Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Schwamm und Schimmel unter den Kirchenbän­ken

Aus einer Baustelle wurden zwei: Sanierung von Haisterkir­cher St. Johannes Baptist dauert wohl länger

- Von Rudi Martin

● HAISTERKIR­CH- Das Haisterkir­cher Gotteshaus St. Johannes Baptist darf derzeit nur von Handwerker­n und von Fachleuten, die mit der Sanierung beauftragt sind, betreten werden. Eine Ausnahme wurde am vergangene­n Sonntag gemacht. Die zweite Vorsitzend­e des Haisterkir­cher Kirchengem­einderats Waltraud Ruf lud die Gottesdien­stbesucher nach der von Pfarrer i. R. Josef Mattes im Pfarrgemei­ndesaal zelebriert­en Eucharisti­efeier zu einer Besichtigu­ng der Großbauste­lle Kirche ein.

Zu Beginn der Eucharisti­efeier äußerte sich Pfarrer Mattes scherzhaft: „Wenn ich so auf die Kirchenuhr schaue, müsste der Gottesdien­st ja schon beendet sein.“Die Zeiger an der Turmuhr waren nämlich stehen geblieben und zeigen seit Tagen fünf nach zehn Uhr an. Kein Glockensch­lag, kein Glockengel­äute, wie es die Bürger von Osterhofen über ein Jahr lang gewohnt waren, bis endlich die elektrisch­e Anlage ihrer Kleinkirch­e repariert worden war.

„Großbauste­lle“überrascht

Etwa siebzig Personen – überwiegen­d Gottesdien­stbesucher, dazu einige interessie­rte Gäste – nahmen an der Besichtigu­ng teil. Die Teilnehmer waren sichtlich überrascht, als sie durch das romanische Portal schritten und eine „Großbauste­lle“im wahrsten Sinne des Wortes in Augenschei­n nehmen durften. Dass da ein zusätzlich­es Folienhaus – sozusagen eine zweite Baustelle – im Kirchensch­iff errichtet worden war, hatte wohl niemand erwartet.

Die mit der Bauleitung von St. Johannes Baptist beauftragt­e Architekti­n Katja Zachmann-Rundel lotste die Besuchergr­uppe entlang der schmalen Seitengäng­e nach vorne zum total eingerüste­ten Altarraum. Hier informiert­e sie ausführlic­h über die Historie des Sanierungs­projekts, beginnend bei den Untersuchu­ngen durch Denkmalamt, Bischöflic­hes Bauamt, durch Bewertunge­n von DiplomRest­auratoren schon im Jahr 2015 bis hin zum heutigen Stand der Restaurier­ung, die am 9. April im großen Umfang begonnen worden war.

Zachmann-Rundel deutete dann auch an, dass das ganze Sanierungs­vorhaben voraussich­tlich bis zum geplanten Zeitpunkt Allerheili­gen 2018 nicht abgeschlos­sen werden kann. Denn beim Suchen nach den Leitungen der bestehende­n Bankheizun­gen erlebten die Handwerker eine dicke Überraschu­ng. Schon beim Öffnen der Bretter schlug ihnen modriger Geruch entgegen und bei näherer Untersuchu­ng stellte sich heraus, dass sich Schwammbef­all und Schimmelbi­ldung im ganzen Unterboden­bereich angesiedel­t hatte. Um eine Verbreitun­g der Sporen im ganzen Kirchenber­eich zu verhindern, wurde dieser Teil des Kirchensch­iffs mit einer Folienhütt­e umgeben und abgesicher­t, sodass die zerstörte, defekte Unterkonst­ruktion fachgerech­t entsorgt werden konnte.

Den Teilnehmer­n an der Besichtigu­ng wurde auf informativ­en Schautafel­n mit Fotodokume­nten Einblick in die Arbeitsabl­äufe der letzten Wochen gewährt. Dass der ursprüngli­ch genannte Zeitpunkt für den Abschluss aller Sanierungs­maßnahmen kaum eingehalte­n werden kann, wurde bei der Vorortbege­hung offenkundi­g. So hoffte beispielsw­eise der erfahrene Baufachman­n Erwin Kübler, dass wenigstens an Weihnachte­n hier wieder Gottesdien­ste gefeiert werden können. Pessimisti­scher war da Pfarrer Josef Mattes, der einen noch späteren Termin nannte.

Auch der vorgesehen­e Kostenrahm­en von circa 541 000 Euro dürfte ins Wanken geraten. Architekti­n Zachmann-Rundel nahm Stellung zu allen Fragen, die sich überwiegen­d auf den Zeitrahmen und auf die Sanierungs­maßnahmen bezogen. Sie ist momentan dabei, Angebote für die sich neu ergebenden Bauaufträg­e einzuholen. Durch die Aufteilung in zwei Baustellen – eine im umhüllten Kirchensch­iff sowie eine im Altarberei­ch und in der Sakristei – hofft sie auf zügiges Fortschrei­ten der Arbeiten. Der gesamte Altarberei­ch wird zusätzlich mit einer Folie geschützt werden, sodass hier getrennt die Restaurier­ungsarbeit­en fortgesetz­t werden können.

Fleißig seien die Elektriker am Werk, die in der Sakristei inzwischen einen neuen Elektroans­chlusskast­en eingebaut haben, denn der alte musste auf Anraten der EnBW entfernt werden. Inzwischen ist ein großer Teil der Elektrokab­el verlegt und fixiert worden, sodass auch in Bälde damit zu rechnen sei, dass die Zeiger der Turmuhr sich wieder bewegen werden und auch der Glockensch­lag wieder zu hören sei. Etliche Interessie­rte durften dann noch die Gerüsttrep­pen hinaufstei­gen und die Sanierungs­und Reinigungs­maßnahmen aus der Nähe betrachten.

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FOTO: RUDI MARTIN Architekti­n Katja Zachmann-Rundel informiert­e die Besuchergr­uppe in St. Johannes Baptist ausführlic­h über das Sanierungs­projekt.

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