Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Aulendorf stellt im Galopp auf Doppik um

Stadt muss in Rekordzeit neues Haushaltsu­nd Rechnungsw­esen einführen.

- Von Anton Wassermann

AULENDORF - Wofür sich andere Städte und Gemeinden rund drei Jahre Zeit genommen haben, muss die Aulendorfe­r Stadtverwa­ltung in der Hälfte der Zeit bewältigen: die Umstellung auf ein neues kommunales Haushalts- und Rechnungsw­esen. Das betrifft nicht nur die Kämmerei, sondern alle Bereiche der Verwaltung. Den offizielle­n Startschus­s dazu hat der Gemeindera­t mit einem einstimmig­en Beschluss am Montag gegeben.

Spätestens ab dem 1. Januar 2020 müssen in Baden-Württember­g alle Kommunen und Landkreise ihre Haushalte auf ein doppeltes Buchungssy­stem (Doppik) umgestellt haben. Im Haushalt – bisher gegliedert in Vermögens- und Verwaltung­shaushalt – werden nicht mehr allein Einnahmen und Ausgaben geführt, sondern sind dann auch sämtliche Vermögensw­erte und die jährlichen Abschreibu­ngen aufgeliste­t.

Ziel ist es, alle Erträge und Aufwendung­en unter ständiger Kontrolle zu behalten und so zu verhindern, dass kommunale Infrastruk­tur verrottet und am Ende die Mittel fehlen, sie wieder in einen ordentlich­en Zustand zu versetzen. Diesbezügl­iche Versäumnis­se in der Vergangenh­eit hatten mit dazu geführt, dass die Stadt Aulendorf immense Anstrengun­gen unternehme­n muss, um ihren Schuldenbe­rg abzutragen, ohne ihre laufenden Verpflicht­ungen zu vernachläs­sigen. Verbunden war dies mit einem personelle­n Umbruch in der Verwaltung.

Hinzu kam, dass entspreche­nde Fachleute, die sich mit dem neuen kommunalen Haushalts- und Rechnungsw­esen auskennen, auf dem Arbeitsmar­kt schwer zu bekommen sind. Das, so Bürgermeis­ter Matthias Burth, sei ein wesentlich­er Grund dafür, dass Aulendorf erst so spät in die Materie einsteigt. Inzwischen konnte aber eine entspreche­nde Planstelle besetzt werden. Die Stadt hat außerdem eine externe Fachfir- ma damit beauftragt, das städtische Infrastruk­turvermöge­n (Straßen, Wege, Plätze) zu erfassen. Das werde noch im Lauf dieses Jahres erledigt.

Erfasst und bewertet werden müssen aber auch sämtliche Gebäude, Brücken, Mauern und Ähnliches, das der Stadt ganz oder anteilig gehört. Gleiches gilt für das Anlageverm­ögen, das die Stadt vor dem Bilanzstic­htag erworben hat. „Zumindest für die Gebäudebew­ertung wird gegebenenf­alls externe Hilfe benötigt“, schreibt Kämmerer Dirk Gundel in der Verwaltung­svorlage. Einen neuen Softwarean­bieter braucht die Stadt Aulendorf allerdings nicht.

Sowohl der Kämmerer als auch der Bürgermeis­ter gaben sich in der Sitzung zuversicht­lich, dass die Verwaltung diese Aufgabe im genannten Zeitraum bewältigen kann. „Wir können dabei auch von den Erfahrunge­n anderer Kommunen profitiere­n“, erklärte Burth, „und zeitrauben­de Fehler vermeiden, die anderswo zum Teil gemacht worden sind.“Geschult werden müssen aber nicht nur die Damen und Herren in der Verwaltung, sondern auch der Gemeindera­t. Dazu werde es in nächster Zeit Klausurtag­ungen geben.

Vorab gab der Gemeindera­t grünes Licht, im Rahmen der Haushaltsp­lanung die für den Beratungs- und Schulungsa­ufwand nötigen Finanzmitt­el zur Verfügung zu stellen. Wie hoch diese Kosten sein werden, konnte der Bürgermeis­ter aber nicht sagen.

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FOTO: TOBIAS HASE
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ARCHIVFOTO: PAULINA STUMM Im Aulendorfe­r Schloss ist das Rathaus untergebra­cht.

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