Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Planung für Molldietetunnel beginnt 2019
Große Freude nach unverhoffter Bestätigung aus Stuttgart - Wann rollen die ersten Autos durch die Röhre?
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RAVENSBURG - Daran hat kaum jemand geglaubt: Die Planungen für den Ravensburger Molldietetunnel beginnen bereits im zweiten Halbjahr 2019. Dies geht aus einem Schreiben des Verkehrsministeriums in Stuttgart an die Ravensburger Bundestagsabgeordnete Agnieszka Brugger (Grüne) hervor, das der „Schwäbischen Zeitung“vorliegt. Brugger spricht angesichts dieser Nachricht von einer „verkehrspolitischen Wende“für die Stadt.
Wie mehrfach berichtet, war das Großprojekt, das als Ortsumfahrung der Befreiungsschlag für die größten Verkehrsprobleme Ravensburgs ist, in der Prioritätenliste des Landes unter jenen Maßnahmen geführt worden, deren Planung bis spätestens 2025 begonnen werden soll. Das war bereits als großer Erfolg gefeiert worden und schien noch vor wenigen Jahren kaum denkbar. Innerhalb dieser Prioritätenliste war der Molldietetunnel allerdings zunächst eher auf den hinteren Plätzen im Beritt des Regierungspräsidiums Tübingen gelandet.
Vom Planungsbeginn hängt aber ganz wesentlich der Baubeginn ab. Das Problem: Das Land und das zuständige Regierungspräsidium in Tübingen haben nicht genügend Personal, um alle Großprojekte zeitnah zu stemmen. Und Planungen für Tunnel sind ganz besonders kompliziert. Pessimisten waren deshalb davon ausgegangen, dass sich die Experten eher erst 2024 oder 2025 mit konkreten Vorarbeiten für den Molldietetunnel beschäftigten dürften. Jetzt die überraschende Wende.
„Ich kann Ihnen mitteilen, dass die Planungen für den Molldietetunnel, der als Ortsumfahrung von Ravensburg entstehen soll, bereits im zweiten Halbjahr 2019 beginnen“, schreibt ein Sprecher von Verkehrsminister Winfried Hermann an die Bundestagsabgeordnete Agnieszka Brugger. Brugger hatte vergangene Woche in einem Brief an ihren Parteiund Duzfreund Hermann um eine „möglichst zügige Umsetzung dieses wichtigen Projektes“gebeten und nach dem Start der Planungen gefragt. Brugger in dem Schreiben: „Mit Blick auf die Lärm- und Schadstoffbelastungen vor Ort sprechen gute Gründe dafür, dass dies möglichst bald geschieht.“
Zuvor hatte bereits Ravensburgs Oberbürgermeister Daniel Rapp (CDU) intensiv für den Molldietetunnel geworben und in einem Brief an Hermann ebenfalls seine Argumente noch einmal dargelegt.
Der Verkehrsminister selbst hatte sich vor wenigen Wochen noch zurückhaltend gegeben: Die Punktebewertung des Landes in der Prioritätenliste sei ein „verbindlicher Rahmen“, so Hermann damals zur „Schwäbischen Zeitung“: „Das Regierungspräsidium kann nicht einfach sagen, wir fangen jetzt mal mit dem Molldietetunnel an. Dann würde ich schon wissen wollen, was mit den Projekten passiert, die in der Liste davor kommen.“
Rapp hatte dagegen gehalten: „Solange Zehntausende von Fahrzeugen täglich mitten durch unsere Stadt fahren, wird es keine wirkliche Verbesserung unserer Lebensqualität geben.“Hintergrund sind Analysen, wonach etwa 50 Prozent der Autos und 80 Prozent der Lastwagen auf der B 32 gar nicht nach Ravensburg wollen, sondern nur durch die Stadt hindurchfahren.
„Weniger Lärm, weniger Schadstoffe“
Groß war deshalb am Montag die Freude über die klare Aussage aus Stuttgart. „Der baldige Planungsbeginn ist eine großartige Nachricht für unsere Region. Das zeigt, dass sich der nicht einfache, aber kluge Prozess der Vorpriorisierung mehr als ausgezahlt hat“, sagte Agnieszka Brugger der „Schwäbischen Zeitung“. Der Beginn der Bauplanung im zweiten Halbjahr 2019 sei für die Ravensburger Innenstadt eine „hocherfreuliche verkehrspolitische Wende“. Brugger: „Das bedeutet weniger Lärm und weniger Schadstoffe.“Nach der Elektrifizierung der Südbahn profitiere der Landkreis Ravensburg nun erneut von einem „verkehrspolitischen Großprojekt“mit positiven Auswirkungen auf die Lebensqualität der Bürger.
Brugger würdigte einen „gemeinsamen politischen Kraftakt, der über parteipolitische und kommunale Grenzen hinweg zum Erfolg geführt hat“. Besonders dankte sie auch Oberbürgermeister Rapp, der „keine Gelegenheit ausgelassen hat, für dieses Projekt zu werben“.
Wann die ersten Autos durch den rund 108 Millionen Euro teuren Tunnel rollen können, ist offen: Wilfried Franke, Geschäftsführer des Regionalverbands, geht von 18 bis 20 Jahren vom Beginn der Planung bis zur Fertigstellung aus: „Mindestens acht bis eher zehn Jahre Planung, fünf Jahre Klagen durch zwei Instanzen, fünf Jahre Bauzeit.“Denn bislang gibt es nur eine grobe Strichellinie auf der Landkarte: Der Molldietetunnel ist rund 3,6 Kolmeter lang, fängt hinter Knollengraben an und kommt am Gartenbaucenter Wiggenhauser in Weißenau heraus.