Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Virenschut­z für den Mac: Hopp oder top?

Bei Bedrohunge­n im Internet fällt meist nur das Stichwort Windows

- Von Benjamin Krüger

HANNOVER (dpa) – Das Betriebssy­stem von Microsoft nehmen Hacker und Betrüger allzu oft ins Visier. Angesichts der schieren Verbreitun­g von Windows wundert das nicht. Und was ist mit Apples macOS, ist dann die folgericht­ige Frage: Sind Mac-Rechner sicherer als Windows-PCs? Und wenn ja, liegt das nur an der geringeren Verbreitun­g?

Stephan Ehrmann, Chefredakt­eur der Fachzeitsc­hrift „Mac & i“, sieht Macs in puncto Sicherheit ganz klar vorne: „Die Sicherheit­sarchitekt­ur von macOS ist sehr durchdacht und deckt die Großzahl der Bedrohunge­n von sich aus gut ab.“

Dazu zählt etwa die Sandbox-Architektu­r, die dafür sorgt, dass Prozesse nur auf die für sie genehmigte­n Bereiche zugreifen können, ganz ähnlich wie bei den mobilen Betriebssy­stemen iOS und Android.

Auch einen einfachen Virenscann­er hat jeder Mac gleich mit an Bord. Das mitgeliefe­rte XProtect ist kleiner und schlanker als andere Virenscann­er. Für Ehrmann ein klarer Vorteil: „Im Gegensatz zu den aufgeblase­nen Virenscann­ern auf dem Markt verbraucht XProtect kaum Ressourcen, die das System ausbremsen könnten.“

Mac als Angriffszi­el unattrakti­ver

Neben der Architektu­r hat macOS besagten weiteren Vorteil: die geringere Verbreitun­g. Allein der erheblich geringere Marktantei­l gegenüber Windows macht Macs zu einem unattrakti­ven Angriffszi­el für Kriminelle. Der Aufwand für die verhältnis­mäßig wenigen Angriffszi­ele ist oftmals zu groß und lohnt kaum - auch und gerade weil Windows-Systeme eine größere Nutzerscha­ft und Angriffsfl­äche böten, erklärt Stephan Ehrmann. „Für Macs wird aus diesem Grund viel weniger Malware geschriebe­n.“

Nach Einschätzu­ng der Hersteller von Virenscann­ern steigen die Mac-Bedrohunge­n mehr oder weniger rasant an. McAfee etwa beziffert die Zahl der sich im Umlauf befindlich­en MacSchadpr­ogramme in seinem Threat Report (März 2018) Anfang 2016 noch mit 100.000. Und Ende 2017 sollen es demnach bereits mehr als 700 000 gewesen sein.

Das klingt viel, ist aber immer noch nicht vergleichb­ar mit den Millionen Angriffen auf Windows-Systeme jeden Tag.

Ehrmann sieht in solchen Zahlen eher Panikmache der Virenscann­erAnbieter und rät von einem zusätzlich­en Virenscann­er ab auch weil der Virenscann­er selbst zum Risiko für den Mac werden könnte: „Die Scanner können selbst Sicherheit­slücken haben, die Hacker ausnutzen könnten. So machen sie das System potenziell sogar unsicherer.“Auch Chris Wojzechows­ki vom Institut für Internetsi­cherheit vertraut auf die mitgeliefe­rte Apple-Lösung und verzichtet auf einen zusätzlich­en Scanner. „Die meisten Sicherheit­slücken für Apple kommen nur unter Laborbedin­gungen zum Tragen, in der Praxis sind sie aber kaum auszunutze­n“, erklärt er seine Beweggründ­e. Um den Mac ordentlich zu schützen, empfiehlt Wojzechows­ki daher, die integriert­en Lösungen bestmöglic­h zu nutzen.

Mit FileVault etwa lassen sich wichtige Daten bequem verschlüss­eln. Damit sind sie selbst im Falle einer erfolgreic­hen Attacke oder bei Verlust des MacBooks vor fremden Blicken geschützt. Wojzechwos­ki rät auch, das Backup-Programm Time Machine zu nutzen. Das Programm legt in regelmäßig­en Abständen Sicherunge­n an, um einem Datenverlu­st vorzubeuge­n.

Beide Programme sind fester Bestandtei­l von macOS und somit auf jedem Mac zu finden. Für den Einsatz eines zusätzlich­en Virenscann­ers fallen Chris Wojzechows­ki höchstens zwei Argumente ein: Eine zusätzlich­e Sicherheit­sbarriere schaffen, was in Unternehme­n oft Pflicht ist. Und die im Vergleich zum integriert­en XProtect unter Umständen höhere Aktualisie­rungsrate der Scanner.

Kostenlose Variante genügt

Entscheide­t man sich für einen zusätzlich­en Virenscann­er, genügt aber meist auch die kostenlose Variante. Die schützt in der Regel ebenso gut, wird aber meist nur einmal am Tag aktualisie­rt, wohingegen die Bezahlvari­anten oft stündlich Updates bekommen.

Die „Mac & i“kommt in einem Test zu dem Ergebnis, dass besonders die kostenlose­n Virenscann­er gute Arbeit leisten, ohne das System durch zu großen Ressourcen-Hunger auszubrems­en. Dazu zählen die Antiviren-Programme Sophos Home, Avast Free Mac Security oder AVG Antivirus.

Unbedingt notwendig ist den Experten zufolge unterm Strich aber keines davon, solange Macs weiterhin auf eine sichere Architektu­r setzen und für Hacker ein vergleichs­weise unattrakti­ves Ziel bleiben.

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FOTO: DPA Die Frage, wie groß die Virengefah­r bei Macs wirklich ist, sorgt oft für Verunsiche­rung.

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