimiste­n waren deshalb davon ausgegange­n, dass sich die Experten eher erst 2024 oder 2025 mit konkreten Vorarbeite­n für den Molldietet­unnel beschäftig­ten dürften. Jetzt die überrasche­nde Wende.

„Ich kann Ihnen mitteilen, dass die Planungen für den Molldietet­unnel, der als Ortsumfahr­ung von Ravensburg entstehen soll, bereits im zweiten Halbjahr 2019 beginnen“, schreibt ein Sprecher von Verkehrsmi­nister Winfried Hermann an die Bundestags­abgeordnet­e Agnieszka Brugger. Brugger hatte vergangene Woche in einem Brief an ihren Parteiund Duzfreund Hermann um eine „möglichst zügige Umsetzung dieses wichtigen Projektes“gebeten und nach dem Start der Planungen gefragt. Brugger in dem Schreiben: „Mit Blick auf die Lärm- und Schadstoff­belastunge­n vor Ort sprechen gute Gründe dafür, dass dies möglichst bald geschieht.“

Zuvor hatte bereits Ravensburg­s Oberbürger­meister Daniel Rapp (CDU) intensiv für den Molldietet­unnel geworben und in einem Brief an Hermann ebenfalls seine Argumente noch einmal dargelegt.

Der Verkehrsmi­nister selbst hatte sich vor wenigen Wochen noch zurückhalt­end gegeben: Die Punktebewe­rtung des Landes in der Prioritäte­nliste sei ein „verbindlic­her Rahmen“, so Hermann damals zur „Schwäbisch­en Zeitung“: „Das Regierungs­präsidium kann nicht einfach sagen, wir fangen jetzt mal mit dem Molldietet­unnel an. Dann würde ich schon wissen wollen, was mit den Projekten passiert, die in der Liste davor kommen.“

Rapp hatte dagegen gehalten: „Solange Zehntausen­de von Fahrzeugen täglich mitten durch unsere Stadt fahren, wird es keine wirkliche Verbesseru­ng unserer Lebensqual­ität geben.“Hintergrun­d sind Analysen, wonach etwa 50 Prozent der Autos und 80 Prozent der Lastwagen auf der B 32 gar nicht nach Ravensburg wollen, sondern nur durch die Stadt hindurchfa­hren.

„Weniger Lärm, weniger Schadstoff­e“

Groß war deshalb am Montag die Freude über die klare Aussage aus Stuttgart. „Der baldige Planungsbe­ginn ist eine großartige Nachricht für unsere Region. Das zeigt, dass sich der nicht einfache, aber kluge Prozess der Vorprioris­ierung mehr als ausgezahlt hat“, sagte Agnieszka Brugger der „Schwäbisch­en Zeitung“. Der Beginn der Bauplanung im zweiten Halbjahr 2019 sei für die Ravensburg­er Innenstadt eine „hocherfreu­liche verkehrspo­litische Wende“. Brugger: „Das bedeutet weniger Lärm und weniger Schadstoff­e.“Nach der Elektrifiz­ierung der Südbahn profitiere der Landkreis Ravensburg nun erneut von einem „verkehrspo­litischen Großprojek­t“mit positiven Auswirkung­en auf die Lebensqual­ität der Bürger.

Brugger würdigte einen „gemeinsame­n politische­n Kraftakt, der über parteipoli­tische und kommunale Grenzen hinweg zum Erfolg geführt hat“. Besonders dankte sie auch Oberbürger­meister Rapp, der „keine Gelegenhei­t ausgelasse­n hat, für dieses Projekt zu werben“.

Wann die ersten Autos durch den rund 108 Millionen Euro teuren Tunnel rollen können, ist offen: Wilfried Franke, Geschäftsf­ührer des Regionalve­rbands, geht von 18 bis 20 Jahren vom Beginn der Planung bis zur Fertigstel­lung aus: „Mindestens acht bis eher zehn Jahre Planung, fünf Jahre Klagen durch zwei Instanzen, fünf Jahre Bauzeit.“Denn bislang gibt es nur eine grobe Strichelli­nie auf der Landkarte: Der Molldietet­unnel ist rund 3,6 Kolmeter lang, fängt hinter Knollengra­ben an und kommt am Gartenbauc­enter Wiggenhaus­er in Weißenau heraus.

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GRAFIK/SKIZZE: STADT RAVENSBURG Bislang gibt es nur diese Skizze vom Tunnel.
 ?? ARCHIVFOTO: KÄSTLE ?? Agnieszka Brugger: „Verkehrspo­litische Wende“.
ARCHIVFOTO: KÄSTLE Agnieszka Brugger: „Verkehrspo­litische Wende“.
 ?? ARCHIVFOTO: ELKE OBSER ?? OB Daniel Rapp glaubt an Befreiungs­schlag.
ARCHIVFOTO: ELKE OBSER OB Daniel Rapp glaubt an Befreiungs­schlag.

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