Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Mittelalte­rlicher Kirchenbod­en in Biberach entdeckt

Bei der Sanierung von St. Martin kommen Terrakotta­platten und Knochen ans Licht

- Von Tanja Bosch

BIBERACH - Für den evangelisc­hen Stadtpfarr­er Ulrich Heinzelman­n ist es eine kleine Sensation, was die Bauarbeite­r vergangene Woche in der Stadtpfarr­kirche St. Martin bei der Sanierung entdeckt haben: Es wurden mehr als 50 Bodenplatt­en aus dem Mittelalte­r ausgegrabe­n. „Sie haben hübsche Terrakotta­platten aus dem 15. Jahrhunder­t gefunden“, sagt er. „Das ist sehr spannend, denn wir wussten bisher nicht, was sich alles unter dem bisherigen Boden verbirgt.“

Bereits am Tag nach dem Fund kam ein Archäologe in die Kirche und begutachte­te den „Schatz“. „Wenn wir alte Fundamente finden, müssen wir das dem Landesdenk­malamt melden und das entscheide­t dann, was zu tun ist“, sagt Heinzelman­n. Mittlerwei­le wurden die historisch­en Bodenplatt­en herausgeno­mmen und konservier­t. „Beate Schmid, die zuständige Referentin beim Landesdenk­malamt, hat uns Hoffnungen gemacht, dass wir zumindest einen Teil der Platten zurückbeko­mmen“, so Ulrich Heinzelman­n. „Es wäre schön, wenn wir in der Kirche einen geeignet Platz finden, wo wir sie ausstellen können.“

So ein Fund ist etwas Besonderes: „Bisher wussten wir nicht, wie der Fußboden der Kirche früher ausgesehen hat, und jetzt können wir uns das schon besser vorstellen“, so der Pfarrer. Auf den historisch­en Platten ist Eichenlaub abgebildet. Die Vermutung liegt nahe, dass die Platten immer so gelegt waren, dass sie einen Kranz aus vier Eichenblät­tern bilden. „Das soll im Mittelalte­r so üblich gewesen sein, hat uns der Archäologe gesagt.“

Knochen werden bestattet

Neben den Terrakotta­platten aus dem Mittelalte­r finden die Bauarbeite­r auch immer mal wieder Knochen und andere „merkwürdig­e Dinge“, wie Pfarrer Heinzelman­n beschreibt. So zum Beispiel eine glasierte Ofenkachel, ebenfalls aus dem 15. Jahrhunder­t, ein Stück einer Enghalsfla­sche, Stücke von Grabplatte­n und eben auch menschlich­e Knochen. „Früher war es üblich, dass die Stifter in der Kirche beerdigt wurden“, sagt Heinzelman­n. In einer Wand ist immer noch ein kompletter Unterschen­kelknochen zu sehen. „Wir wissen noch nicht, was mit dem Knochen passiert. Ob er rauskommt oder vielleicht auch drin bleibt.“Andere Knochenres­te seien erst vor ein paar Tagen bestattet worden. „Ich glaube, das sind wir unseren Verstorben­en schuldig.“

 ?? FOTO: TANJA BOSCH ?? Auf den historisch­en Bodenplatt­en ist Eichenlaub abgebildet. Die Vermutung liegt nahe, dass die Platten immer so gelegt waren, dass sie einen Kranz aus vier Eichenblät­tern bilden.
FOTO: TANJA BOSCH Auf den historisch­en Bodenplatt­en ist Eichenlaub abgebildet. Die Vermutung liegt nahe, dass die Platten immer so gelegt waren, dass sie einen Kranz aus vier Eichenblät­tern bilden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany